Pov Yoongi
Es waren ein paar Stunden vergangen, mittlerweile war es elf Uhr abends und Jimin war bislang immer noch nicht aus dem Schlafzimmer gekommen. Auch wenn ich wusste, dass ihm dort nichts passieren konnte, war ich nicht in der Lage, mich zu beruhigen, war unruhig und hielt es nur für wenige Minuten an einem Ort aus. Die meiste Zeit stand ich an der Wand angelehnt im Flur. Ich wollte ihm seine Zeit lassen, ihm die Zeit geben, die er brauchte, doch ich hatte Angst, dass er sich mit jeder Minute einem Gedanken näherte, der uns beide trennen würde.
Plötzlich ging am Ende des Flurs die Tür auf, leise und langsam. Jimin stoppte als er mich sah, sein Blick fiel auf den Boden und seine Arme verschränkten sich wieder vor seiner Brust, eine typische Abwehrhaltung. In der Sekunde, in der ich ihm in die Augen sehen konnte, hatte ich erkannt, dass sie rot waren, er musste die ganze Zeit geweint haben, was mir Stiche versetzte.
"Irgendwann musst du das Zimmer mal verlassen." Sagte ich leise, meine Stimme war rau. Der jüngere reagierte nicht. Ich suchte in meinen Gedanken nach Sätzen oder Fragen, wusste nicht, was ich sagen sollte, um die Stimmung zwischen uns besser zu machen. "Hast du Hunger?" Fragte ich dann vorsichtig, als Antwort bekam ich ein Kopfschütteln. Jedoch sagte sein Bauch die Wahrheit, da er zu Knurren begann. Ich musste leicht Lächeln, was in Jimins Augen wohl eher so aussah, als würde ich mich über ihn lustig machen, weswegen er mit einem kalten Blick im Bad verschwand. Enttäuscht von mir selbst stieß ich mir gegen die Stirn, während ich zum Bad ging und erneut versuchte, mit ihm zu reden. "Soll ich dir irgendetwas machen?" Ich sprach ruhig und blieb vor der Tür stehen, respektierte seine Privatsphäre. "Ich kann dir Suppe machen mit Reis und Hühnchen. Oder... Ich weiß nicht, ich mache dir alles, was du willst... Das würde ich immer."
Ich hörte im nächsten Moment das Rauschen der Dusche und einen Schlüssel im Schloss, er hatte die Tür abgeschlossen, wovon ich nicht mal wusste, dass es überhaupt möglich war. Wahrscheinlich, weil nie der Anlass dafür bestanden hatte. Ich presste die Lippen aufeinander und machte mich auf den Weg in die Küche. Er schloss ab? So sehr hatte er sein Vertrauen schon verloren? Ich war den Tränen nahe. Dennoch machte ich mich daran, ihm etwas zu essen zu servieren. Ich würde es essen, würde er es nicht wollen.
Eine halbe Stunde später hörte ich die Tür zum Bad aufgehen. An seinen Schritten hörte man, dass er zögerte, ob er wieder ins Zimmer gehen oder dem Geruch folgen sollte. Er entschied sich wohl für letzteres, da er in der nächsten Sekunde um die Ecke lugte. Ich musste mir ein erneutes Lächeln verkneifen und tat so, als würde ich mich weiterhin auf den Fernseher konzentrieren, da ich vermutete, dass er nicht unter Beobachtung essen wollte. Ich hatte den Tisch gedeckt und hoffte, dass noch nichts kalt geworden war. Jimin setzte sich leise und fing ein Magenknurren später tatsächlich an zu essen. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Hund gezähmt, der nun an unserem kleinen Esstisch hockte. Obwohl, Jimin würde wohl eher einem Welpen gleichen.
Ich erhob mich vom Sofa, schaute zum jüngeren. Dieser sah kurz auf, bevor er seinen Blick wieder senkte. Ich musste mich beherrschen, nicht auszurufen, wie niedlich mein Freund aussah, wie er dort saß, in meinem schwarzen T-Shirt, welches er sich wohl unwissend übergezogen hatte, und mit den noch nassen Haaren.
Ich würde jetzt das machen, was ich am liebsten tat: mich um Jimin kümmern. Deswegen beschloss ich, als nächstes seinen Koffer auszupacken. Diesen hatte ich das letzte mal im Flur gesehen. Als ich an Jimin vorbeiging, sagte ich leise: "Iss genug, auch wenn du keinen Hunger hast.", um ihn damit aufzuziehen, dass das letzte mal sein Bauch für ihn gesprochen hatte.
Das erste, was ich sah, als ich den Koffer öffnete, war das eingerahmte Bild von uns beiden, welches der jüngere mitgenommen hatte. Ich fragte mich, ob er es wirklich aufgestellt hatte. Ich stellte es auf den Nachttisch neben dem Bett, bevor ich das Kuscheltier, welches ich Jimin damals geschenkt hatte, aufs Kissen legte. Als ich auch erkannte, dass der rothaarige meinen Rat befolgt und die schmutzige von der sauberen Wäsche getrennt hatte, musste ich lächeln. So räumte ich die noch frische Kleidung in den Schrank und die schon getragenen Sachen in den Wäschekorb im Bad. Es fühlte sich endlich wieder heimisch an. Die Räume erfüllte wieder dieser familiäre Geruch und ich spürte, dass ich nicht alleine war. Die Probleme der letzten Tage waren automatisch vergessen. Auch wenn ich gerade ein größeres Problem hatte, genoß ich einfach, dass Jimin wieder hier war.
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「 thantophobia 」 - yoonmin
Fanfiction∞ fortsetzung zu socialphobia ∞ 'Und Idioten bleiben zusammen, ein Leben lang. Wir hatten es uns versprochen, Versprechen bricht man nicht.' -Auszug- "Du verdammter Idiot!" Und zum ersten mal beleidigte er mich mit diesem Wort. Und zum ersten mal b...