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Was Zuhause passierte, bekam Marie nur noch am Rand mit. Ihr Tagesablauf bestand aus Schule, Hausaufgaben, lernen und Abends beim Pferdekopf am Automaten zu sitzen.
Von 750€ Euro war sie, durch das Spielen am Automaten, auf 900 gekommen und am Wochenende traf sie sich zum Pokern mit Unbekannten.
Sie hatte ne Glückssträhne, sie gewann viel und verlor wenig.

Eines Tages, in einer Samstag Nacht, saß sie bei jemanden zu Hause am Pokertisch, im Keller und spielte.
Ohne groß nach zu denken, schob sie die 1.500€ in die Mitte, welche vor ihr lagen.
"All in", sagte sie nur und setze ihr Pockerface auf, welches sie in den letzten Wochen zu beherrschen gelernt hatte.
Die drei Männer und die eine Frau, ließen sich auch nichts anmerken.
Marie schaute auf ihre beiden Karten und dann auf die fünf welche auf dem Tisch lagen. Sie waren gut, aber natürlich lächelte sie nicht, sie würde sich dadurch nur verrten.
Die Frau, welche so wie alle in dem Raum, zwischen fünf und zehn Jahre älter war als Marie, deckte ihre Karten auf.
"Zwillinge", sagte sie ruhig.
Glücklich machte sich in Marie breit, aber Lächeln tat sie immer noch nicht.
Der Mann gegenüber von ihr deckte seine Karten auf.
"Zwillinge", sagte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Nun war die Blonde an der Reihe und sie freute sich und hoffte drauf das der letzte auch Zwillinge oder schlechter hatte.
"Drilling" sagte sie,  warf ihre Karten auf den Tisch und trank einen Schluck aus dem Glas mit Whisky das der Mann zu Anfang des Spiels ausgeteilt hatte.
Der letzte in der Runde, lächelte nun und Marie wusste, sie hatte verloren.
"Füll House", meinte er fröhlich und zog dass Geld zu sich heran.
Marie ließ sich nichts anmerken, sondern trank ihr Glas leer und schenkte sich nach.
Sie blieb sitzen, ließ ihr Pockerface aufgesetzt und hörte dem Smalltalk zu.
"Ich bin immer für ein gutes Spiel zu haben", sagte die Frau, sie hatte lange braune Haare und trug eine Bluse mit Rock, sie  mit einem Lächeln auf den Lippen.
Der Besitzer des Hauses, er hatte kurze blonde Haare und trug ein Hemd mit schwarzer Hose, wandte sich zu Marie: "Sie spielen für ihr junges Alter sehr gut, Frau Maier".
Auch auf seinen Lippen erschien ein Lächeln.
Es war ein komisches Gefühl mit 16 schon mit "Sie" angesprochen zu werden, fand Marie sprach es jedoch nicht laut aus, sondern blieb ruhig.
"Übung macht den Meister", sagte sie nur und trank ihren Whisky halb leer.
"Wohl war", stimmte die Frau zu, sie hatte angefangen das Getränk in ihrem Glas zu schwenken.
"Also dann", sagte der Gewinner, er hatte kurze braune Haare und trug einen schwarzen Anzug, "Muss sie auch leider schon verlassen. Ich danke ihnen für den angenehmen Abend".
Alle nickte zum Abschied und der Mann verließ den Keller, in dem der Tisch stand.
Der Veranstalter des Spieles, Herr Schmidt, stand auf und holte eine Schachtel Zigarren und Bot jeden eine an, Marie jedoch lehnte höflich ab und nahm stattdessen eine Zigertte aus ihrer Schachtel.

Als Marie am nächsten Morgen aufwachte und auf ihr Handy blickte, stellte sie geschockt fest, dass sie nur noch ein Woche hatte um dem Typen die Kohle zu zahlen.
Als zweites wurde ihr klar, dass sie pleite war.
"Was mache ich den jetzt nur?", fragte sich die blonde leise und saß in ihrem Boxspringbett.
Minuten lang zerbrach sie sich, immer noch verschlafen, den Kopf über ihre Möglichkeiten. Kam jedoch auf keine anständig Lösung.
Sie stand auf und ging runter zum Frühstück, wo ihre Familie  saß.
"Guten Morgen, Schatz", begrüßte sie ihr Mutter mit versuchter Freundlichkeit, aber es gelang ihr überhaupt nicht.
"Morgen", sagte Marie und fing an sich ein Leberwurst-Brot zu schmieren.
Der Rest des Frühstücks verlief so, dass sie sich darüber austauschten was in der Woche so passiert war.
Marie merkte, dass ihre Mutter noch nicht verkraftet hatte, das Vater sie verlassen hatte.

Zwanzig Minuten später, war sie auf ihrem Zimmer und dachte weiter über ihr Problem nach. Dann fiel ihr an, dass sie doch einen Kontakt hatte, von dem sie sich Geld leihen könnte.
Sie öffnete den Chat und tippte eine Nachricht ein:

Marie: Hey, kannst du mir helfen?
Heike: Klar was gibt's den?
Marie: Kannst du mir Geld leihen? Sagen wir 2.000€?
Heike: Natürlich, aber unter meinen Bedingungen!
Marie: Wie du willst, wie lauten sie?
Heike: Einem Monat Zeit und 10% Zinsen.
Marie schreibt...
Marie: Okay.
Heike: Sei heute Abend bei mir.

Marie schloss den Chat und öffnete YouTube und schaute sich ein paar Videos an.

Am Abend, fuhr sie mit ihrem Fahrrad zu Heike. Diese wohnte in einer Wohnung im 2 Stock.
Sie stieg die Treppe des Miethauses hoch und dort wartete schon eine blonde Frau auf sie.
"Komm rein", sagte sie nur und ging in ihre Wohnung. Marie folgte ihr.
Drinnen deutete die Frau auf ihre kleine Einbauküche.
"Setz dich. Ich hol das Geld", sagte die Blonde und verschwand im Wohnzimmer.
Marie setzte sich in der Küche auf einen Klappstuhl aus Holz. Die Küche, sah gar nicht aus, wie die von einer Frau welche so viel Kohle hatte, dass sie diese problemlos verliehen konnte. Aber, vielleicht wollte sie auch einfach nicht zeigen was sie wirklich besaß.
Die Frau kam wieder und setzte sich auf den Stuhl vor ihr, sie sprach nicht, sondern legte einen schwarzen Koffer auf den Holztisch zwischen ihnen.
"Hier ist das Geld", sagte sie und drehte den Koffer bevor sie ihn öffnete.
Darin waren eine Menge 20€-Scheine.
Marie wusste, dass sie das Geld nicht einfach so nehmen konnte sie musste es zählen.
"2000 und keinen Cent weniger", meinte die Frau und schob den Koffer ein Stück näher.
"Ich werde es zählen", sagte Marie ruhig und nahm die Geldbündel und zählte sie.
"Das stimmt", bestätigte sie die Aussage der Frau nach drei Minuten und fing an das Geld in ihren Rucksack zu packen.
Mit dem Rucksack, würde sie morgen zum Park fahren und ihn dort für den Mann platzieren und sie hatte immer noch Geld zum zocken.
"Ich danke ihnen", sagte die Teenagerin mit ruhiger Höflichkeit.
"Immer doch", meinte Heike, "Aber zieh keine krummen Dinge ab, glaube mir mit mir ist nicht zu spaßen, zumindest nicht wenn's um Geld geht".

HALBES JAHRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt