Gänsehaut

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 Karla

Hatte sie mich das wirklich gefragt! Ich gab ihr keine Antwort und so saßen wir eineinhalb Stunden später auf der Terrasse und beendeten unser Abendessen. Nach den Champagner folgten noch zwei Flaschen Rotwein und wie sich Stella hätte denken können, hatte ich nicht selbst gekocht, sondern etwas bei meinen Stammchinesen bestellt. Wie wir nun darauf kamen, zu dem chinesischen Essen, das sich noch vor Kurzem auf dem Tisch türmte, Rotwein zu trinken, wusste ich nicht mehr, aber im Endeffekt wäre wohl etwas ohne Alkohol klüger gewesen.

Unsere Gespräche schweiften in immer mehr Richtungen. Wir redeten über Gott und die Welt und zwischenzeitlich aus einer Laune heraus erzählten wir uns die dreckigsten Witze, die wir kannten.

Ich stand irgendwann mal auf, um die dritte Flasche Wein zu holen. Stella lehnte sich entspannt zurück. Der Abend war einfach wundervoll verlaufen, das Essen war, auch wenn nicht selbst zubereitet wirklich lecker und die Kombination von Ambiente und gutem Gespräch hatte eine sehr berauschende Wirkung.

Zusammenfassend könnte man sagen, ich war ziemlich glücklich.


Stella


Als ich Schritte hinter mir hörte, freute ich mich schon darauf unsere vorangegangene Diskussion über den sechsten Sinn weiterzuführen und war ziemlich überrascht, als sich nun rechts an meinem Gesicht eine Hand vorbeibewegte. Gleichzeitig wurde ich wieder in diesen Duft getränkt, was sich schnell auf mein komplettes Dasein auswirkte. Alles was ich wahrnahm war Karla ihr Geruch, in dem sich im Laufe des Abends und als Resultat der Hitze auch ihr persönlicher Duft intensiviert hatte. Doch es dauerte nicht lange und es passierte etwas. In dem Versuch, mein Glas zu erreichen ohne dabei Umzufallen lehnte sie sich gegen mich. Ihre Brust drückte sich gegen meinen Rücken und ich konnte nicht verhindern, dass eine Mischung aus Keuchen, Seufzen und Stöhnen meinen Mund verließ, sondern nur hoffen, dass sie es nicht gehört hatte – aber ihr Arm verharrte für den Bruchteil einer Sekunde reglos in der Luft und ich bildete mir beinahe ein, ein Echo dieses Geräusches von ihr zu hören.

Plötzlich war ihr Mund an meinem Ohr und ich konnte ihren heißen Atem nur zu deutlich auf meiner Haut spüren.

>>Ich hoffe doch, wir trinken noch ein Glas oder überfalle ich dich zu sehr damit?<
<, hauchte sie mir ins Ohr.

 Zu sehr war ich nun mit der Frage beschäftigt, ob ich nun atmen sollte oder nicht, während sie so nah bei mir war, dass selbst mein Herz nicht wusste, in welchem Takt es zu schlagen hatte. Ihre Nasenspitze glitt an meinem Ohr hinab und senkte sich in die entblößte Beugung meines Halses, ihre Haare kitzelten über meine Schultern. Ich hörte mehr als dass ich fühlte, wie sie tief einatmete und ein leises Seufzen von sich gab. Mein Denken verlangsamte sich.

>>Überfalle ich dich zu sehr damit Darling?<<, hallte es in meinem Kopf nach. Zu spät ging mir auf, dass sie wohl nicht den Wein im Sinn gehabt hatte.

Ich wurde leicht panisch und besann mich also auf eine bewährte Methode, die ich schon oft angewendet hatte. Noch bevor ich mir einen weiteren Gedanken erlaubte stand ich auf, wollte mich umdrehen und stieß auch prompt mit genau der Person zusammen, um die sich meine Gedanken drehten. Wir beide ein wenig vom Alkohol beeinflusst mussten uns aneinander festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Karla trat einen hektischen Schritt zurück und riss die Augen auf.

>>Oh nein! Dein Kleid ist völlig bespritzt!
<<, kam von ihr.

Ich brauchte mal wieder einige Sekunden um zu registrieren, was sie zu mir sagte. Mein Kleid?

Schließlich überredete ich meine Augen dazu, sich auf mich selbst zu richten und bemerkte, was Karla schon eher erkannt hatte. Auf meinem Kleid prangten zwei große Weinflecken. Bevor ich jedoch irgendeine Konsequenz aus dieser Beobachtung ziehen konnte, hatte sie sich den unteren Teil meines Kleides bereits gekrallt und begann hektisch mit einem Trockentuch daran herum zu reiben und zu stammeln, wie Leid ihr das Ganze täte.

Meine Hände bewegten sich wie in Zeitlupe auf ihre Handgelenke zu. Ich umfasste sie leicht und versuchte sie ruhig zu halten.

>>Es ist in Ordnung, ehrlich<<
, flüsterte ich und zog sie Langsam zu mir hoch. Ich konnte eine Hoffnung und ein Verlangen in ihrem Blick erkennen, die mir den Atem raubten.

Es war ein sanfter, fragender Kuss ohne viel Bewegung, der von mir folgte. Ich entließ langsam ihre Handgelenke und strich über ihre Arme nach oben. Wo ich sie berührte bekam sie Gänsehaut. An meiner Hüfte fühlte ich eine zaghafte Berührung.

Bevor ich noch zum Nachdenken kam, öffnete ich meine Lippen bereitwillig und ließ Karla eintritt.

Ich fühlte die hitzige Wärme, die Karla ausstrahlt. Sie küsste mein Hals und knabbert an meinem Ohrläppchen. Sie verteilte Küsse auf meinen Nacken, die sich anfühlen wie Tausende Stiche mit heißen Nadeln. Ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht laut zu stöhnen.

Karla ihre Hände erforschten meinen Körper durch den Stoff des Kleides hindurch. Eine Hand glitt langsam weiter nach unten in südlichere Gefilde.

>>Du bist so schön Stella, wenn das dein Wunsch ist, dass dein Freund dabei sein sollte, dann werde ich es dir zu liebe Erfüllen<<, flüsterte Karla leise.

Mit dieser Reaktion hätte ich nun gar nicht mehr gerechnet. Ich dachte sie hatte es schon wieder vergessen und ignoriert.

>>Sage jetzt nichts, bitte. Küss mich einfach!<<, forderte Karla mich auf. Ich sog noch einmal dieses wunderschöne Gesicht ein, schloss dann die Augen und suchte mit meinen Lippen die von Karla. Schließlich fand ich mein Ziel und küsste sie intensiv und lange. Ich schlang meine Arme um sie.

>>Danke<<, sagte ich und küsste Karla erneut. Schließlich beendeten wir den Kuss und den Abend. Es wurde Zeit zu gehen.

Danke fürs Lesen und Voten  

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