Hermines pov:
Ginny und ich sind nach einiger Zeit zurück in den Gryffindorgemeinschaftsraum gegangen. Den gesamten Weg zurück sagte keiner von uns ein Wort.
"Tapferkeit!"
Nachdem Ginny das Passwort sagte, betrat sie zuerst den Gang.
"Wer hätte gedacht, dass sie so ausrastet? Ist McGonagall sauer?"
"Nein, sogar begeistert über die ehrlichen Worte."
Ron und Harry unterhielten sich über den etwas ausgearteten Vorfall. Noch bevor ich etwas entgegnen konnte, erhob Ginny ihre Stimme.
"Ronald was fällt dir ein? Hermine ist nicht ausgerastet. Sie hat wenigstens Fakten benannt. Du Trottel hast alles verherrlicht!"
Sprachlos sahen die Jungs uns an. Mir war überhaupt nicht nach Diskussion, Streit oder Ärger. Ich setzte mich stumm neben Ron auf die Couch. Ginny nahm den leeren Sessel neben Harry.
"Ginny, sag mal, warum bist du eigentlich hier?"
Mehr oder weniger elegant versuchte ich das Thema zu wechseln.
"Um natürlich den Vortrag nicht zu verpassen!"
Nickend nahm ich das zur Kenntnis.
Ron legte seinen Arm um mich und begann mit Harry und Ginny ein Gespräch über das letzte Quidditchspiel. Dabei musste ich nun wirklich nicht zuhören und schaltete ab.
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es noch etwas Wichtiges in meinem Leben zu klären gab. Etwas das offen war und unbeendet im Raum stand.
"Ich muss nochmal kurz was klären. Wir treffen uns dann Zuhause ja? Nimm bitte meine Sachen mit."
Ich stürmte von der Couch auf und hastete zum Durchgang. Rons Antwort wartete ich gar nicht erst ab, als ich meine Freunde zurückließ spürte ich ihre verdutzten Blicke in meinem Rücken. Ich musste das jetzt unbedingt klären.
Als ich Hogwarts verließ strahlte mir die Sonne entgegen. Die Ländereien glitzerten unter der dünnen Schneeschicht. Da gerade Unterricht war, traf ich draußen vereinzelt auf ältere Schüler die eine Freistunde genossen. Somit konnte ich schnell den Weg Richtung Hogsmeade einschlagen und erreichte nach wenigen Minuten die Appariergrenze.
Der Strudel zog mich mit sich und einige Sekunden später stand ich vor dem Tropfenden Kessel.
Die Mittagssonne tauchte die Winkelgasse in angenehm goldenes, warmes Licht. Dennoch fröstelte ich bei dem Gedanken auf wen ich gleich treffen würde.
Nachdem ich die schwarze Tür zum Lokal hinter mir schloss, erblickte ich Tom der Tische abwischte.
"Guten Tag Tom. Ich wollte mich nochmal für deine nette Nachricht bedanken. Wie geht es dir?"
Ohne seine Aufgabe abzubrechen, blickte er zu mir auf.
"Hallo Miss Granger, mir geht es sehr gut und das habe ich doch gerne gemacht. Wie kann ich Ihnen helfen?"
Ob er mir wirklich helfen konnte glaubte ich eher nicht. Allein dass ich schon hier war sagt doch, dass mir nicht mehr zu helfen ist.
"Ich suche Draco."
Toms Lippen formten sich zu einem schmalen Strich und seine Haltung wirkte angespannt.
"Er ist in seinem Zimmer Miss Granger. Ich hoffe, dass Sie Ihre Differenzen klären können."
Skeptisch beäugte ich ihn.
"Woher weißt du davon? Woher wusstest du überhaupt, dass er in Hogwarts war?"
Nachdenklich sah Tom auf die Tische.
"Ich kenne Mr. Malfoy mittlerweile ganz gut. Er hatte mal erwähnt, dass er in Hogwarts gut nachdenken und entspannen könnte. Außerdem ist mir aufgefallen, dass es zwischen Ihnen, naja, etwas gibt. Und da war mir klar, dass er in Hogwarts Ruhe suchen würde."
War es so offensichtlich?
Lächelnd nickte ich und ging zur Treppe, diese sowie der Gang wirkten unendlich lang. Ich wollte es nur schnell hinter mich bringen. Doch... Was wollte ich eigentlich?
Als ich vor der Tür stand wusste ich es immer noch nicht. Energisch klopfte ich. Hinter der Tür brummte es und Schritte näherten sich.
Draco öffnete die Tür und sah mich entsetzt an. Er sah wirklich gut aus. Er trug eine kurze, dunkle Hose und ein dunkelrotes Shirt. Seine Haare waren nass nach hinten gekämmt. Anscheinend war er gerade duschen. Wieso machte mich diese Vorstellung nervös? Ich biss mir auf die Lippe.
"Granger, was willst du hier?"
Seine Stimme war nicht annähernd so verachtend wie im Gewächshaus.
Ohne auf seine Aufforderung zu warten, drückte ich mich an ihm vorbei ins Zimmer. Da er den Tisch und die Stühle wieder davon gezaubert hat, setzte ich mich aufs Bett. Irritiert stand er in der Tür.
"Malfoy, ich will das zu Ende bringen. Setz dich jetzt!"
Er tat wie ihm befohlen und setze sich, mit großem Abstand zwischen uns, ebenfalls auf das Bett.
"Was willst du zu Ende bringen?"
Ich sah ihm direkt in seine grauen Augen. Während ich ihn wütend ansah, wirkte er beinahe reumütig.
"Die Sache die zwischen uns war. Ich hatte im Gewächshaus keine Möglichkeit mich dazu zu äußern..."
Er erhob eine Hand und lehnte sich näher zu mir.
"Hermine, tut mir leid, dass ich dich unterbrechen muss, ich will nur vorher sagen, dass das ziemlich Scheiße von mir war. Ich dachte, wenn ich mich von dir fernhalte wirst du glücklich. Ich will nur dein Bestes und war deshalb so widerwärtig zu dir. Es hat mich innerlich zerrissen, dass ich so etwas Abartiges sagen musste."
Sein Blick war flehend, doch mich ließ er kalt.
"Glaubst du wirklich, ich falle auf dein krankes Spiel zweimal rein?! Für wie naiv und dumm hältst du Frettchen mich?"
Fassungslos sah er mich an. Er krallte sich in die Bettdecke, so stark, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Mich berührte diese Geste nicht. Ich blieb starr auf der Bettkante sitzen.
"Hermine, ich habe dich anscheinend sehr verletzt. Es tut mir leid."
Ich lachte laut los.
"Du? Du mich verletzen? Ich bitte dich, die Zeiten sind lange vorbei Malfoy! Letztendlich wollte ich dich nur darauf hinweisen, dass solltest du irgendjemanden von diesem Fehler am See erzählen, werde ich dich in einen Stein verwandeln, dich mit einem unaufspürbaren Zauber belegen und dich ins Meer werfen!"
Während meiner gesamten Aussage lächelte ich und sah ihm ernst in die grauen Augen. Er wandte seinen Blick nicht ab und zuckte nicht ein einziges Mal. Selbst als ich meine Drohung beendete, schaute keiner von uns weg. So saßen wir dort. Ich in der schwarzen engen Hose, dem weißen Shirt und der schwarzen Lederjacke. Er in seiner kurzen, dunklen Hose und dem dunkelroten Shirt. So saßen wir auf dunkelgrüner Bettwäsche und sahen uns an. Ein altbekanntes Kribbeln stieg in mir auf und mir wurde schlagartig übel. Wie gern würde ich den Abstand überwinden...
Schnell stand ich auf und ging zur Tür. Ich musste dort sofort weg.
Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie Malfoy sich ebenfalls erhob. Erst als er mich am Arm packte und durch die bereits offene Tür zurück zog, wurde mir klar wie nah wir uns schon wieder waren. Er schmiss die Tür zu und stellte sich vor sie.
"Bitte geh nicht."
Was? Wieso tat er das mit mir?
Wieso konnte er das überhaupt mit mir tun? Obwohl ich genau wusste, dass ich nichts vorhatte zu tun, zog ich meinen Zauberstab. Er sollte mir lediglich ein Gefühl der Überlegenheit in dieser unklaren Situation geben.
"Hermine, ich will dir nichts antun."
Die Sanftheit in seiner Stimme veranlasste mich dazu meinen Zauberstab sinken zu lassen. Das Kribbeln in mir wurde durch den mangelnden Abstand zwischen uns verstärkt. Seine Hand umklammerte noch immer meinen Arm. Langsam ließ er mich los und seinen Arm sinken.
"Malfoy was soll dieses Spiel schon wieder?"
Ohne Vorwarnung kam er schnell näher. Er packte mit einer Hand meine Hüfte, mit der anderen meinen Kopf und zog mich so zu sich heran. Seine Hände gruben sich in meine Haare, ehe er seine Lippen auf meine presste.
Das Brennen, welches ich so sehnlichst vermisste, machte sich in mir bemerkbar. Für einen kurzen Augenblick genoss ich seine Nähe. Bis mir bewusst wurde, was wir dort taten. Ich stieß ihn von mir weg und verpasste ihm eine Ohrfeige.
"Was fällt dir ein?!"
Er rieb sich mit einer Hand seine rote Wange und lächelte.
"Ich wollte sehen ob da wirklich nichts mehr zwischen uns ist. Aber so ist es nicht oder Hermine? Du weißt das ebenso wie ich. Wir fühlen uns zueinander hingezogen."
Schnaubend drückte ich ihn beiseite um die Tür zu öffnen.
"Zwischen uns ist nichts außer Verachtung Malfoy. Du bedeutest mir rein gar nichts!"
Hinter mir krachte ich die Tür zu und rannte durch den Flur zum Ausgang. Ich musste schnell hier weg, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
"Hermine, bitte warte und geh nicht! Bitte, ich kann dich nicht nochmal gehen lasen!"
Meine Beine stoppten ihre Bewegung. Meine Vernunft schrie: lauf weiter! Doch mein Herz kontrollierte nun meinen Körper. Und das wollte jetzt keinen Zentimeter mehr gehen.
Mitten im Saal des Tropfenden Kessels kam ich zu stehen. Draco der mir gefolgt war, stand nun dicht vor mir. Sämtliche Gäste und auch Tom beobachteten das Schauspiel.
"Hermine, ich brauche dich!"
Er nahm meine Hände in die seine und sah mir mit einem Blick voller Liebe in die Augen.
In mir drehte sich alles. Unfähig mich zu bewegen, beobachtete ich die Situation. Meine Umwelt nahm ich nur verschwommen wahr. Mir stieg der Geruch von Minze und grünem Apfel in die Nase.
"Bitte sag doch was!"
Schnell blinzelnd realisierte ich den Moment. Ich entzog meine Hände aus Dracos festen Griff und wandte mich ab.
"Es ist zu viel vorgefallen, als ob wir eine Zukunft haben könnten, das ist doch absurd."
Als ich durch die Tür ging apparierte ich sofort um es nicht noch unerträglicher zu machen.
Benommen stand ich vor dem Haus welches ich mit Ron bewohnte.
In mir fühlte sich alles taub an.
Doch ich würde dieses Haus gleich betreten. Ich würde gleich so tun, als würde ich Ron lieben. Als würde ihm mein Herz gehören. Doch das tat es nicht. Mein Herz lag in tausend Teile zersprungen im Tropfenden Kessel, vor den Füßen des Mannes welchen ich wirklich liebte.
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Dramione - Weil Ich Dich Liebe
FanfictionSeit dem Krieg ist etwas mehr als ein Jahr vergangen. Nach einem unangenehmen Zwischenfall irrt Hermine durch die Straßen Londons. Auf der Suche nach einer Unterkunft kommt es zu einer unerwarteten Begegnung. Willkommen zu meiner ersten Fan-Fiction...