Chapter 3

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Youngjae hatte mich zu einer großen, stillgelegten Industrieanlage gebracht.
Mehrere Lagerhallen reihten sich aneinander und etwas weiter abseits stand ein blockartig aussehendes Gebäude. Wir hielten davor an.
Youngjae war bereits ausgestiegen und lief auf ein großes Garagentor zu.
Ich schnappte mir meinen Rucksack und folgte ihm.
In dieser Gegend von Seoul bin ich noch nie gewesen. Wieso auch, ich interessierte mich ja nicht für Maschinen oder irgendwelche Fabriken. 
Ich stellte mich neben Youngjae.
«Jiso…» Ich sah ihn an. «Vertraust du mir?»
Wie bitte? Ich schwieg. Was soll diese Fragebedeutet? Er wird ja nicht mit mir vom Dach springen wollen (lach)…oder?...ach Quatsch.
Ich sah ihn immer noch schweigend an. Diese ganze Geheimnistuerei hatte mich inzwischen ja wirklich neugierig gemacht und ich wollte wissen, was er geplant hatte, also sagte ich entschlossen «Ja.»
Youngjae riss das Tor auf. Mit einem grässlichen quietschen stand es nun offen und es kam eine große, geräumige Halle zum Vorschein.
Youngjae zog mich hinein. 
Mein Blick streifte durch den Raum. Ich sah zerbrochene Fensterscheiben und eine Menge Dreck überall auf dem Boden verteilt. Die Luft fühlte sich stickig an, sodass mir das Atmen etwas schwer viel und einzelne Staubpartikel tanzten im Strahl der Sonne. 
Ich sah diesem Spektakel einige Sekunden zu, bis mich eine Stimme aus meinen Gedanken riss.
«Kommst du?» Ich blickte in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Youngjae stand auf einer verrosteten, megasteilen Wendeltreppe und streckte mir seine Hand entgegen und jetzt verstand ich auch, was diese Frage von eben sollte. Auf keinen Fall würde ich mit ihm DA hochgehen. Es war ja nicht nur, dass diese Treppe wahrscheinlich schon mehrere Jahre alt war und bestimmt schon bessere Zeiten gehabt hatte, sondern sie knarksen die ganze Zeit und schwankte gewaltig hin und her. 
Am liebsten hätte ich Youngjae angeschrien, er solle darunter kommen, doch stattdessen blickte ich nur in sein Gesicht. Es wirkte so ruhig und gelassen, als wüsste er genau was er tat. 
Ohne das ich es wirklich realisierte, ergriff ich seine Hand. 
Er zog mich die ersten Stufen hinauf.
Seine Hand schloss sich fest um meine und zusammen stiegen wir die Wendeltreppe hoch.

Meine Hände schwitzten. Die Knöchel traten schon weiß hervor, da ich wie verrückt Youngjae’s Hand drückte. Ich hoffe ich tue ihm nicht weh…
«Wir sind da.» sagte er, als wir vor einer massiv aussehenden Tür stehen blieben. Mir entfuhr ein erleichterter Seufzer…Endlich…
«Alles ok?» 
Youngjae hob vorsichtig mein Kinn. 
Leicht besorgt musterte er mich mit seinen braunen Augen und ich nickte.
Ich schaffte es sogar meinen Mund zu einem kleinen Lächeln zu verziehen.
Seine Augen ließ von mir ab und schauten auf seine Uhr.
«20:00 Uhr. Perfekt.» sagte er mehr zu sich selbst.
Ich sah ihn nur fragend an, da riss Youngjae plötzlich die Tür auf und
mir stockte der Atem. Ich trat langsam ins Freie…und wäre beinahe auf den Betonboden gefallen, doch Youngjae hielt mich Gott sein danken fest. Ich hatte die Stufe vor mir überhaupt nicht bemerkt, so überwältigt war ich von dem Anblick, der sich mir gerade bot.
«WOW!» …Der Sonnenuntergang über Seoul…
Er erstreckte sich meilenweit, wundervoll anzuschauen, und tauchte alles in ein angenehmes rot-oranges Licht.
Ich wollte es eigentlich nicht, doch da liefen auch schon die ersten Tränen über meine Wangen. So etwas Schönes hatte ich wirklich noch nie gesehen.
«Das hier ist DAS, was wir nicht verpassen sollten.»
Youngjae stand neben mir, seinen Blick geradeaus gerichtet. Er lächelte.
Die letzten Tränen in meinen Augenwinkeln blinzelte ich weg, als ich zu ihm sah.
Ich konnte nicht mehr warten, wollte es auch nicht länger.
Ich fiel ihm um den Hals, drückte ihn fest an mich und wollte ihn nie wieder loslassen.
«Danke.» hauchte ich an seine Brust.

Pain of Love [abgebrochen] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt