15 Tage & 15 Briefe

Tag 4

Tag 4: an den Bruder/die Schwester/anderem vertrauten Verwandten

Lieber Jörn,

ich weiß, dass wir nicht das beste Verhältnis haben, wie so manche anderen Geschwister es haben. Das kann ich vollkommen nachvollziehen, immerhin sind mehr als 8 Jahre Altersunterschied zwischen uns. Früher warst du derjenige, der immer etwas mit mir unternommen hat, so weit ich mich erinnern kann. Viel mehr als mit Jan. Verständlich wenn man bedenkt, dass er in der Pubertät war, als ich auf die Welt kam.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich immer neben dir am Computer gesessen und dir zugeguckt habe, auch wenn ich ea eigentlich nicht durfte. Ich fand es schon immer bewundernswert, wie gut du in allen möglichen Computerspielen warst. Ich komme damit so gar nicht klar. Doch du kriegst das alles immer hin. Besonders gut fand ich es, dass du mich nie angemeckert oder weggeschickt hast, wenn ich weggehen sollte oder du ein Spiel gespielt hast, das ich eigentlich gar nicht hätte sehen sollen. Ich saß trotzdem beben dir, wenn du GTA gezockt hast und ich bin mir sicher, dass ich, wenn überhaupt, erst 10 Jahre alt war. So schlimm finde ich das nicht. Ich wusste schon damals, dass das alles nur fiktiv ist und die Grafik war da ja auch nicht so super. Nicht jeder Bruder hätte mir das erlaubt. Ich darf ja jetzt nicht mal Jan zuschauen, wenn er GTA 5 spielt und jetzt bin ich 16.

Ich möchte dir einfach danken, dass du meine Kindheit bereichert hast. Du hast mich nicht nur in die Welt der Konsolen und Spiele eingeführt, du hast mir auch noch einer dee besten Serien auf der Welt gezeigt: Dragonball. Ich fand es so toll, wie wir das alles nachgespielt haben und uns aus Pappe, alles mögliche dafür gebastelt haben. Wenn ich auf meine Kindheit zurückblicken, war das einer der besten Erlebnisse. Danke dafür.

Und jetzt nur letzten Sache, für die ich dir danken möchte. In den letzten Monaten wae ich am Überlegen, was ich später mal studieren will. Ich weiß, dass es noch früh ist, weil ich noch nicht mal mein Abi habe. Aber ich war mir schon recht sicher was ich machen wollte. Ich habe immer zwischen zwei Studiengängen geschwankt. Dank dir habe ich mich für eins entschieden. Du fragst dich jetzt wahrscheinlich, wie du mir bei meiner Entscheidung geholfen hast, obwohl wir nie darüber gesprochen haben. Es war einfach dein Verhalten. Ich kann nicht genau beschreiben, was es war, aber wie deine Körpersprache, wenn Dad mit die spricht, hat mich dazu bewogen. Dad kann einen tierisch nerven, das weiß ich, aber dich nervt er von uns dreien am meisten. Das ist deine eigene Schuld, ich kann ihn verstehen. Aber ich kann auch dich verstehen. Ich kann an deiner Körpersprache erkennen, dass er dich nervt, wenn er mit dir redet. Ich finde das faszinierend. Wie eine Person einem komplett die Laune oder gar den Tag versauen kann. Deswegen habe ich mich entschieden Psychologie zu studieren. Ich will wissen, wie der Mensch mir seinen Gefühlen klar kommt, sie äußert und damit umgeht. Danke, dass du mir bei meinen Zukunftsplänen geholfen hast.

Ich hoffe, dass du in nächster Zeit Erfolg bei deinen Zukunftsplänen hast. Ich würde dir wünschen, dass du dein Leben in den Griff kriegst und nicht in dem Zimmer neben mir versauerst und eingehst. Ich hab die Hoffnung auf Nichten und Neffen zwar schon aufgegeben - auch wenn Jan jetzt Luisa hat, wobei ich mir da auch nichts vorstellen kann - aber ich will nur das du glücklich bist, egal wie oder mit wem.

Hab dich lieb, deine kleine Schwester ♥