Glue Stick [Sope]

-13-

Ohne Jin oder einem der anderen bescheid zu sagen laufe ich aus dem Haus, sofort schlägt mir die kalte Nachtluft entgegen und nimmt mir kurz den Sauerstoff.
Relativ schnell gewöhne ich mich an die Dunkelheit und laufe die Straße entlang zu Jungkooks Wohnung.
Doch je mehr ich an den Stadtrand komme, desto stärker wird das Gefühl, dass mich irgendetwas oder besser gesagt irgendjemand beobachtet. Unsicher drehe ich mich um, genau in diesem Moment spüre ich einen warmen Atem in meinen Nacken und zwei Hände legen sich auf meine Augen.

"Wer bist du...", flüstere ich, und könnte schwören, dass der andere jetzt grinst.
"Du bist so unschuldig", raunt mir eine tiefere Stimme ins Ohr.  Eine Stimme die mir unglaublich bekannt vorkommt.

"Taehyung das ist nicht lustig." Erleichtert atme ich aus als es tatsächlich einer meiner besten Freunde ist, der lachend von mir ablässt.

An sich hat es mich an die Situation auf der Party erinnert, aber...die Berührungen waren anders. Nicht im sexuellen Sinne, sondern einfach..anders.
"Du bist so ein Idiot. Ich hab doch gesagt, dass niemand hier ist,  und trotzdem rennst du mitten in der Nacht hier her", stellt Tae fest, worauf ich genervt die Augen verdrehe.
"Du willst mir allen ernstes immernoch weis machen, dass ihr allein seid?" Skeptisch hebe ich eine Augenbraue, doch unser Gespräch wird von Jungkook unterbrochen, der die Haustür aufreißt und uns herein bittet.
Sofort fällt mir in der Garderobe eine fremde Jacke auf und Kookie verschwindet auch gleich wieder in seinem Zimmer.

"Was machst du eigentlich bei Kooks?", frage ich Taehyung, nachdem wir es uns auf der Couch bequem gemacht hatten.
"Naja, seine Eltern sind ja nicht da und da dachte ich man kann ja mal sowas wie eine Übernachtungsparty ma-..." Der jüngere unterbricht sich selbst als sich die Schlafzimmertür öffnet. Verdutzt drehe ich mich um und erblicke Jungkook, der gefolgt von Jimin in die Küche tapst und zwei Tassen Kakao macht.
"Hallo auch.", begrüße ich einen meiner Feinde trocken beiße mir auf die Unterlippe, um jegliche Aggressionen zu vermeiden. Was macht der Typ hier?
Als sich der kleinere zu mir dreht und ebenfalls soetwas wie "Hallo" murmelt, fallen mir erst die geröteten Augen auf. Da ich 1 und 1 zusammen zählen kann, ist er scheinbar genauso wie meine Schwester ziemlich geschockt wegen der Sache mit Min.
Mein Gott man kann auch übertreiben. Aber so gesehen hat Suga das, was er will. Aufmerksamkeit.
"Bereitet doch gleich die Beerdigung von dem Spasten vor, so wie ihr alle trauert." Für diesen Kommentar kassiere ich einen Tritt gegen mein Schienbein von Tae. 
"Ja ist doch so..", murre ich und verschränke die Arme vor der Brust. 
"Du führst dich nicht gerade wie unser Hyung auf." Jungkook reicht Jimin eine der Tassen und nimmt sich selbst die zweite. "Und wenn du was gegen Jimin hast, kannst du gleich wieder gehen. Wir haben dich ja nicht gebeten, zu uns zu kommen."
Okay seit wann ist Kookie so..halt so? 
Ich nicke leicht und stehe auf, um aus dem Haus zu gehen. Was soll ich da noch, wenn eh alle auf Jimins Seite sind, letztenendes steh ich eh nur im Weg rum.

Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche und will gar nicht mehr damit aufhören. Genervt entsperre ich es und sehe, zu meinem Schock, dass mich zahlreiche Leute anschreiben, ob ich denn mit Min zusammen bin oder nicht. Danke Jiwoo..
Ich schalte das Handy auf Flugmodus und laufe die letzten Meter zu unserer Villa, wo Seokjin schon mit einem besorgten Gesichtsausdruck auf mich wartet.
"Ihre Schwester..sie hat sich im Bad eingeschlossen und kommt schon ewig nicht mehr heraus.."

"Fuck", sofort sprinte ich die  Treppe nach oben, wobei ich immer eine Stufe überspringe, bis ich vor der Badtür stehe. Jiwoo hatte vor längerem Depressionen und wehe Min bringt sie wieder an einen mentalen Tiefpunkt. Die ganze Sache mit dem Psychologen und was nicht alles will ich ihr kein zweites Mal antun müssen.
"Noona..? Mach auf..bitte", vorsichtig klopfe ich an die Tür, doch bekomme keine Antwort.
"Jiwoo?" Etwas verzweifelter versuche ich in das Badezimmer zu gelangen und nach einem stärkeren Tritt schaffe ich es endlich.
Das Fenster steht sperrangelweit offen..