Ingos Zorn fängt an

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„Du warst also bei einer Freundin.", Lea sah mich leicht wütend an. „Ich dachte du hättest einen Freund?", fragte mich Lea tadelnd. Ich wusste nicht wie ich aus dieser Situation hinaus kommen sollte. Ich wusste das Lea sehr hartnäckig war und nicht aufgeben würde. „Ja gut. Entschuldige ich habe dich angelogen", gab ich zu. Sie sah mich nunmehr vollends wütend an. „Ich bin deine beste Freundin. Warum lügst du mich an? Hast du das nötig?", fragte sie verletzt. „Ich weiß doch."; erwiderte ich. „Tut mir leid. Wirklich. Ich werde es nicht mehr tun."

Ich sah Lea an das sie nicht wirklich zufrieden war mit dem was ich ihr sagte, doch blies sie es fürs erste dabei.

Wir setzten uns ins Wohnzimmer und ließen uns vom Fernsehprogramm beschallen. Es lief nichts interessantes. Kein Film, keine Nachrichten, nur irgendwelche Polizisten die versuchten ihre Fälle so realistisch wie möglich darzustellen. Zwischendurch mussten wir lachen, da es echt albern wurde. Da hatten sich doch tatsächlich Jugendliche in Plastik eingerollt und hingen von einem Baum herunter. Und wofür? Für Youtube. Die heutige Jugend war echt nicht zu verstehen. Und da sprach ich nicht von meinem Alter. Nein, ich sprach von teilweise 14 jährigen. Allerdings war ich mir nicht sicher ob sich so ein Fall wirklich abgespielt hatte, oder ob das Fernsehen nicht etwas übertrieben hatte, alles für die Viewerzahl.

Als es uns dann doch zu blöd wurde, warfen wir eine DVD ein und sahen uns Stolz und Vorurteil an. Ein schöner Film. Den hatte ich mir schon etliche male angesehen und bekam nicht genug davon. Als die DVD zu Ende war und wir schon die Zeit vergessen hatten, kam Ingo von der Arbeit nach Hause. Oh weia, das gibt Ärger, dachte ich mir und verabschiedete mich von Lea. Ich versprach ihr, mich in zwei Tagen bei ihr zu melden. Ingo stand in der Küche. Da stand er. Groß, kräftig gebaut und sah mich mit seinen großen Eis blauen Augen zornig an.

„Ist die Prinzessin also wieder aufgetaucht.", sagte er in ruhiger Stimme. Ich war mir nicht sicher ob das ein Kompliment war oder eine Beleidigung. „Es tut mir leid.", sagte ich beschämt und sah zu Boden. Bei Ingo halfen keine Ausreden. Wenn man sich nicht an Regeln hielt, und dazu gehörte es sich abzumelden, war er immer wütend und streng. Wenn Ingo wütend war, gab es nichts zu lachen. Das wusste ich. Vorsichtig ging ich einen Schritt zurück. Doch Ingo merkte das. „Hier geblieben Fräulein.", sagte er etwas zu laut und packte mich am Arm. Ich zuckte unter seiner Berührung zusammen, denn er war nicht zimperlich. „Du tust mir weh!", ich versuchte mich aus seiner Bewegung zu befreien, doch zwecklos. Je mehr ich mich wand, desto fester packte er zu. Er schleifte mich zur Treppe. „Hoch mit dir!", schrie er fast. Ich stolperte die ersten Stufen hinauf. „Schneller!", rief er hinter mir und rammte mir sein Knie in mein Hinterteil. Ich wimmerte. „Es tut mir wirklich Leid. Ich habe mich auch schon bei Tatjana entschuldigt.", flehte ich und blieb, oben angekommen stehen. Ich sah zu Ingo und wollte mich ducken, seinem Schlag ausweichen, doch war ich zu langsam. Seine Faust traf mich an der Wange, taumelte zurück und fiel hin. Ingo war immer so zu mir gewesen. Obwohl, nein nicht immer. Es fing an, als Johanna gestorben war. Ich verdrängte die Bilder von dem Unfall. Taten die Erinnerungen mir zu sehr weh.

„Wie kannst du es wagen, meiner Frau solche ein Kummer zu bereiten?", Ingo riss mich am Arm so hoch, dass er mich fast trug. Mit der anderen Hand öffnete er meine Zimmertür und warf mich hinein. „Bitte nicht.", flehte ich. Tränen liefen über meine Wange. „Es war keine Absicht. Ich mach das nie wieder. Bitte nicht.", ich wimmerte.

Ingo schloss die Tür hinter sich, schloss sie ab und sah von oben auf mich herab.

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