Renn!

31 8 1
                                    


Die Hitze war unerträglich. Kein Schatten, kein Wasser. Und keine Ruhe. Imme weiter, nur weiter. Die Männer jagten mich jetzt schon seit geraumer Zeit. Ich wusste nicht was sie wollten. Wusste nur, dass sie auf einmal aufgetaucht waren.

In tiefster Zufriedenheit lag ich am Rande der Wüste in dem letzten verbliebenen Blumenmeer, dass dem Sand und der Trockenheit noch nicht zum Opfer gefallen war. Ich hatte gerade einen Preis gewonnen. Den für besonderes Engagement in der Jugendarbeit. Aber auf einmal flog der Hubschrauber heran und die Männer sprangen heraus. Mir blieb nur die Möglichkeit zu rennen. Die Blumen dürften von den schweren Stiefeln der Männer jetzt auch hinüber sein. Genug der Gedanken. Ich musste mich darauf konzentrieren, ruhig zu atmen. Und nicht zu stoppen. Um Himmels Willen, bloß nicht stehen bleiben. Wer sollte dann auf Max aufpassen? Dem kleinen Bruder von Missy, der ich zum Zeitpunkt traurigsten Abschieds in tiefster Freundschaft geschworen hatte, dass ich auf ihn Acht geben würde. Nein, für Missy und für Max. Die Männer würden mich nicht kriegen!

Doch sie kam näher. Das Stampfen ihrer Stiefel war lauter geworden, wie Donnerschläge hallte es über die Ebene. Und immer noch kein Versteck in Sicht. Wenn ich wenigstens etwas Wasser hätte. Nur einen klitzekleinen Tropfen Wasser. Einen Tropfen, der meine trockene Kehle kühlen würde. Der meinen müden Körper davon überzeugen würde, nicht langsamer zu werden. So wie er es gerade tat. Inzwischen konnte ich sogar den Atem derer hören, die mich jagten.Was jetzt? Denk nach. Denk nach! Wo ist dein Plan B, den du sonst immer hast. Komm schon, lass dir etwas einfallen. Aber ein kurzer Blick über die Schulter verriet mir, dass es schon zu spät war. Ich war den Männern nur noch wenige Meter voraus. Ich war sicher, dass sie meinen Angstschweiß riechen konnten. Das musste sie nur noch mehr anstacheln, denn keinen Augenblick später spürte ich eine Hand an meinem Arm. Panisch schrie ich auf. Wild um mich schlagend wartete ich auf den Schmerz, der unweigerlich kommen müsste, wenn mich die Männer ruhig stellen wollen würden. Und da war er. In Form einer Backpfeife. Und einer Stimme, die meinen Namen rief. Die meine Namen rief? Mit einem Schrei fuhr ich hoch. Eine Frau saß lachend an der Bettkante. Meine Mutter. "Na , hast du gestern schon wieder zu lange deine Bücher gelesen? Kein Wunder, dass du Albträume hast, wenn du deine Nase bis spät abends in denen stecken hast. Komm runter, es gibt Frühstück. Du hast sicher Hunger. Es gibt Brötchen, unser Nachbar hat uns netterweise heute morgen welche mitgebracht und an die Türklinke gehängt Und warum hast du bitte die Heizung auf höchster Stufe, hier ist ja eine Hitze." Kopfschüttelnd verließ sie den Raum.

Ich setze mich auf. De Bettbezug war klitschnass vor Schweiß.


~K

Zehn?! Los geht's!Where stories live. Discover now