kapitel zwölf

663 20 1
                                    

Sie wird sich früher oder später beruhigen, hatte Tyrion zu Jon gesagt. Sonderlich viel hatte der Bastard davon aber nicht mitbekommen. Charlotte hatte den ganzen Abend bei den Pferden verbracht und hatte niemanden ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Jedoch war Jon aber auch nicht zu ihr gegangen, um sie anzusprechen. Bronn hatte vorgeschlagen die Nacht hier zu verbringen. Jaime, Tyrion und Jon hatten einen Platz in der Taverne bekommen. Jon hatte diesen Platz aber an Alani und Lydia übergeben, da er beschlossen hatte draußen zu bleiben.
Mittlerweile stand der Mond hoch am Himmel und schenkte dem dunklen, düsteren Wald ein wenig Beleuchtung. Die meisten Männer und Bediensteten schliefen bereits. Podrick, Bronn und Jon saßen gemeinsam an einer kleinen Feuerstelle, Charlotte lehnte etwas Abseits an einem Baum.
„Erzähl mir von Mulwarft, Jon, ich habe gehört die Huren dort seien gut ausgestattet.“, Bronn lachte auf und klopfte Jon ein paar Mal auf die Schulter. Podrick stimmte etwas unsicher in das Gelächter mit ein, während Jon die Beiden mit einem etwas weniger amüsierten Blick ansah.
„Ich war nie dort.“, gab Jon dann ehrlich zurück. Er hatte oft genug mitbekommen, dass der ein oder andere Bruder der Nachtwache sich nachts rausgeschlichen hatte, um sich in dem kleinen Dorf zu begnügen. Aber Jon hatte seinen Eid stets ernst genommen, außerdem kannte er den Kontakt zu Frauen kaum, also konnte er diesen auch nicht vermissen. Damals in Winterfell bekam Jon nie die Aufmerksamkeit der ganzen Mädchen. Denn allesamt standen sie bei seinem Bruder Robb. Zum einen sah er gut aus und zum anderen war er der Erbe Winterfells gewesen. Aber Jon hatte ihn nicht sonderlich darum beneidet, sicherlich ein bisschen, doch er hatte von Anfang an gewusst, dass es so sein würde.
„Du warst nie dort?“, Bronn schüttelte grinsend seinen Kopf, „Du musst verrückt sein.“
Jon blickte daraufhin einfach mit einem starren Blick in die bereits fast erloschenen Flammen.
Es dauerte nicht lange, da hatte Podrick sich hingelegt und war nicht viel später eingeschlafen. Nachdem Jon einen weiteren Blick zu Charlotte hinüber geworfen hatte, stellte er fest, dass auch diese bereits schlief. Tyrion hatte ihr bei seinem abendlichen Rundgang seinen Mantel geliehen, da sie doch ziemlich fror, nicht viel später war er an Bronn's Seite verschwunden. Jon beschloss nun auch sich hinzulegen, denn er war, zugegeben, auch ein wenig erschöpft von der Reise.
[...]
Das erste was Charlotte am nächsten Morgen sah, war ein kleiner Vogel, welcher sich neben sie in den Schnee gesetzt hatte. Nachdem die junge Frau festgestellt hatte, dass alle anderen um sie herum noch schliefen, stand sie auf und beschloss sich ein wenig die Beine zu vertreten. Die Luft war nicht mehr so schneidend wie sie es am letzten Tag gewesen war, tatsächlich war das Wetter sogar recht angenehm. Alles um Charlotte herum war ruhig und für einen Moment vergaß sie all das Unheil, welches im Moment in ihrem Leben Platz genommen hatte.
Erst als sie einen schrillen Schrei hörte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sofort sah sie sich um, konnte aber kaum etwas erkennen. Erneut ein Schrei, diesmal ein Hilferuf.
„Alani...“, hauchte Charlotte, als sie die Stimme erkannte und ehe sie sich versah, waren ihre langsamen Schritte zu einem Rennen übergegangen. Immer wieder rief sie den Namen des kleinen Wildlingsmädchen, nein, sie schrie ihn sogar fast.
Schwindelgefühle überkamen sie, als sie sie fand. Kaum mehr als einige Körperteile waren von Alani übrig, einige Hunde hockte über ihr und fletschten gierig ihre Zähne. Ohne die Männer hinter der Leiche, oder die Hunde zu beachten, fiel die blonde Frau auf ihre Knie und bedeckte ihr Gesicht mit ihren zarten Händen.
„Hebt sie hoch!“, befahl eine dunkle und raue Männerstimme, kurz darauf zogen sie ein paar starke Arme auf die Füße und zogen sie hinüber zu den Pferden. Noch immer schossen Tränen aus Charlottes dunklen Augen, ihre Sicht dadurch ziemlich verschwommen. Das einzige was sie noch mitbekam war, wie sie auf eines der Pferde gehoben wurde und ein Banner, auf welchem ein gehäuteter Mann abgebildet war, danach war alles dunkel.
[...]
„Alani ist weg!“
Jon wachte durch diese lauten Worte auf und sah sich um. Etwas weiter entfernt erkannte er eine ziemlich aufgewühlte Lydia, welche sich hastig umsah.
„Was heißt sie ist weg?“, fragte Jaime, welcher gerade aus dem Gasthaus trat.
„Sie wollte kurz an die frische Luft, s-sie hat gesagt sie würde sofort wieder kommen...a-aber, sie ist noch immer weg.“
Jon war mittlerweile aufgestanden und sah sich ebenfalls einmal um: „Sie ist vermutlich bei Charlotte, sie ist ebenfalls nicht da.“
„Gut, dann ist das ja geklärt.“, Jaime zuckte mit den Schultern und sah hinüber zu Bronn, Tyrion und Podrick, welche nun ebenfalls zum Geschehen dazu gestoßen waren.
Nicht viel später fanden sich alle Männer an einem kleinen Feuer wieder und aßen etwas, die Hochgeborenen bekamen sogar etwas Wein.
Es war alles ruhig, nur waren Charlotte und Alani noch immer nicht aufgetaucht.
„Wir sollten sie suchen.“, meinte Jon und wie auf den Punkt genau hörte er das kurze Zischen eines Pfeils, danach einen dumpfen Aufprall.
Der Schrei Lydias ließ Jons Kopf in die Richtung des Geräusches schnellen und sofort stand pures Entsetzen in seinem Gesicht geschrieben.
Es war nicht nur ein Pfeil, der etwas weiter von ihm entfernt im Schnee steckte. Nein, es war ein Pfeil in einem abgetrennten Kopf, eines unschuldigen, kleinen Mädchens.
Während Podrick versuchte die weinende Lydia von dem Kopf wegzuziehen, hatte Jon einen kleinen Zettel von dem Pfeil abgetrennt.
Was darauf stand alamierte den jungen Kämmerer.

Dies wird nicht der einzige Kopf bleiben, solltet ihr auf doofe Ideen kommen. Ergebt euch und schickt die restlichen Lannisters nach Grauenstein oder ihr werdet schon bald den schönen Kopf der blonden Lannister Hure in euren Händen halten.

Ramsay Schnee, Sohn des Roose Bolton, Wächter des Nordens.

Sofort wusste Jon wer mit blonde Lannister Hure gemeint war. Charlotte.

hopeless | a game of thrones fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt