Chapter 3 - Enttäuschung

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Ich öffne meine Augen und das Licht scheint in mein Gesicht. Ich kneife meine Augen zusammen, weil ich geblendet werde. Erst sehe ich verschwommen, bis sich meine Sicht komplett klärt und ich mich umschauen kann, jedoch werde ich von Kopfschmerzen geplagt.
"Sie ist wach, Jay.", sagte eine mir allzu bekannte Stimme.
Ich schaue zu ihm und nehme meinen Bruder wahr. Neben ihm sitzen Gray und Loco. Kiseok hat sein Handy am Ohr und scheint mit Jay zu telefonieren. Klar, seine Freundin hätte sterben können und er hat nichts besseres zu tun, als sich auf seine Geschäfte zu konzentrieren.
Ich schaue mich weiter um und bemerke, dass Ari gar nicht da ist, was ziemlich ungewöhnlich ist. Von dem Versuch mich aufzusetzen, werde ich von Gray abgehalten.
"Du bist noch zu schwach dafür, Hani. Du musst liegen bleiben. Und viel trinken."
Als er das sagt, sieht er zu Loco, der sofort versteht und eine Flasche Wasser holt.
"Wo ist Ari? Geht es ihr gut? Ist was passiert?", frage ich irgendwie etwas besorgt.
"Ihr geht es gut. Sie ist bei Jay.", mischt sich nun mein Bruder an.
Ich seufze.
"Partnertausch oder was? Wobei es nur einseitig ist, weil wir Geschwister sind.", witzele ich sichtlich genervt.
Loco kommt wieder rein und überreicht mir die Wasserflasche. Ich danke ihm und versuche so gut es geht etwas zu trinken, ohne mich ganz aufzusetzen.
Trotz dem so viele Menschen im Raum sind, fühle ich mich allein. Im Stich gelassen von meinem Freund. Mir geht es schlecht und er ist nicht da, aber sobald es ihm schlecht geht, muss ich wieder hinhalten. Ich kann ja verstehen, dass dieser "Job" nicht einfach ist und es bei einer falschen Handlung oder einem Wort, was dem gegenüber nicht passt, vorbei sein kann. Aber er könnte doch wenigstens mit mir telefonieren und nicht mit Kiseok.
Ich seufze innerlich und verdränge sofort diese Gedanken wieder, denn ich will ihn nicht verlieren. Ich kann ihn nicht verlieren. Nach drei Jahren Beziehung kann ich nicht mehr ohne ihn. Um ehrlich zu sein, will ich mir das auch gar nicht vorstellen, denn ich wüsste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich hab für ihn in kurzer Zeit so starke Gefühle entwickelt, dass ich mich vor ihn werfen würde, wenn er eine Kugel abbekäme.
Ich weiß, das ist verrückt. Sehr verrückt und durchgedreht sogar, aber ich denke so werden wir, wenn wir unseren Seelenverwandten, den Richtigen oder die Richtige, wie immer man es auch nennen mag, gefunden haben.
Ein so intensives Gefühl, dass wir uns ohne dieses leer, ausgelaugt und nicht mehr fähig zum Weiterleben fühlen, denn ohne die Beziehung wären wir nicht komplett. Ein Teil von mir würde sterben, wenn ich ihn auf irgendeine Weise verlieren würde. Und dieser Teil wäre unheimlich groß.
Dennoch wird das Gefühl von einem anderen in diesem Moment übertrumpft. Enttäuschung. Und diese war auch sehr groß.
Zwar nicht so groß wie die Liebe zu ihm, aber dennoch groß. Und ich fühlte mich schlecht. Ich war enttäuscht von ihm, aber auch von mir, weil ich mich von den Typen anschießen lassen habe.
Ich weiß, dass er sich die Rache an den Menschen, falls man sie überhaupt als Menschen betiteln darf, die mir das angetan haben, geschworen hat. Und ich will auch, dass sie ihre Bestrafung bekommen, aber nicht die, die Jay für sie vorgesehen hat. Ich finde einfach, dass sie diesen Aufwand nicht verdient haben und sie einfach hinter Gitter kommen sollten, was sich schwierig gestaltet, da Jay in seiner Jugend vorbestraft ist und er sein "Job" auch nicht gerade legal ist.
Wir haben also ein nächstes Problem, was sich nur schwer lösen lässt, denn so stur wie Jay ist, wird er nunmal genau das tun, was ihm passt und das wird für sowohl ihn als auch den Jay allzu bekannten Menschen, die mir das angetan haben, nicht gut ausgehen.
Plötzlich riss mich eine weibliche Stimme aus den Gedanken.
"Na Mensch, du bist ja doch noch aufgewacht und ich dachte, ich bin dich endlich los.", seufzt sie gespielt.
Ich musste etwas schmunzeln.
"Ja, sorry. Ich werf mich demnächst bald vor die nächste Kugel, dann bist du mich endlich los, ok?", spiele ich einfach mit.
Ari sieht mich ernst an.
"Wird ja auch Zeit."
"Ja, ich steh gleich auf und gehe wieder."
Ich mache die Andeutung aufzustehen, doch Ari drück mich sofort zurück ins Bett.
"Na, erst musst du gesund werden, dann kannst du aufstehen und dich vor eine Kugel werfen.", lacht sie und ich stimmte mit ein.
Ja, das war irgendwie unsere Art zu zeigen, dass wir uns eigentlich ganz gut leiden können.
"Simon hat gesagt, du bist bei Jay. Also wieso bist du hier? Und wieso hab ich nicht mitbekommen, wie du reingekommen bist?", frage ich dann verwirrt.
"Du hast wie blöd an die Wand gestarrt und nichts mitbekommen.", grinst sie.
"Und Jay hat mich zu dir geschickt, sobald er erfahren hat, dass du wach bist. Ich hab ihm auch gesagt, dass er lieber gehen soll, aber du kennst ihn ja. Er traut nur sich und Simon oppa was zu.", fährt sie fort und rollt mit den Augen.
Ja, Jay hat ein großes Ego, genau wie Simon und das müssen die beiden einem auch immer wieder vorhalten.
"Dieser Idiot.", fluche ich.
"Läuft nicht so gut, hm? Willst du drüber reden?"
Ich schüttele meinen Kopf.
"Nein. Ich bin nur einfach enttäuscht. Er hätte mir wenigstens eine Nachricht schreiben können, aber nein. Seine Arbeit ist wichtiger."
Ari schaut mich eindringlich an und registriert sofort mein Gefühlschaos.
Ich war verzweifelt, verliebt, traurig, verletzt, wütend und vor allem enttäuscht...

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt