2. Kapitel

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Der Tag der Ernte

-Hope's Sicht-

,,Mist.", fluche ich entmutigt, als das Wurfmesser wie immer das Ziel verfehlt. Wie jeden Tag muss ich für die Hungerspiele trainieren. Heute ist die letzte Möglichkeit zu trainieren, denn heute findet die Ernte der 75.Hungerspiele statt. Bis zur letzten Ernte haben mein großer Bruder und ich immer zusammen trainiert, doch jetzt ist er Sieger und muss nicht mehr trainieren. Immerhin holt er mich noch vom Trainingscenter ab. ,,Hope, streng dich mehr an!", höre ich meinen Trainer barsch sagen. Ich seufze und nehme das nächste Messer. Ich Ziele und werfe. Es bleibt gerade noch im Oberarm der großen Puppe stecken. Immerhin. Doch meinem Trainer reicht das nicht. ,,Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder!", schimpft er und verschwindet kopfschüttelnd. Aber ich bin nicht so wie mein Bruder, und habe keinen Spaß beim Töten.

Plötzlich stürmen so gut wie alle Mädchen zur Tür. Nur einer aus unserem Distrikt kann so etwas auslösen. Cato. Ich lächle erleichtert, lege das Messer hin und gehe zum Ausgang. ,,Komm Hope!", sagt mein Bruder und lächelt. Ich dränge mich durch die Mädchenmasse und gehe mit Cato nach Hause. ,,Na Süße, wie ist es dir beim Training gegangen?", fragt er. ,,So wie immer.", murmele ich. Er lächelt. ,,Bist du schon aufgeregt?" Ich weiß, dass er die Ernte meint. ,,Ich will nicht gezogen werden!", flüstere ich leise und ich bemerke wie mir die Tränen in die Augen steigen. ,,Du wirst schon nicht gezogen. Dein Name ist nur auf 2 Losen und selbst wenn du gezogen wirst, wird sich jemand freiwillig melden.", versichert er mir. Es stimmt, ich muss mir eigentlich keine Sorgen machen. Aber wieso habe ich so ein ungutes Gefühl?

,,Da seid ihr ja!", empfängt uns unsere Mutter als wir in unserem Haus im Dorf der Sieger ankommen. Mein Bruder verschwindet wortlos in seinem Zimmer während ich Mama erst mal umarme. Ich liebe sie, doch Cato ist ihr noch nie richtig nahe gestanden. Papa ist gestorben. Damals war ich 6 Jahre alt und Cato 12. Das ist jetzt 7 Jahre her. Jetzt bin ich 13 und Cato 19.

Mama bringt mich in unser riesiges Wohnzimmer wo ich mich auf einen Stuhl fallen lasse. Dort flechtet meine Mutter mir einen komplizierten Zopf und bringt mir ein Kleid. Ich ziehe mich an und stolpere zur Tür, wo Cato schon auf mich wartet. ,,Hübsch siehst du aus!", meint er und lächelt. Er selbst hat einen schwarzen Anzug. Ich schmunzle, denn ich weiß, wie sehr er Anzüge hasst. Zusammen gehen wir zum Platz wo sich das Justizgebäude befindet. Ich drücke noch ein letztes Mal fest seine Hand, bevor ich eine Blutprobe abgebe und mich zu den anderen 13-jährigen stelle. Ich schaue hinauf zur Tribüne. Cato und die anderen vielen Sieger sitzen schon oben. Da ertönt auch schon die schreckliche Stimme von Eric, dem Betreuer des Distrikts der jedes Mal bei den Ernten die Namen der Tribute vorließt. ,,Willkommen, Willkommen, bei den diesjährigen 75.Hungerspielen! Der Präsident hat sich etwas ganz tolles für das 3.Jubiläum einfallen lassen!", schnattert er aufgeregt. ,,Applaus für unseren Präsident, der uns die Regeln vorlesen wird!" Tosender Applaus ertönt. Mir ist plötzlich ganz mulmig zu mute. Mir ist das ganze hier nicht geheuer. Nervös schaue ich auf den Monitor der ein Bild von Präsident Snow einblendet. Er lächelt gekünstelt und holt eine kleine Schachtel hervor. Er stellt die kleine Truhe vor sich ab, öffnet sie, und zieht einen vergilbten Zettel heraus. Darauf steht in verschnörkelter Schrift die Zahl 75.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt