Die nächsten beiden Tage, verbrachte Marie damit das Gelände zu erkunden.
Es war sehr spannend und die Nächte schlief sie oder surfte im Internet.
Auch schaffte sie es ihre Schwester erfolgreich hinzuhalten.
Doch dann kam der Montag, es war 10 Uhr morgens, als Marie wach durch das Klingeln ihre Smartphones wach wurde.
Sie schaute auf den Display, wo in weißer Schrift der Name ihrer Schwester stand.
Sie schluckte, wenn Vivien sie anrief, anstatt zu texten, dann musste es etwas ernstes sein.
Sie wartete einige Augenblicke, hoffte, dass ihre Schwester einfach auflegen würde.
Doch die Hoffnung erstarb, als zwei Minuten vergangenen waren und das Telephone immer noch energisch läutete.
Ihre Schwester wusste genau, dass sie erreichbar war.
Zögerlich ergriff sie ihr Handy und ging ran.
"Marie, ohne Scheiß, wo bist du? Und erzähl mir nicht, du bist bei Melly, die steht gerade vor mir und meint, sie hätte dich das ganze Wochenende nicht gesehen. Also, jetzt ernsthaft wir machen uns Sorgen, ich und Mama", die Stimme ihr Schwester klang ernst, Wütend aber auch besorgt.
Marie schwieg. Wusste nicht genau was sie antworten sollte, ob sie überhaupt was sagen sollte.
In ihrem Kopf ging sie alle möglichen Optionen durch und empfand nur eine als wirklich passend.
"Marie, wenn du jetzt nicht sofort zur Schule oder Nachhause kommst, dann rufen wir die Polizei, die können dein Handy orten", wurde sie gewarnt.
Marie schluckte und sagte immer noch nichts, doch blitzschnell reagierte sie.
Sie antwortete nicht auf die Worte ihrer Schwester, sondern ließ das Handy fallen und packte ihre Sachen und verließ das Zimmer.Fünf Minuten später fuhr sie eine Straße entlang, zu einem kleinen Stadtteil.
So schnell würde ihr ihre Schwester nicht die Bullen auf dem Hals jagen, aber die Zeit, in der Sie nicht offiziell auf der Flucht war.
Sie würden ihre Stadt verlassen müssen, wenn sie sicher gehen wollte nicht gefunden zu werden.
Sie ärgerte sich darüber, nicht schon Führer weiter weg gefahren zu sein, dann hätte sie jetzt nicht ganz so große Probleme.
Doch jetzt war es zu spät.
Sie fuhr an kleinen Häusern vorbei und an ein paar Läden.
Gegen zwölf fing es an zu regnen, doch dass ignorierte sie.
Nur gelegentlich machte sie Pause, aber immer nur um kurz einen Schluck zu trinken.
Gegen 15 Uhr kam sie dann in der Nachbarstadt an.
Sie fuhr dort durch die Straßen und kam an einem Bahnhofsvorplatz an.
Wenn ich mit dem Zug fahre, komme ich schneller hier weg, schoss es ihr durch den Kopf.
Sie befand die Idee für gut und stieg von ihrem Fahrrad ab.
Auf dem Vorplatz, setze sie sich auf eine Bank, es war Recht modern und offen, viele Menschen waren unterwegs. Manche trafen sich, andere hasteten zu ihrem Bus oder Zug und machen waren für sich alleine.
Marie nahm sich eine Zigarette um etwas zu entspannen.
Ich werde mein Fahrrad nicht brauchen, wenn ich mit dem Zug fahre.
Dann kam ihr die Idee, es zu verkaufen, so hätte es noch einen Nutzen für sie.
Aus dem Mülleimer neben sich, holte sie ein altes Stück Zeitung herraus und in ihrer Tasche fand sie einen Kugelschreiber.
In kragliger großer Schrift schrieb sie ZU VERKAUFEN 250€ drauf und befestige es am Fahrrad.
Es dauerte lange, bis jemand den Drahtesel mit Interesse beäugte.
Ein Gefühl der Freude überkam die Jugendliche, vielleicht würde er es kaufen, das Geld hatte sie nötiger, als ein Fahrrad.
"Ich könnte dir 200 gaben, mehr habe ich nicht", meinte der grauhaarige dünne Mann, mit ruhiger Stimme.
Marie überlegte einen Augenblick.
Wer weiß wann der nächste kommt oder wie weit die Bullen dir schon auf den Fersen sind, ging es ihr durch den Kopf.
"Einverstanden", sagte sie nur.
"Super, dass kann ich meiner Tochter zum Geburtstag schenken", sagte er freundlich und irgendwie war er Marie sympatisch.
Er reichte ihr vier 50er, welche Marie in ihr Portmonee legte und sich bei dem Mann bedankte, welcher ihren Dank erwiderte und das hellblaue Rad davon schob.
Die dunkelblonde stand auf und zündete sich noch eine Zigarette an und rauchte auf, bevor sie sich am Bahnhof ein Montagsticket kaufte.
Im Zug lehnte sie den Kopf an die kühle Fensterscheibe und döste etwas vor sich hin, der Tag heute war ansträngend gewesen und sie konnte die Ruhe gebrauchen, bevor sie sich heute Abend in neue Sorgen stürzte - eine Platz für die Nacht zu finden.Sie musste wirklich eingeschlafen sein, denn als sie aufwachte, hörte sie die Männerstimme die Endstation verkünden.
Sie stand auf, streckte sich und setzte ihren Rucksack auf.
Die Uhr auf der Anzeigetafel zeigte 18:34 Uhr, sie war in etwa zweieinhalb Stunden unterwegs gewesen, draußen war es schon dunkel.
Der Zug hielt und die Türen öffneten sich und zusammen mit einigen anderen Menschen, verließ sie den Zug.
Draußen wurde sie von der winterlichen Kälte empfangen, ihr Atem stieg in weißen Wolken zum Himmel.
Dennoch suchte sie den Raucherbereich auf um sich ihre vorletzte Zigarette anzuzünden.
Ich hoffe die Kioske hier, nehmen es mir der Altersbegrenzung nicht Ernst, sonst habe ich ein Problem.
Unterbewusst, wusste Marie, dass ihre Probleme wo anders lagen, als darauf, ihre nächste Zigarette zu rauchen, aber dass wollte die Jugendliche gerade nicht wirklich wahr haben.
Sie folgen ging die Treppe runter, in die Bahnhofshalle, wo immer noch ein reges Treiben herrschete.
Die Leute, waren alle mit irgendwas beschäftigt, sei es dem Smartphone, Freunden oder einem Bummel durch die vielen kleinen Läden, welche hier waren.
Marie, machte sich auf die Suche nach einem Kiosk, in der Hoffnung dort eine neue Schachtel Zigaretten zu bekommen, dannach würde sie sich um andere Dinge kümmern.
Sie fand neben einen Fastfood-Laden, einen Laden, welcher Tabakwaren verkaufte und betrat diesen.
"Was kann ich für dich tun?", fragte eine Junge Verkäuferin, welche gerade Mal drei Jahre älter war, als sie.
"Eine blaue John Player bitte", sagte sie ruhig.
Die Verkäuferin schaute sie skeptisch an, doch dann verflog dieser Blick und sie sagte: "Welche Größe?".
"Für zehn Euro bitte", meinte Marie und kontnte die Erleichterung nicht verbergen.
Marie reichte ihr den rosa Schein und bekam im Gegenzug die blaue Schachtel.
"Schön Abend noch", sagte sie freundlich und steckte die Schachtel in ihre Manteltasche.
Sie verließ den Bahnhof und war froh über die frische Luft, obwohl sich das Treiben hier draußen lockerte, war dennoch nicht weniger los.
Links von ihr an der Scheibe, lagen einige Obdachlose in Decken oder Schlafsäcken eingehüllt.
Eigentlich, war das nicht Maries bevorzugte Art zu schlafen, aber was sollte sie machen?
Was anderes blieb ihr wohl kaum uberig.
Sie holte den Schlafsack raus und legte ihren dicken Mantel als Unterlage drunter.
Sie bekam wieder Hunger und schmierte sich noch ein Brot und zündete sich eine Zigarette an.
Das war dann jetzt wohl ihr leben, jeden Abend zu schauen, wo sie blieb.
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HALBES JAHR
General FictionSie wollte eigentlich nicht weg, aber sie musste. Von Fehlern und der Hoffnung ein neues Leben zu beginnen getrieben, verließ sie mit 16 das Haus ihrer Familie und wollte nie mehr zurück kehren. © mrslifedream