kapitel drei

1.8K 56 0
                                    

Der Maester hatte mehrere Male nach dem Mädchen gesehen und die Heilung ihrer Wunde machte beachtliche Fortschritte.
Auch Jon war ab und zu noch einmal zu ihr gekommen, hatte versucht sie irgendwie zum Reden zu bringen, doch vergebens. Das Mädchen sprach kein Wort und machte auch keine Anzeichen darauf, dass sie es bald tun würde.

Jon befand sich gerade in dem Speisesaal der Mauer, Sam und Geist neben ihm.
„Hat sie mit dir gesprochen?“, fragte Samwell ihn und sah dabei von seinem Teller auf. Jon schüttelte seinen Kopf und sah angespannt auf seinen Teller.
„Scheint so, als wäre ihre schweigsame Art auf dich über gegangen.“, mit diesen Worten blickte Sam wieder auf das Essen vor ihm.
Jon war mit Abstand der leiseste in dem Saal, da hatte Sam Recht. Die anderen Jungs und Männer führten lautstarke, anscheinend ganz witzige Unterhaltungen.
„Ich will einfach wissen weshalb-“, weiter kam Jon nicht, denn die Tür des Raumes ging auf und eine zarte Silhouette betrat den Speisesaal.
Augenblicklich stockten alle Gespräche und die Augen der Männer richteten sich auf das blonde Mädchen welches nun schweigend durch die Tischreihen hindurch trat um sich an einem leeren Tisch in der Ecke niederzulassen.
„Was tut sie hier?“, flüsterte einer der Jungs, nicht sonderlich entfernt von Jon. Auch Sam stellte eine ähnliche Frage. Jon zuckte daraufhin nur unmerklich mit den Schultern und musterte das Mädchen. Sie saß einfach da, ihr Blick war nachdenklich auf das kleine Feuer in der Ecke gerichtet und ihre blasse Haut nahm einen leichten lilastich von der Kälte an.
Lilastich?
Sofort sprang Jon von seinem Platz auf. Das Mädchen musste höllisch frieren, immerhin trug sie nur das dünne Kleidchen, welches einer der Grenzer erworben hatte.
Während Jon seinen Mantel auszog, lief er auf das Mädchen zu und blieb schließlich direkt neben ihr stehen.
„Ihr müsst frieren, Milady. Nehmt meinen Mantel.“ Wortlos nahm sie den Mantel Jon's entgegen und legte sich diesen über ihre Schultern. Für einen kurzen Augenblick meinte Jon ein Lächeln auf ihren blassen Lippen erkennen zu können.
„Sieht ganz so aus als hätte der Bastard ein Auge auf unser namenloses Mädchen aus dem Nichts geworfen!“, ertönte eine lachende Jungenstimme aus dem hinteren Teil des Saals. Mit verdrehten Augen lief Jon zurück zu seinem Platz und richtete seinen Blick erneut auf seinen Teller.
Samwell blickte ihn fragend an: „Frierst du jetzt nicht?“
„Ich habe noch einen Mantel, oben in meinem Gemach.“, sagte der junge Mann monoton und erhob dabei keines Falles den Kopf.
Der etwas breitere Junge nickte kurz und sah zu wie die ersten Jungs, langsam den Raum verließen. Erst jetzt bemerkte Jon, dass das Mädchen ihn die ganze Zeit zu beobachten schien.
Auch als er zu ihr sah, wandte sie ihren Blick nicht von ihm ab.
„Sam, lass uns gehen.“, sagte er leise und blickte dauraufhin zu seinem Freund. Kurz darauf ging die Tür ein zweites Mal auf, diesmal betrat der Kommandant , Jeor Mormont, den Saal.
„Schnee, nimm dein Schwert und komm!“
„Weshalb?“, Jon zog verwirrt eine Augenbraue hoch.
„Hinter der Mauer wurde etwas gesichtet, anscheinend nicht ungefährlich. Ich war dagegen das sie dich Deppen mitnehmen, aber sie sagten sie bräuchten dein Geschick mit Waffen.“
Das war Jon's Chance zu beweisen, dass er doch mehr war als nur ein Kämmerer. Selbstsicher stand er von seinem Platz auf und lief auf den Kommandanten zu.
„Ihr seid verrückt, wenn ihr mitgeht.“
Abrupt blieb Jon stehen und sah mit einem verwirrten Blick zu dem blonden Mädchen.
„Wie bitte?“, war das einzige was der Lockenkopf hervorbrachte.
„Ich sagte, es wäre verrückt dort raus zu gehen“, das Mädchen stand von ihrem Platz auf und musterte Jon kritisch, „Zumindest ohne die richtige Kleidung.“
„Er hat doch Kleidung an, Mädchen.“, zischte der Kommandant und machte dann eine abweisende Handbewegung, „Ich werde ihnen sagen, dass der werte Bastard wohl anderweitig beschäftigt ist. Mir solls Recht sein.“ Mit diesen Worten verließ Mormont den Saal.
Jon sah das Mädchen ungläubig an, Sam tat es ihm gleich. Das Mädchen aber, zuckte mit den Schultern und sah die beiden verblüfften Jungs an.
„Tut mir leid, habe ich etwas falsches gesagt?“
„Was soll das Ganze?!“, platze es nun aus Jon heraus, „Erst sprecht ihr nicht, und dann versaut ihr mir meine erste Chance, bei der ich beweisen könnte das ich mehr bin als ein verfluchter Kämmerer!“
„Bedankt man sich so bei dem Mädchen, welches gerade euer Leben gerettet hat?“, die Blondine zog eine Augenbraue hoch und trat einen Schritt auf die Jungs zu, „Ohne Rüstung überlebt ihr dort draußen keine zehn Minuten.“
„Ach ist das so?“, fragte Jon, noch immer mit dem leicht wütenden Unterton.
Das Mädchen nickte kurz und blickte auf ihre Hand: „Wart ihr schon einmal dort? Jenseits der Mauer?“
Die beiden Jungs schüttelten fast synchron ihren Kopf.
„Nicht ganz ungefährlich.“, die junge Frau blickte von ihrer Hand auf und sah abwechselnd von Jon zu Sam und wieder zurück.
„Ihr wart dort?“, fragte Sam überrascht und sein Blick wurde neugierig.
„Natürlich“, sie lachte leicht, „Immerhin komme ich von da.“
Ein kurzes Schnauben entfuhr Jon, als er das Mädchen so lachen hörte.
Er hatte sie keines Weges so eingeschätzt, wie sie sich gerade gab. Sie hatte ihm seine erste Gelegenheit als Grenzer geraubt, das worauf er seit Monaten gehofft hatte.
„Euer Name war Sam, richtig?“
Sam nickte kurz und unsicher: „Samwell Tarly, um genau zu sein.“
Das Mädchen lächelte leicht und blickte anschließend zu Jon: „Jon, oder?“
Der junge Mann nickte kurz: „Jon.“
„Jon Schnee“, das Mädchen legte ihren Kopf leicht schief, „Ihr müsst euch für euren Nachnamen doch nicht schämen.“
„Wie lautet euer Name?“, fragte Jon um vom Thema abzulenken.
„Charlotte“, die blonde Schönheit lächelte leicht, „Charlotte Willoughby.“
„Also gut Charlotte. Danke das ihr euch einfach so in ein Gespräch eingemischt haben und somit mein ganzer Tag zu nichts nutze ist.“, mit diesen Worten verschwand Jon aus dem Saal, hinterließ einen verwirrten Sam und eine kopfschüttelnde Charlotte.
„Ist der immer so undankbar?“, fragte sie an Sam gerichtet und richtete den einen Ärmel des warmen Mantels.
„Ich...weiß nicht.“, wieder dieser unsichere Ton in Samwell's Stimme.
Charlotte zuckte mit ihren Schultern und nun war sie diejenige, die den Raum verließ.

hopeless | a game of thrones fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt