Training und eine Geschichte
-Prim´s Sicht-
Ich gehe in mein Zimmer und lasse mich erschöpft auf das Bett fallen. Erst jetzt wird mir klar, was ich Hope versprochen habe. Ich werde für ein Mädchen, das ich erst wenige Tage lang kenne, meine Schwester verraten. Aber Hope ist mir so ähnlich! Sie ist genauso klein wie ich, und findet das alles genauso schrecklich wie ich. Langsam löst sich eine Träne aus meinem Augenwinkel und rollt über meine Wange. Auf diese erste folgen weitere, bis ich nichts mehr sehen kann, durch den Schleier aus Tränen. Schluchzend ziehe ich die Knie an die Brust und verkrieche mich unter meiner weichen, nach Rosen duftenden, Bettdecke. Ein lautes Klopfen lässt mich hochschrecken. „Prim?“, ruft meine Schwester durch die Tür, „Kann ich reinkommen?“ Ich rufe ihr laut zu, dass die Türe nicht versperrt ist, und ziehe dann die Decke wieder über meinen Kopf. „Ach Prim…“, murmelt sie und streicht mir sanft über den Kopf. Ein weiteres Schluchzen durchschüttelt mich. Sie nimmt mich in den Arm, und ich lasse mich von ihr trösten. „Ich werde immer auf dich aufpassen!“, flüstert sie und eine weitere Träne kullert über meine Wange. Trotzdem nicke ich. Wenn ich das Versprechen, das ich Hope gegeben habe, halten will, muss ich meine Schwester belügen…
„Schlaf gut“, meint Katniss. Ich nicke, während ich mich fest zusammenrolle. Katniss deckt mich zu, gibt mir einen Kuss auf die Stirn, und geht dann selbst schlafen. Rastlos wälze ich mich hin und her, ich versuche einzuschlafen, doch es gelingt mir nicht. Als ich nach stundenlangem wachliegen endlich in einen unruhigen Halbschlaf gleite, werde ich von Alpträumen geplagt. Ich sehe Hope auf alle erdenklichen Arten sterben, ich sehe Cato, wie er Katniss brutal ermordet. Immer wieder schrecke ich schweißgebadet auf, nur um wenige Minuten später in meinen Dämmerzustand zurückzukehren.
„Prim!“, reißt mich eine schrille Stimme aus dem Schlaf. Ich fühle mich wie gerädert, wann bin ich wohl das Letzte Mal aufgewacht? „Prim steh auf, heute ist das erste Training! Das wird ja so aufregend!“, quietscht Effie direkt in mein Ohr, was mir ein frustriertes Seufzen entlockt. Dann richte ich mich langsam auf und steige aus dem Bett. Effie ist längst weitergeeilt. Erneut seufzend schlurfe ich ins Bad. Dort werde ich von der Vielfalt der Knöpfe geschockt. Allein für den Duschstrahl gibt es mehr als zehn Knöpfe. Von Shampoo, Duschgel und dem Rest ganz zu schweigen. Verwirrt frücke ich darauf herum, bis ein angenehmer weicher, nach Veilchen duftender Wasserstrahl auf mich herab braust. Ich genieße es, das Wasser ungehindert fließen zu lassen, es ist neu für mich, eine unbegrenzte Menge davon zu haben. Als ich mich halbwegs wach fühle, drehe ich mit Mühe die Dusche ab, lasse mich von den Ventilatoren trockenpusten, und gehe dann langsam in mein Zimmer zurück. Die Kleidungsfrage klärt sich von selbst, denn auf den ersten Blick sehe ich schon die ordentlich zusammengefalteten Trainingssachen auf meinem Bett. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich in die bequemen Klamotten schlüpfe. Als ich fertig bin, gehe ich in den Speisesaal.
„Prim! Da bist du ja endlich!“, ruft mir Effie als Begrüßung entgegen. Ich lächle sie an und sage höflich zu allen Guten Morgen. Katniss ist die Einzige, die mein Lächeln erwidert. „Nun gut“, sagt Effie, „Beeilt euch, um zehn Uhr müsst ihr im Trainingscenter sein!“ Katniss nickt, und alle beginnen zu essen. Ich stopfe wahllos irgendetwas in mich hinein, die extravaganten Speisen schmecken alle gleich. Als wir fertig sind, begleitet Effie uns zum Aufzug. Ausnahmsweise sind auch Haymitch und der Junge mit dabei. Haymitch lallt, und wir beachten ihn nicht weiter. Im Aufzug drückt Katniss auf den 13. Knopf. Lautlos schließen sich die Türen, und wir fahren blitzschnell nach oben. Die Türen öffnen sich, und wir verlassen den Lift. Katniss führt uns durch die langen, großen Gänge. In einer riesigen Halle bleiben wir stehen und sehen uns um. Wir sind die letzten, alle anderen sind bereits an den Stationen. Katniss verlässt unsere Gruppe, und geht zur Station mit den Bögen. Unschlüssig sehe ich mich um, als mich jemand von hinten antippt. „Prim!“, flüstert Hope. Fragend sehe ich sie an. Sie lächelt. „Ich wollte nur Hallo sagen, solange…“, weiter kommt sie nicht, denn eine tiefe Stimme fällt ihr ins Wort. „Hope, wir gehen zur Station mit den Messern.“, mit diesen Worten packt Cato sie hart am Arm, und zerrt sie zu der besagten Station. Er sagt etwas zu ihr, das ich nicht verstehe, und gibt ihr dann drei Messer. Ich schließe die Augen, als sie wirft. Als ich sie blinzelnd wieder öffne, sehe ich, dass das Messer im Unterarm des Dummies steckt. Erleichtert atme ich aus, als Cato wütend anfängt, Hope anzuschreien. Hope sagt leise etwas, was ich als Entschuldigung deute, und Cato geht zur Speerstation. Dort muss ich mit ansehen, wie er aus 20 Metern Entfernung einen Speer durch das Herz einer Puppe jagt. Ich schlucke hart, und gehe schnell zu den Überlebensstationen. Der Trainer ist erfreut, dass ich mich so gut auskenne, doch ich bin nicht ganz bei der Sache. Mittags gehe ich mit Katniss in unser Apartment und wir essen. Den Nachmittag habe ich frei. Gleich nach dem Essen schleiche ich mich nach draußen, wo ich in Hope hineinlaufe. „Entschuldigung!“, rufe ich reflexartig, doch Hope lacht nur. „Willst du mit mir auf die Dachterrasse gehen?“, will sie wissen. Ich nicke und wir gehen nach oben.
Auf dem Dach angekommen, lehne ich mich über das Geländer. Die Aussicht auf das Kapitol überwältigt mich, und ich bin sprachlos. Nicht so Hope. „Es wird schwer, Cato anzulügen…“, murmelt sie leise. Ich nicke, denn ich weiß was sie meint. „Er war nicht immer so“, fährt sie fort. Interessiert sehe ich sie an. „Früher, als er noch nicht auf der Akademie war, als ihm die Hungerspiele noch egal waren, da war er ganz anders. Die Hungerspiele haben ihn verändert, aus ihm ist etwas Böses geworden. Ich glaube…“, sagt sie und stockt. Ich schenke ihr einen ermutigenden Blick. „Ich glaube, dass ich die einzige bin, bei der er nicht so… Karriero-haft ist. Ich weiß, das ist schwer vorstellbar, aber so ist es wirklich!“ Lange sage ich nichts. Die Geschichte hat mich nachdenklich gemacht. „Vielleicht“, sage ich, „Kannst du daran ja etwas ändern!“
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Hallo, liebe Leser! Da ist das Update endlich! Tut uns echt Leid, dass es nicht früher kommt, aber wir hatten ziemlich viel Stress. Hoffentlich gefällt euch das Kapitel, wir haben uns Mühe gegeben! Wie immer zwar, aber trotzdem!
Und ich wollte mich dafür bedanken, dass so viele Leute meine und @Honey379 's Geschichten lesen! Danke!!!
LG Honey & Emmy :*
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Hope
Fanfiction,,Als meine Schwester in die Hungerspiele musste, dachte ich es gibt nichts schlimmeres. Doch ich habe mich geirrt. Wir beide in den Hungerspielen, mit dem sicheren Wissen dass nur einer von uns lebend wieder herauskommen wird, das ist noch schlimme...