"Vor vielen tausenden Jahren gab es im Himmelsreich unendlichen Frieden, so glaubte man es. Alle dachten, es könnte nichts passieren. Der letzte Herrscher der Hölle ist gestorben. In der Höllendimension herrschte Bürgerkrieg und Anarchie. Unser Herrscher, unser Schöpfer, Gott,wie ihr ihn nennt, wollte Ruhe, also ordnete er einen Rat an, sich um die Politik des Himmels zu kümmern. Nicht die Erzengel, darunter mich, nicht die Seraph, hat er dafür ausgewählt. Nein, er wählte einen Rat aus, aus einfachen Engeln. Diese Engel waren Beliel, Theliel, Casiel und Ezechiel. Beliel und Ezechiel zählten zu meinem Freundeskreis, aber die anderen nicht; Theliel war zu schüchtern, um ein Politiker zu sein und Casiel zu arrogant und er war skrupellos. Die Herrschaft des Rats unter Casiels Führung hielt sechs Jahre an, der Himmel wurde unterdrückt, die schwächeren Engel müssten sich den Stärkeren unterordnen. Und dann geschah das, was uns auch noch gefehlt hatte. Gott erschuf die Menschheit und gab den Befehl, wir sollten uns den Menschen unterordnen. Das war es, was mich wütend machte. Ich ließ mir nichts anmerken, aber innerlich brodelte es. Eines Tages war ich in meinem Zuhause und säuberte mich, ich dachte über die Menschen nach und verstand nicht, warum wir, Gottes Kinder, weniger wert waren, als diese Menschen. Ich explodierte innerlich und als ich mein Spiegelbild sah, war ich geschockt. Meine Augen, sie waren hellrot. Als ich meine Schwingen ausbreitete, waren sie in einem hellen Grau.
Nach mehreren Tagen kam Beliel zu mit gerannt, sein Gesichtsausdruck vollkommen geschockt und er war außer Atem; er sagte mir: »Lichtbringer, Casiel, er ... er lässt verfügen, dass Erzengel Michael hingerichtet wird.«
Ich, verwundert, von dieser Aussage, erwiderte nur: »Wieso sollte man Michael hinrichten?«
»Ich weiß es nicht«, war alles, was Beliel antwortete. Wir rannten zum Tempel des Rates, zum großen Platz, wo Casiel stets neue Entschlüsse bekannt gab. Casiel selbst, stand erhobenen Hauptes auf seinem Podest und blickte abfällig auf die Menge hinab. Mein liebster Bruder, der Erzengel Michael, war dahinter an einem Pfahl gefesselt. Die Menge tobte wütend, doch wagte es niemand, sich gegen Casiel zu erheben, da er mit der Zeit zu einem mächtigen Seraph wurde. Ich selbst trat zu Casiel herauf ans Podest und sah ihm ins Gesicht und sagte: »Seraph Casiel; beendet dies. Sofort.«
Casiel aber lachte nur; er entgegnete spöttisch: »Warum sollte ich, Lichtbringer? Ich habe die größte Befehlsgewalt hier. Michael wagte es, mir einen Befehl zu erteilen, also muss ich ihn hinrichten. Jetzt wegtreten.«
Ich grinste nur und nickte. »Okay.« Ich trat ihm in die Magengegend und er fiel vom Podest. Er zeterte und wütete, dass die Engel mich töten sollen. Doch niemand tat etwas, alle starrten nur. Ich selbst habe Michael befreit und er sah zu Casiel, der nun auf dem Podest stand. Mein Bruder erhob die Hand und sagte: »Das war ein Fehler, Casiel. Du magst ein Seraph sein, doch ich bin General der himmlischen Heerscharen, und der erste und älteste Erzengel. Somit ... müsst ihr sterben nun.« Michaels Augen glühten in einem hellen Blau, seine Hand leuchtete etwas und Casiel keuchte; er schnappte nach Luft, als würde man sie ihm entziehen. Dann schrie er; es war ein gellender Schmerzensschrei, da musste man sich einfach die Ohren zuhalten. Seine Haut färbte sich langsam grau, es roch nach Verbranntem und Casiels Augen, sie spuckten Feuer. Ja, als hätte man im Innern seines Kopfes Spraydosen angebracht und ein Feuerzeug davor, so brannten seine Augen. Mit dem Unterschied, das Feuer war blau. Blau wie der Himmel. Dasselbe Feuer kam dann aus seinem Mund. Nach zehn bis zwanzig dieser qualvollen Sekunden fiel er um. Casiel war tot. Seine Augenhöhlen waren schwarz, voller Asche und leer, Michael hatte ihm die Augen ausgebrannt. Sein Gehirn geschmolzen und seine Seele in die ewigen Gründe der Hölle verbannt. Alle starrten gebannt und geschockt auf dieses Schauspiel. Selbst die Kinder unter uns. So war das Problem Casiel beseitigt. Aber es gab immer noch das Problem Unterdrückung. Die Menschen. Unser Schöpfer wollte immer noch, dass wir uns den Menschen unterordnen; so lieb hatte er sein neues Spielzeug. Ich mochte die Menschen nicht; sie waren so böse, wie man es normalerweise nicht von Geschöpfen Gottes erwartet. Sie mordeten und stahlen. Machtkämpfe gab es. Sie machten Feuer, manche um Licht zu haben, andere um andere zu töten. Ich war einfach nur angewidert. Dann befahl Gott mir, dem Lichtbringer, Licht auf die Erde zu bringen. Du musst wissen, der Name Luzifer, mein Name, steht für Lichtträger, aus den lateinischen Wörtern lux und ferre, ersteres steht für Licht und letzteres für tragen beziehungsweise bringen. Deswegen auch manchmal Lichtbringer. Die Engel nennen mich des Öfteren Lichtbringer, da ich für die Bewachung des Morgensterns zuständig war und warum noch? Wie gesagt, ich sollte Licht auf die Erde bringen. Also erschuf ich für die Nacht die Sterne und für den Tag die Sonne. Der Herr wollte damit bewirken, dass die Menschen aufhörten, Feuer zu machen, und sich gegenseitig zu töten. Aber die Menschen hatten noch ein anderes Mittel: Waffen. Sie schmiedeten Dolche, Schwerter und Bögen, Speere, Äxte und so weiter. Ich sagte dem Schöpfer, ich hatte ihn gewarnt, aber er ... er sagte nur, dass das schon wird und lehnte sich in seinen Sessel. So stieg meine Wut immer mehr auf die Menschen. Die Lieblingskinder des Schöpfers waren wir; Michael, Gabriel, Raphael und Uriel, sowie Raziel und mich. Wir waren die Erzengel. Wir waren ihm am liebsten, aber er war ein naiver Trottel und erschuf die gottverdammte Menschheit. Ich schwor mir, dafür zu sorgen, dass wir wieder seine Lieblinge wurden, selbst wenn ich dafür die Menschen allesamt vernichten müsste. Ironisch ist, dass es Menschen gibt, die mich verehren, wie nennt ihr sie gleich? Satanisten, richtig? Nun ja, von denen halte ich sowieso nicht. Sind so töricht und opfern Tiere an mich. Dabei bekomme ich nichts und will auch nichts. Ich schweife ab; also, ich versammelte ein paar Engel um mich, darunter waren Azazel, Beliel, Samael und Gadreel, heute sind sie Dämonen und die vier Prinzen der Hölle. Wir planten einen Aufstand, um Gleichheit für alle Engel gegenüber den Menschen zu erlangen. Jedoch war in unserer Versammlung der Engel Ezechiel. Dieser war ein Verräter und erzählte Gott alles, was wir planten. Du nennst es heute petzen. Ohne, dass wir es wussten, rüstete Michael sein Heer und wir rüsteten unseres, nur wussten sie es, dank Ezechiel. Eines Tages, als ich umherflog, merkte ich, dass meine Schwingen ein leichtes dunkelgrau angenommen hatten. Und an diesem Tag, an dem Tag, wo alles geschah, es war mitten in der Nacht, unser Heer verteilte sich um die Haupstadt; ich und Azazel standen auf dem Markt und warteten. Wir hatten rausgefunden, dass Ezechiel ein Verräter war. Er kam aus dem Tempel und sagte: »Luzifer, Azazel; es ist soweit.«
Azazel gab ein leises Kichern von sich und stach mit dem Schwert auf Ezechiel ein. Dann rief ich den alles sagenden Befehl und meine Heerscharen stürmten in die Luft und segelten auf den Tempel, aus dem Michael hervorflog, gefolgt von hunderttausend gerüsteten und bewaffneten Engeln. Es entbrannte eine Schlacht. Die Schlacht des Himmels; ich würde mal sagen, mehr als zehntausend Engel sind gestorben. Ich kämpfte gegen meinen Bruder Michael und flehte ihn an, er solle aufhören, da wir Brüder seien. Jedoch sagte er nur: »Du hast Gott und den Himmel verraten, Lichtbringer. Der Tod ist nicht genug für dich.« Dann erschienen die anderen Erzengel und erhoben ihre Hände, es gab einen lauten Knall, halb so laut wie der Urknall, aber lauter als die Zerstörung eines Planeten. Ich sah, wie meine Leute zu Boden fielen und verschwanden. Michael rammte mir sein Schwert in den Magen und ich fiel durch den Boden, dann fand ich mich inmitten Wolken wieder und schrie vor Schmerzen. Ich war eingehüllt, in einem Feuerball, meine Flügel wurden pechschwarz und ich fiel. Ich fiel so sehr, dass es wehtat. Und dennoch war ich erlöst. Ich war frei und gefangen zugleich." So beendete Luzifer seine Erzählung und lächelte traurig. "Es gibt da einen kleinen Vers. Ich bin die himmlische Hölle, mein eigen Paradies. Ich bin der gefallene Engel, der sich selbst in den Abgrund stieß."
Katherine sah zu Boden. "Diese Geschichte war wunderschön. Und es tut mir leid, was dir passiert ist."
Der dunkle Engel lächelte wieder. "Mir nicht. Ich bin frei."Er sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. ~ Lukas 10; 18
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Luzifer - Gefallener Engel [PAUSIERT]
ФэнтезиLuzifer ist gefallen! Er wurde von einem geliebten Bruder in die Hölle gestoßen, aber nun ist er zurück. Luzifer wandelt auf Erden und sucht nach einem ganz bestimmten Wesen. Dieses Wesen ist nicht aufzufinden, also entführt Luzifer die Person, die...