2. "Geh'!"

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Hermine musterte die Person ihr gegenüber. Sie stand still auf der Stelle, die Haare leicht zerzaust, die Augen kalt auf den Boden gerichtet.

Sie setzte sich in Bewegung und stand nun direkt vor ihr. Mit zitternder Hand legte sie zwei Finger unter sein Kinn, und drückte es leicht hoch, sodass er sie anschauen musste.

"Geh'." flüsterte sie, nahe den Tränen. Malfoy ergriff ihr Handgelenk, und nahm ihre Hand von seinem Kinn. Seine andere Hand legte sich an ihren Rücken. "Wenn sie dich sehen, Malfoy.." winselte sie. Aus ihrem Mund wollten keine Fragen kommen. Sie wusste nicht wie, sie wollte nicht fragen. Sie wollte es einfach nicht hören weshalb er ein Todesser geworden war. Sie wollte nicht hören, wo er war, sie wollte keine Bestätigung dafür bekommen, dass er quasi direkt vor ihren Augen gefoltert worden war.

"Ich bin schneller weg als sie mich erkennen können." flüsterte er. Das glaubte Hermine gerne.
Wie sollten sie ihn auch erkennen? Der Anzug, die Haare, der Kalte, fast leere Blick, Niemand kannte ihn so.

Draco legte seine Hand, welche eben noch Hermines Handgelenk gehalten hatte, nun an ihre Wange und lehnte sich leicht nach vorne. Mit einem letzten Druck auf ihrem Rücken hatte er sie zu sich gezogen, und legte seine Lippen auf ihre.

Es fühlte sich gut an. So vertraut, so warm. Draco war ewig nicht mehr warm gewesen. Dort, wo damals noch sein Herz gesessen hatte, lag mittlerweile ein kalter Stein, nichts weiter.

Die Gefühle die dieser Kuss in Hermine auslöste waren unerträglich. Auf der einen Seite fühlte sie so etwas wie Geborgenheit, Vertrautheit. Doch die andere Seite ihres Bauches schrie sie förmlich an zu fliehen. Sie durfte ihn nicht küssen. Sie löste sich langsam aus dem Kuss, denn sie hörte die Haustür des Fuchsbaus aufschließen.

"Geh'." wiederholte sie sich erneut. Sie hätte wohl lieber sagen müssen "disappariere!", denn nun musste sie mit eigenen Augen dabei zuschauen, wie Draco seine Rechte Hand auf sein dunkles Mal legte, und in einer schwarzen, von Kälte durchfluteten Wolke, hinauf in den Himmel verschwand.

"Hermine!" brüllte ihr Remus zu. Sie fuhr erschrocken herum. Noch immer spürte sie Malfoy's Kälte auf sich liegen.
"Komm rein! Viel zu gefährlich dort draußen!"
Hermine schaute 'gen Himmel, blinzelte dabei leicht und flüsterte "pass auf dich auf, so wie Remus auf mich.."

Die Tür des Manors war verschlossen, weshalb Draco klopfen musste.
Schon erbärmlich, dachte er sich, dass er an seiner eigenen Haustür dämlich klopfen musste.

"Draco!" Narzissa fiel ihm um den Hals, welche er jedoch nicht erwiderte. "Wo warst du? Du siehst völlig fertig aus." "Nein, ich bin topfit. War gerade mit meinem Besten Kumpel Voldi eine Runde Joggen." Er schubste seine Mutter an den Schulter unsanft zur Seite, und trabte leicht aggressiv die Treppen hinauf, in sein Zimmer.

Seit einer Stunde hielt sich Draco nun schon das Kissen an die Ohren. Konnte diese Frau denn nichts besser, als ihn wahnsinnig zu machen?

"Draco, lass mich herein." flehte Narzissa, weinend vor der Zimmertür. Doch sie blieb verschlossen, scheinbar für immer.

Sie lag wach in ihrem Bett. Wie konnte sie auch jetzt schlafen?
Ihre Gedanken schweiften ab, zu Malfoy.

Wo er gerade wohl steckte? Vielleicht im Manor, vielleicht trank er gerade Whiskey mit den Todessern und ergötzte sich an den Leiden der Muggeln.
Doch so einer war er doch nicht? Oder? All die Jahre hatte sie dies geglaubt, sie hätte dafür ihre Hand ins Feuer gelegt!
Doch mittlerweile war sie sich nicht mehr so sicher, sie hatte eine andere Seite an ihm kennen gelernt. Oder sie war die erste die den wirklichen Draco Malfoy kennen lernen durfte..

"Draco entweder du öffnest jetzt diese verdammte Tür, oder ich brenne sie nieder!" Draco legte das Kissen beiseite, und setzte sich aufrecht hin.
Was wollte Blaise denn jetzt hier?
Er stand langsam auf und öffnete die Tür. In sein Gesicht ragte ein Zauberstab, welcher sich langsam senkte,
"Na bitte, geht doch." "Was willst du?" fragte er mit rauer Stimme.
"Ich denke du musst mir mal einiges erklären..."

Nun saßen sie schon eine Weile still nebeneinander. Blaise hatte sein Gesicht in den Händen vergraben, und Draco lehnte auf seinen Knien nach vorne gebeugt.
"Gott, das ist nicht dein Ernst?" brachte Baise nun hervor. "Ja heul doch." sagte Draco genervt und schaute zum Fenster, um nicht Blaise ansehen zu müssen.
"Wissen es deine Eltern?" "Ja klar, beim Spielabend letzte Woche haben wir über die Liebe meines Lebens geredet, gleich nachdem wir Bäume in der Muggelwelt gepflanzt haben.." er stand auf, "merkst'e selbst, oder?" Blaise rollte ebenfalls mit den Augen und stand auf.
"Und Pansy?" "Ich hatte ihr schon vor dem Kuss erzählt dass ich sie nicht liebe." "Mhm. Und jetzt? Granger ist auf der anderen Seite, du wirst sie früher oder später bekämpfen müssen." "Ich werde nicht gegen sie kämpfen." Er schaute auf seinen Zauberstab, welcher neben seinem Bett auf dem Tischchen lag, "ich werde für sie kämpfen." "Klar, am besten zusammen mit Bella, hm? Draco, wie rosig stellst du dir das bevorstehende vor? Ich habe mit meinem Vater gesprochen, er meinte der dunkle Lord wird es bis zum Krieg treiben." "Genau das ist es Blaise. Und wird sie jemand angreifen, werde ich da sein." "Sie wird das nicht zulassen." Draco zog seine Augenbrauen zusammen und schaute zu Blaise.

"Na hör' mal! Sie lässt sich nicht mal helfen, wenn sie Hausaufgaben macht. Meinst du, die nimmt dann Hilfe beim Krieg an, von dir? Von dem Feind?" "Ich bin kein Feind." zischte Draco finster. "Du bist der Feind. Du bist Todesser man." "Unfreiwillig." "Das spielt keine Rolle. Was Fakt ist, ist Fakt. Das kann nichts werden! Sie kann dich nicht lieben, und du darfst sie nicht lieben!"

Als Hermine am nächsten Morgen in die Küche schlurfte, total übermüdet, lag Anspannung in der Luft. Es war nicht so, dass es schlechte Laune war, sondern Hermine hatte einfach das Gefühl, dass die Hochzeit ihr ziemlich zusetzten würde, und sie sprach hierbei nicht von Kilos.

"Hermine, Liebling, magst du den Klapptisch hier hinaus tragen?" Molly hielt Hermine einen kleinen, hölzernen Tisch vor die Nase. "Ach, und komm' ja nicht auf die Idee zu zaubern! Fred und George sollen nicht noch mehr schlechte Vorbilder sehen..." Hermine nickte lächelnd, und griff sich den Tisch.

Draußen auf der Wiese vor dem Fuchsbau, welche mittlerweile aussah wie neu ausgelegt, ragte nun ein wunderschönes weißes Zelt in den blauen Himmel.
Hermine trat unter einem Torbogen hindurch, und stand in mitten der Jungs des Hauses.
Fred, George, Ron, Arthur und Remus lächelten ihr entgegen, und Ron nahm ihr den Tisch ab.
"Sonst noch was?" fragte Hermine freundlich, doch bekam keine Antwort. Sie alle schienen mit ihren eigenen Aufgaben beschäftigt zu sein.

Nach ein paar Stunden wurden Harry, Ron und Hermine nach unten ins Wohnzimmer gerufen, wo sie einem großen, braunhaarigen Mann in dunkel blauem Anzug entgegen traten.
"Der Minister, was ist passiert?" fragte Harry entsetzt, doch auf die Antwort musste er nicht lange warten.

Asassin Malfoy ~ 2 | #DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt