#20 Old lady's wisdom

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Anmerkung: In diesem Kapitel könnten (sehr kleine) Trigger enthalten sein, da über Depressionen/Suizid gesprochen wird.

Pov Yoongi

"Du verdammter Idiot!"

Frustriert schlug ich meine Faust gegen die raue Wand unseres Treppenhauses. "Warum bist du so ein verdammter Idiot und lügst ihn an?!" Zischte ich bissig. Ich prügelte so lange auf die Wand ein, bis ich vor Wut schlussendlich meinen Kopf dagegen schmetterte. Durch den aufkommend ziehenden Schmerz taumelte ich zurück und sackte auf den Boden, was mein Gefühl der Nutzlosigkeit nur noch bestärkte.

Zitternd hielt ich mir meine Hände vor Augen, betrachtete meine Knöchel, die rote Farbe aufwiesen. Mit einem Wimmern vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und ergab mich meinen Schuldgefühlen. Nicht nur, dass ich Jimin durch Hoseoks Worte noch mehr vermisste, wenn das überhaupt ging, fürchtete ich, Jimins Vertrauen komplett verloren zu haben.

"Warum lügst du ihn auch an? Du bist ein verdammter Nichtsnutz!"

Die Stimme meines Vaters hallte in meinem Kopf wieder, genau das hatte er auch immer gesagt. Hatte mich gefragt, warum ich ihn belog, wenn ich über meine Noten sprach, mir die Schuld am Tod meiner Mutter gegeben und mich beleidigt. Und Jahre danach erinnerte ich mich an seine Worte, er hatte erreicht, was er immer versucht hatte, ich verlor meine Selbstachtung.

Ich erschrak, als sich die Haustür öffnete. Mit großen Augen sah ich auf, Frau Lee stand in der Tür. Und nachdem sie überrascht über meinen Sitzplatz war, lächelte sie sanft. Ich schniefte und versuchte mir die aufgekommenen Tränen aus dem Gesicht zu wischen, versuchte mich aufzurappeln und zusammen zureißen. Schnell verbeugte ich mich vor ihr als Begrüßung.

"Soll ich ihnen helfen, die nach oben zu tragen?" Fragte ich und zeigte auf ihre Einkaufstaschen. Sie hielt mir eine davon hin, wusste wahrscheinlich, dass ich sie diese nicht alleine schleppen lassen würde. Ihren Blick nahm sie nicht von mir, selbst als ich mich an die Treppen machte, spürte ich ihn in meinem Nacken.
"Ist es wegen Jimin?" Hörte ich sie fragen und stoppte. Ich wollte den Kopf schütteln, als sie neben mir die Treppe hoch kam. "Eine alte Frau lügt man nicht an." Lachte sie leise und von dort an folgte ich ihr stumm bis zu ihrer Tür. Schon wieder wollte ich jemanden anlügen, war das jetzt eine Charaktereigenschaft von mir?

"Komm rein, mein Junge, ich päpple dich schon wieder auf." Frau Lee lächelte mir warm zu und ließ mich zuerst in ihre Wohnung eintreten. Diese war genauso groß wie unsere, nur viel älter eingerichtet. Die Kommoden waren noch aus gutem Holz und man konnte ihnen ansehen, dass die Schubladen beim herausziehen knarzen würden. Ich folgte der älteren Dame in ihre bescheidene Küche und half ihr, die Nahrungsmittel auszupacken und einzuräumen. Kurz danach deutete sie mir auch schon, mich an den kleinen Tisch zu setzen, welcher bei ihr Teil der Küche war. Ich beobachtete mit Interesse wie sie Wasser aufsetzte, wahrscheinlich für Nudeln oder ähnliches. Außerdem ließ sie Wasser in einer Kanne erhitzen.

Ich schaute mich ein wenig um, mir war kalt, obwohl der Raum eine angenehme Zimmertemperatur hatte, ich zitterte. Und als ich begriff, was der Grund dafür war, versuchte ich mich vehement dagegen zu wehren. In diesem Moment sollten meine Ängste keinen Raum in meinen Gedanken bekommen. Vor Frau Lee durfte ich keine Angst haben, sie wollte nur das Beste für jeden, also reiß dich zusammen.

Auf dem Tisch stapelten sich Papiere, welche ich erst wirklich bemerkte, als Frau Lee sie wegzuräumen begann. Ich erhaschte einen Blick auf einige, doch was ich las, hob meine Stimmung nicht viel. Vorsichtig nahm ich ein Blatt auf, welches die Überschrift 'Testament' trug. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, mir wurde ganz unwohl bei dem Gedanken, unsere Nachbarin nicht mehr um uns zu haben.

「 thantophobia 」 - yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt