Ein kleines bisschen Klarheit

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Ingo setzte grad wieder zum brüllen an, als sich die Haustür öffnete. Tatjana war wieder da. Das war die Rettung des Abends für mich. Mittlerweile war es nun auch fast Zwölf Uhr. Tatjana schien heute länger gearbeitet zu haben. „Ich bin wieder daha.¨, säuselte sie glücklich und kam in die Küche. Sie sah den zerbrochenen Teller und kräuselte ihre Lippen.

„Ingo mein Liebster. Warst du wieder tollpatschig.¨

Ich schmunzelte. „Nein. Joana, der kleine Tollpatsch hat den Teller fallen lassen.¨, entgegnete Ingo erbost. Tatajana kam zu mir und strich mir über den Kopf. „Kann ja mal passieren.¨, wisperte sie und machte sich dran die Scherben aufzusammeln.

„Liebes, lass mich das machen.¨, bat Ingo mit liebevoller Stimme. Ich konnte mir dieses gesäusel nicht weiter antun. Ich verließ die Küche und machte mich auf den Weg nach oben in mein Zimmer. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und hielt nach Tengu Ausschau, doch er war nirgends zu finden. Ich fragte mich wo er wohl gerade war.

Kian setzte sich auf meinen Bauch und sah mich an. So eine wie dich habe ich noch nie gesehen. Du scheinst nicht viel Wissen zu besitzen.

Was konnte er denn noch alles in mir sehen? „Nein, ich bin hineingestolpert." So konnte man es auch bezeichnen. „Hast du schon viele von meiner Art gesehen?", fragte ich neugierig Vielleicht konnte er mir erklären was hier los war.

Kian putze sein Fell und veranstaltete Katzenyoga. Ich bin eine Nekomata. Ich bin aber nicht wie die anderen. Ich gehe davon aus, jede andere hätte dich angegriffen. Ich dachte darüber nach. Es hatte auch so ausgesehen als wollte er uns angreifen.

Ich war verwundert das du jemanden wie mich gerufen hast. Normalerweise werden wir Nekomata gejagt. Ich schmunzelte. Eigentlich war es ein versehen. Ich wusste nicht wer sich hinter der glühenden Aura steckte. Ich wusste ja nicht das man da unterschiede macht. Mich hatte ja schließlich noch keiner aufgeklärt. Ich war ziemlich einsam, weißt du. Ich habe meinen Besitzer vor langer Zeit verloren. Seitdem bin ich alleine und werde von den meisten gemieden. Er hatte schon mal einen Besitzer gehabt? Also hatte er schon Erfahrungen?

„Wie hast du deinen Besitzer verloren?", fragte ich vorsichtig. Kian hörte auf sich zu putzen. Seine Braunen Augen fixierten mich. „Entschuldigung. Das geht mich nichts an."

Joana, er ist gestorben weil er zu alt war. „Oh.", damit hatte ich nicht gerechnet. Also steckte ich in dieser misslichen Situation fest, bis ich starb? Ich war nicht immer so. Ich war eine normale Katze. Aber wie ich zu dem hier wurde, er wedelte mit seinen zwei Schwanzspitzen, weiß ich selber nicht genau. „also warst du nicht immer böse?"

Er lachte. Nein. Ich bin nicht böse. Ich werde nur schnell wütend wenn man mich provoziert. Ich nickte. Sowas ähnliches hatte ich mir schon Gedacht. Wirklich bösartig schien er mir auch nicht zu sein.

Du hast mir dein Vertrauen geschenkt, darum habe ich mich entschieden, dir zu folgen.

„Tengu meinte, du bist kein Schutzgeist. Was meinte er damit?"

Ich hörte ein leichtes Schnurren von Kian. Sagen wir mal so, wir sind nicht gerade die besten Freunde. Eigentlich gehört er auf meinen Speiseplan. Ich schnappte nach Luft. Keine Sorge ich werde ihn nicht verspeisen. Ich strich über sein Fell. An der Stelle wo ich es berührte, leuchtete es kurz rot orange auf. „Ingo, mein Pflegevater.", antwortete ich auf die Frage die Kian vor einiger Zeit gestellt hatte.

Seine Augen ruhten noch immer auf mir. Doch Kian antwortete nicht. „Wieso kann ich dich sehen obwohl ich nicht mehr in deiner Welt bin?"

Wir haben uns berührt und haben eine Bindung zueinander. „Aber Ingo hat dich doch auch gesehen? Und wieso konnte er dich berühren?"

Wenn ich in dieser Gestalt bin, können Menschen mich als normalen Kater wahrnehmen. Das erklärte auch, warum Ingo Tengu nicht sehen konnte. Doch warum konnte ich Tengu sehen? Und wo war er? Tengu hat dich auch berührt. Zudem scheint ihr auch eine Bindung zu haben, auch wenn er nicht dein Schutzgeist zu sein scheint, antwortete Kian auf meine Gedankenfrage. „Und wofür brauche ich einen Schutzgeist? Ich habe doch jetzt dich.", das schien mir noch nicht ganz klar zu sein. Ich kann dich nur vor Physischen Schaden beschützen. Gegen dem , was der Geist von Ingo gemacht hat kann ich dich nicht beschützen. Da sind meine Kräfte begrenzt. Ich verstand zwar nicht wieso, doch es schien mir eine halbwegs gute Erklärung zu sein.

Ich sah auf die Uhr. Mittlerweile war es schon spät geworden und ich entschied mich schlafen zu legen.

Kian legte sich neben mir hin, rollte sich zusammen und schnurrte.

Ich fand mich in einem dunklen Raum wieder. Nur eine kleine Glühbirne die von der Decke hing, spendete ein wenig Licht. Die Wände bestanden aus kalten, grauen Beton. Ein großer Riss neben einer Tür sagte mir, dass der Raum schon alt sein musste. Die Tür war aus Holz und schien Morsch zu sein. Sehr stabil wirkte sie jedenfalls nicht. Ich ging zu Tür um sie zu öffnen, doch sie war abgeschlossen. Ich überlegte kurz, dann warf ich mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür und sie gab nach. Ich viel mit der Tür zu Boden. Als ich mich wieder aufgerappelt hatte, sah ich mich um. Ich stand in einem leeren Gang mit vielen Türen, sehr viele Türen. Ich drehte mich um, weitere Türen. Nur wenig Licht brannte im gesamten Gang. Ich entschied mich nach hinten zu gehen. Die Türen waren ebenfalls verschlossen. Doch schien man diese Türen nicht öffnen zu können. Sie bestanden aus Metall. Jede von ihnen hatte ein Schild, auf dem etwas zu stehen schien. Doch je genauer ich hinsah, desto mehr verschwamm das Schild.

Ich machte noch einen Schritt nach vorne und verlor den Boden unter den Füßen. Er schien wahrlich einfach verschwinden zu sein. Ich viel nach unten ins Schwarze. Ich wollte schreien, doch kam kein Ton aus meinem Mund. Die Luft um mich herum wurde immer kühler. Ich sah nach oben und konnte in der Ferne Licht brennen sehen. Unter mir war nur schwarze leere. Doch den Boden konnte ich nicht sehen. Obwohl ich zu fallen schien, verspürte ich keine Angst. Stattdessen wurde die Kälte die ich spürte immer stärker, doch fror ich nicht.

Auf einmal umhüllte mich ein weißes Licht. Es schien Formlos zu sein. Es hüllte mich komplett ein und fing meinen Sturz auf. Langsam glitten wir zusammen weiter nach unten. „Wer bist du?", meine Stimme verlor sich im Echo. „Finde mich. Rette mich.", wisperte eine Stimme aus dem Licht. Sie klang so schön, so zerbrechlich. Das Licht das mich umgab verschwand. Sobald auch der letzte Funken Licht verschwunden war fiel ich wieder. Doch nun konnte ich den Boden sehen. Er kam bedrohlich schnell auf mich zu. „AHHH!!! Neeein!", schrie ich und ruderte mit den Armen. Drei Meter, zwei Meter, eins. 

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