Kapitel 2: Der Alltag kommt zurück

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Nächster Halt: Köln Hauptbahnhof. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.

Endlich Zuhause. Hoffe nur, dass mich auch jemand abholt. Tobi und ich stehen auf und gehen zur Tür. Auf das Treffen im Park freue ich mich richtig. Der Zug hält am Bahnsteig und alle Passagiere steigen aus. Wir beide laufen zum Ausgang des Bahnhofes, reden aber nichts. Wenn wir reden würden, würde ich ihn wahrscheinlich nicht Mal verstehen. Es ist so laut hier, da gefühlt über 100/200 Menschen gleichzeitig reden.

Endlich aus dem Bahnhof raus sehe ich schon meine Mutter die im Auto auf mich wartet.

"Auf Wiedersehen Tobi."
"Tschüss Valerie. Ich freu mich schon, wenn wir uns wieder sehen."

Sein Lächeln ist so bezaubernd.

"Na, wie war die Fahrt? Wie war der Geburtstag? Und wer ist dieser hübsche junge Mann?"
"Hallo Mama, die Fahrt war gut, sowie der Geburtstag und das ist Tobi. Ich kenne ihn von der Fahrt."
"Wird er abgeholt? Oder sollen wir ihn mitnehmen?"

Bei jedem anderen hätte ich gesagt - nein Mama, er wird abgeholt - , doch bei Tobi steig ich aus, lauf zu ihm hin und frag ihn, in der Hoffnung, dass er mitfährt.

"Wirst du abgeholt?"
"Ich weiß es nicht."
"Sollen wir dich mitnehmen?"
"Ne, ich lauf nach Hause."
"Tobi, wir nehmen dich mit."

Ohne weiteres zu sagen, nehme ich sein Handgelenk und ziehe ich mit zum Auto. Soll er vorne sitzen? Sollen wir beide hinten sitzen? Wir haben noch nie jemand mitgenommen. Er macht die hintere Tür auf, begrüßt meine Mutter und steigt ein. Soll ich mich nun vorne oder hinten hinsetzen? Spontan steige ich vorne ein.

"Wo wohnst du denn, Tobi?",fragt meine Mutter. Das sollte man schon wissen. Toll Val! Du hättest ihn fragen sollen.

"Tulpenweg 18 und danke fürs mitnehmen."

Er lächelt mir durch den Rückspiegel zu. Verdammt, er hat gesehen, dass ich ihn anschaue. Gefühlt ging die Autofahrt nicht rum. Jedes mal, wenn ich Tobi durch den Rückspiegel anschaue, schaut er mich auch an.

Endlich an seinem Haus angekommen, steigt er aus, bedankt sich erneut und geht in das Haus hinein. Ein etwas kleines Haus. Passend für eine Mutter mit ihrem Sohn. Es ist weiß, ein nicht sehr helles weiß, fast schon dreckig weiß.

Die Autofahrt in unsere Wohnung ging viel schneller Rum als die, mit Tobi. Ich dachte die ganze Zeit an ihn. Eigentlich ist er schon ganz nett. Und hübsch ist er auch. Aber ich hab mich doch nicht verliebt? Ich kenne ihn doch kaum! Nein, wenn dann ist er nur ein Freund, wenn überhaupt. Vielleicht wird er sich nie melden.

Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus. Dreckig Geld. Ohne Garten. Selbst unsere Wohnung ist nicht so das wahre. Drei Zimmer. Mamas, meins und ein kleines Wohnzimmer. In mein Zimmer könnte ein Trampolin passen, mehr aber auch nicht mehr. Ich hab das beste draus gemacht. Ein Schrank, ein Schlafsofa und ein Schreibtisch. Mit ein paar Poster, selbstgemalten Bildern und Fotos von Freunden aus Rheinland-Pfalz macht mein Zimmer erst erträglich. So sieht man die "ach so wunderbare" dreckig gelbe Wand nicht mehr. Meine Mutter kam auf die glorreiche Idee meine Wand gelb zu färben, da dies ja "eine fröhliche Farbe ist und man muss sie nicht immer neu streichen, denn gelb passt immer".

Erschöpft lege ich meine Tasche auf mein Bett und räume ihn aus. Nachdem alles weggepackt ist, lege ich mich in mein Bett. Ich könnte jetzt einfach einschlafen so müde bin ich von der Zugfahrt. Mit der hand suche ich mein Handy auf dem Bett ab und schaue ob ich neue Nachrichten habe. Nur eine von meiner Freundin. Etwas enttäuscht, das Tobi trotz das ich nicht damit rechne nicht schreibt, lege ich mein Handy mit dem Display nach unten auf mein Bett. Irgendwie lege ich das immer so hin damit keiner, auch wenn gerade keiner da ist, keine Nachrichten lesen kann. So wie ich dass bei Tobi gemacht habe. Langsam werden meine Augen immer schwerer und ich merke wie sich mein Bewusstsein abschaltet.

"Valerie, du musst aufstehen! Du musst zur Schule!"

Langsam öffne ich meine Augen. Es ist noch dunkel draussen. MIST. Ich habe voll vergessen, dass heute Montag ist. Montag an dem man normalerweise Schule hat. Ich suche mein Handy, dass sich unter mein Kissen versteckt hat. 6:30 Uhr. Noch 30 Minuten und dann muss ich zum Bus. Hektisch stehe ich auf, such mir eine Jeans und ein Shirt aus dem Schrank und ziehe mich um. Mit schnellen Schritten stolziere ich zum Badezimmer. Zum Glück ist keiner drin. Nachdem ich auch im Bad fertig war, schnappte ich mir meinen Rucksack und rannte von der Küche, wo ich mir noch kurz eine Wasserflasche und einen Apfel nahm, zur Tür hinaus. Ich hab bestimmt irgendwas vergessen. Mit noch schnelleren Schritten laufe ich zur Haltestelle. Zum Glück ist diese nur paar Meter weg und zum Glück kam ich genau rechtzeitig. Da ich ungefähr 30 Minuten mit dem Bus fahren muss setze ich mich nach ganz hinten. Der Bus ist wie jeden Tag komplett leer. Egal was ich vergessen habe es ist nicht mein Handy, dass ich aus meinem Rucksack rausholen und die Kopfhörer anstöpsel. Es beginnt ein Lied an zu spielen und tippend öffnet sich WhatsApp. Noch immer keine Nachricht von Tobi. Was erwarte ich auch?

Mit jeder Haltestelle wird der Bus immer voller. Da Tobi in meiner Nähe wohnt muss er eigentlich auch auf meine Schule gehen? Oder geht er schon gar nicht mehr auf die Schule? Vielleicht fährt er gar nicht mit dem Bus? Mit dem Fahrrad? - das wäre aber ein sehr weiter Weg. Vielleicht wird er gefahren? - aber dann hätte ihn doch auch jemand am Bahnhof abgeholt? Vielleicht fährt er ein Motorrad? - aber das könnte man nirgends an der Schule abstellen und niemand kommt mit Motorrad oder Moped.

Die Anzeige im Bus sagt "Nächster Halt: Heinrich-Hertz-Gymnasium". Dies ist meine und vieler hier im Bus Schule. Nachdem sich die jüngeren aus dem Bus fast rausprügeln, steige auch ich aus und laufe zum Eingang dieser Schule. Die Schulleitung könnte mal ein paar Steicher anweisen, dass sie die Schule renovieren. Ein graues, großes Gebäude. Müll auf dem Pausenhof. Fast keine Sitzmöglichkeiten, außer eine verdorrte Holzbank, bei der schon ein Sitzbalken fehlt.

Sehr viele Schüler schupsen sich durch die Schulgänge. Zum Glück ist mein Klassenraum im zweiten Stock, also konnte ich gleich die Treppe hoch nehmen, die ganz am Eingang der Schule ist, und konnte dem ganzen Trubel entkommen, denn in der zweiten Etage ist so gut wie nie jemand.

"Valerie ist da. Na toll, jetzt wird es wieder hässlich hier."

So werde ich immer begrüßt. Egal von wem in der Klasse. Meine einzigen Freunde wohnen weit weg. Aber ich wehre mich dagegen nicht. Ich möchte kein Stress mit den Lehrern oder nochmal Mobbingattacken.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 13, 2022 ⏰

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