22. Gedrehte Fäuste

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Der nächste Morgen breitete sich über dem Land aus. Draco ging schon unruhig an der langen Tafel auf und ab, als ihn eine kratzige Stimme aus seinen Gedanken riss.

"Draco, du hier? So früh?" Der Blonde drehte sich ertappt um, und blickte in das Nasenlose Gesicht. "Ja. Ich.. ich konnte nicht mehr.. ich meine-" "Schon gut. Wir alle brauchen ja Mal eine Auszeit."

Verhörte er sich? Seit wann konnte Voldemort in einem Tonfall sprechen, in welchem nicht die Mordgedanken hervor sprudelten?

"Richtig." brachte Draco über seine Lippen. Liebend gerne wäre er nun aus dem Raum gegangen, doch Narzissa kam ihm entgegen und vergriff sich direkt in seinem Ärmel. "Auf ein Wort." zischte sie, und zog ihn in die hinterste Raumecke.

"Sie ist es, das Mädchen, diese Granger. Richtig?" Draco antwortete nicht. "Mein Sohn ich rede mit dir!" "Das wäre mir fast entgangen." knurrte er tief und schüttelte sie von seinem Ärmel.
Narzissa jedoch wollte nicht nach geben.

"Wenn du mir nicht antwortest kann ich dir nicht helfen! Versteh' doch: der Lord wird sie zu einer Killerin machen!" "Schafft er nicht. Sie ist stark." Narzissa seufzte leise und schüttelte den Kopf. "Du bist beinahe so unbelehrbar wie dein Vater. Das Mädchen wird nicht gegen eine Hirnwäsche ankämpfen können, das sage ich dir."
"Jetzt lass mich doch!" Draco's Stimme hatte sich gestärkt, und Voldemort wurde aufmerksamer.

"Bitte? Gibt es ein Problem?" "Nein." brummte Draco, und verließ hastig den Raum.

Alleine und zusammengekauert hockte Hermine auf dem kalten Gestein. Kein Fenster, keine Abwechslung. Einfach eine graue Wand.

Doch! Da war ein Geräusch- Schritte. Sie kamen näher. Hermine stand auf und ging zur Tür.
Kaum hatte sie diese erreicht erkannte sie die Figur einer zierlichen Frau.

"Narzissa?" flüsterte Hermine, schlug sich jedoch augenblicklich die Hand vor den Mund als sie bemerkte, dass sie Narzissa mit Vornamen angeredet hatte.

"Nur die Ruhe. Ich soll dich holen." "Holen? Wofür?" Doch sie bekam keine Antwort.

Narzissa legte ihr Handfesseln an, und band ihr einen Knebel um.
Hermine fühlte sich unwohl, beinahe hätte man von Todesangst reden können, denn das leise "Es tut mir so leid." Von Narzissa, ehe sie von ihr in einen Raum geschubst wurde, beruhigte sie ungemein wenig.


Die Tür öffnete sich, und ein gefesseltes Mädchen stolperte in den Raum. Draco's Herz zog sich zusammen bei dem Anblick seiner geknebelten Freundin, oder was auch immer sie war.

"Das ist sie also? Die Beste aus ihrem Jahrgang? Schön, schön. Dann wollen wir doch mal schauen was die Kleine so kann." Voldemort schnipste mit dem Finger und Wurmschwanz eilte herbei.

"Bring' mir Tyler, aber in einem Tempo!" Wurmschwanz füg quasi an zu sabbern als er los rannte, was Draco als sehr abstoßend empfand.

Hermine stand noch immer ratlos im Raum. Ihr Blick wechselte von einem Todesser zum nächsten, wie sie dort alle an der Tafel saßen.
Auch erblickte sie Draco, neben Lucius. Neben Lucius saß Narzissa, und daneben Bellatrix.

"Hier, hier ist er!" stotterte Wurmschwanz, der den ebenso gefesselten Tyler herbei geholt hatte.
Tyler und Hermine tauschten angsterfüllte Blicke aus.

"Reicht ihr ihren Zauberstab und entfesselt das Ding." Draco hätte am liebsten gerufen 'Das ist meine Freundin du Drecksack!'. Doch das ging leider nicht.

Hermine spürte wie sie ihre Arme wieder bewegen konnte, und auch ihr Mund wieder frei lag.
Als wäre es ihre letzte Hoffnung klammerte sich die Gryffindor an ihren Zauberstab und schaute zu Boden.

Voldemort jedoch wollte das alles wohl nicht so schonend haben.
"Dann zeig' uns doch mal, wie gut du mit dem Cruciatus- Fluch umgehen kannst." "Ich werde nicht-" Doch weiter kam Hermine nicht.
Voldemort hob nur seinen Zauberstab leicht an, und Hermine verspürte Schmerzen, wie sie es nur ein Mal erlebt hatte, und das war das eine Mal, welches Bellatrix sie gefoltert hatte.

Schreiend und weinend wand sich Hermine auf dem kalten Boden, Tyler schaute schon weg.
Draco starrte auf das Mädchen. Das Mädchen, was er so liebte, für welches er sein Leben geben würde, für welches er selbst die Folter in Kauf nehmen würde.

"So, und nun sei artig." drohte Voldemort erneut, und deutete auf Tyler.

Hermine konnte nicht. Sie konnte und wollte keinen Menschen foltern! Dafür hatte sie diesen Fluch nicht gelernt! Schlimm genug war es, als Mad Eye Moody die Spinne gefoltert hatte. Aber selbst dies zu tun, an einem Menschen?
Nein, niemals.

"Los jetzt!" krächzte Voldemort erneut. Mittlerweile war er schon aufgestanden. Und als würde er bereits an ihrer Kehle hängen schloss Hermine die Augen, drehte sich um, und sagte laut aber brüchig:

"Crucio!"

Draco starrte mit offenem Mund Hermine an, wie sie weinte. Sie weinte, während sie einen Menschen folterte. Er sah förmlich wie sie innerlich daran zerbrach, an dem, was sie tat.

"Gut, gut so Mädchen!" Voldemort klatschte und grinste breit. Hermine ließ nach und starrte sich erschrocken auf ihre Hand, welche zitternd den Zauberstab fest hielt.

Angewidert von sich selbst hielt sie ihn weit weg von sich. Sie konnte es nicht fassen was sie da gerade getan hatte.

"Und jetzt," Voldemort faltete seine Hände zusammen und legte sie sich vor den Bauch, "töte ihn!"

Hermines Augen rissen auf, doch nicht weil sie davor Angst hatte, sondern weil sie wusste: sie würde es tun.

Langsam erhob sie ihren Zauberstab wieder, und zitternd begann sie den Unverzeihlichen Fluch auszusprechen.

"Avada Ke-"

Ein lautes Kratzen eines Stuhles unterbrach sie- Draco war energisch aufgestanden,
Voldemort schaute ihn bitter ernst an, und erhob seine Hand um etwas zu sagen.
"Draco, was-" "Ich mache es."

Voldemort runzelte die Stirn.
"Nein." ächzte Hermine. Sie folgte Draco mit ihren Augen, wie er auf sie zu kam. Unter den Todessern breitete sich Gemurmel aus.

Kurz vor Hermine blieb Draco stehen. Er griff nach ihren beiden Händen und zog sie hoch, sodass er ihre Hände auf ihrer Schulterhöhe hielt.

"Draco, weg von ihr." Doch Draco hörte nicht.

"Wenn du ihn tötest, zerbrichst du. Töten verändert Menschen. Sobald du ihn getötet hast zerfrisst es dich, und du verlierst einen Teil von dir. Vertrau' mir einfach, bitte."

"Draco! Ich warne dich!"

Hermine schluchzte. "Du wirst dich auch verändern."

"Das habe ich schon längst. Ich habe das verdient. Du verdienst kein zerbrochenes Leben. Du verdienst Jemanden mit dem du das schlechte vergessen kannst, mit dem du lachen kannst. Wie oft haben wir gelacht? Kaum. Aber so viel haben wir geweint, zu viel. Das hier ist nicht deine Welt, das hier ist dein Alptraum."

"Draco Lucius Malfoy!"

"Deine doch auch nicht!"
"Mach's mir nicht schwerer als es ist."

Mit diesen Worten entnahm er ihr ihren Zauberstab, griff ihn an beiden Enden, und schloss sanft seine Augen. Mit einem hieb drehte er seine Fäuste in zwei Richtungen.
Mit einem lauten Knacken hielt Draco zwei Teile von Hermines Zauberstab in den Händen.

"Spinnst du?" Voldemort hatte sich erhoben und ergriff nun die Zauberstab Enden.

"Ich sagte doch: ich mache es."

Asassin Malfoy ~ 2 | #DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt