11. Verwandlung

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„Der schlimmste Schmerz, ist der Schmerz in der, den du nicht zeigen kannst, nicht erklären kannst, über den du nicht sprechen kannst, der dein Herz zerreisst, deine Seele zum Weinen bringt und dich innerlich umbringt."


11. Verwandlung

Ich weiß nicht, wie lange ich mein Bewusstsein verloren hatte, aber als ich wieder zu mir kam, war es draußen schon wieder dunkel. Ich lag mittlerweile wieder in meinem Bett, wahrscheinlich hatte Sam mich nach oben getragen.

Langsam richtete ich mich auf und sah mich um. Emily saß in meinem Sessel am Fenster und schlief. Sie hatte sich in eine dünne Decke eingekuschelt. Sam hingegen saß auf meinem Schreibtischstuhl und lag mit dem Kopf auf meinem Schreibtisch. Er schnarchte leise vor sich hin, was auf Dauer ziemlich nervtötend war.

Als ich gerade aufstehen wollte, hielt mich etwas zurück. Oder eher jemand. Paul saß neben meinem Bett auf dem Boden und schlief ebenfalls, wobei sein Kopf auf seinem Arm auf meiner Bettkante ruhte. Seine andere Hand umklammerte dabei meine, als würde er befürchten ich könnte mich jeden Moment in Luft auflösen.

Vorsichtig löste ich meine Hand aus seiner Umklammerung und stand auf. Dieses Mal dachte ich nicht einmal daran die Treppe herunter zu gehen, um mir was zu trinken zu holen. Stattdessen ging ich ins Bad und trank gleich aus dem Wasserhahn.

Danach stützte ich meine Arme auf dem Waschbecken ab und warf einen Blick in den Spiegel. Mein Gesicht ist blass und einzelne Schweißtropfen bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht. Kein Wunder, immerhin ist diese unerträgliche Hitze sogar noch schlimmer geworden, aber mittlerweile gewöhnte ich mich sogar daran.

Da ich mich immer noch erschöpft fühlte, ging ich zurück in mein Zimmer. Aber als ich die beiden Kerle immer noch schlafend vorfand, wurde ich schon wieder leicht wütend. Ich hatte keine Lust die beiden in meiner Nähe zu haben und erst recht nicht von ihnen betüddelt zu werden.

Also plautzte ich hinter mir die Tür zu, damit sie endlich wach wurden. Beide wirkten einen Moment lang orientierungslos, aber dann flog ihr Blick in meine Richtung. Paul sprang als erstes auf, kam auf mich zu geeilt und zog mich in seine Arme.

„Gott sei Dank bist du endlich wach. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.", murmelte Paul in meine Halsbeuge und zog meinen Duft ein.

Was mir sofort auffiel war, dass Pauls sonst so hohe Körpertemperatur plötzlich normal auf mich wirkte. Es war beinahe so, als hätten wir dieselbe. Aber lange konnte ich darüber nicht nachdenken, da ich mich erstmal von Paul befreien musste.

Kaum hatte ich dies geschafft, zog mich mein Halbbruder in seine Arme. Genervt versuchte ich mich auch aus seinen Armen zu winden, aber er wollte nicht locker lassen.

„Lass mich endlich los!", fauchte ich und stieß Sam mit letzter Kraft von mir. Die beiden Männer sahen mich erst verwirrt an, schienen sich dann aber wieder daran zu erinnern, wie wütend ich auf beide war, und senkten betroffen den Blick.

Währenddessen kam Emily zu mir und steckte mir ein Thermometer in den Mund. Etwas irritiert sah ich zu ihr, beließ es aber dabei. Sie wollte ja nur wissen, wie hoch mein Fieber war. Als das Thermometer zu piepen begann, nahm sie es mir aus dem Mund und guckte sich das Ergebnis an. Mit besorgtem Blick hielt sie es Sam und Paul vor die Nase.

„Das ist nicht möglich.", kam es fassungslos von Sam, der sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Auch Paul sah mich erschrocken an, aber ich ignorierte das einfach und konzentrierte mich lieber darauf, dass ich diese Meute loswerden musste.

„Doch ist es, sie ist immerhin deine Schwester.", wandte sich Emily an Sam. Eigentlich sollte es mich aufregen, dass sie mich hier gerade außen vor ließen, aber ich wollte eh nur noch schlafen, also fragte ich erst gar nicht worum es bei ihrem Gespräch ging.

little SisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt