Jungkook Pov
Nach genauem hinsehen bemerke ich, dass die Anzahl von Frauen und Männer doch eher ausgewogen ist. Trotzdem ist es erstaunlich das so viele Leute sich hier aufhalten, wo die Sonne nicht einmal untergegangen ist. Vielleicht ist es die Atmosphäre hier oder aber es liegt tatsächlich am zugegebermaßen sehr attraktiven Barkeeper. Er ist eine dieser wenigen Personen, die nicht viel dafür tun brauchen um die Blicke anderer auf sich zu ziehen, die Ausstrahlung genügt dafür vollkommen.
Ich bin zwar keiner der Sorte, der mit Mitte zwanzig merkt das die Zeit knapp wird um jemanden zu finden und denoch erwische ich mich selber dabei wie ich ihm immer wieder verstohlene Blicke zu werfe wenn er mir den Rücken zu dreht.
Er lacht viel, albert mit den anderen Gästen herum, die sich anscheinend ziemlich gut mit ihm verstehen, dafür das er erst seit gestern eröffnet hat und sie sich wahrscheinlich auch erst solange kennen. Auf den ersten Blick scheint er ein ziemlich aufgeschlossener Mensch zu sein der die Gegenwart von anderen genießt, das genaue Gegenteil von mir also.
"Hey." Ich zucke zusammen als ich plötzlich eine Hand vor meinem Gesicht bemerke und erwache aus der Trance, in die ich während des nachdenkens gefallen sein muss. Erst jetzt bemerke ich, dass ich ihn die ganze Zeit über angestarrt habe wie ein Mädchen, das ihren Schwarm beobachtet. Das hat nichts mehr mit dem anfänglichen unauffälligen beobachten zu tun, das ist einfach nur noch peinlich.
Er muss lache als ich mein Cocktail mit beiden Händen umklammere und den Blick senke, weil mir das ganze viel zu unangenehm ist um ihm weiter in diese überraschend warmen Augen zu sehen.
Ich hatte ihn eher für den cooleren Typen gehalten, den unnahbaren, das war zumindest der erste Eindruck, den ich von ihm bekommen habe. Er wirkt wie der typische Aufreißer, mit den aus der Stirn zur Seite gekämmten Blonden Haaren, den hochgekrämpelten Ärmeln seines Hemdes und dem schiefen Lächeln. Oder es ist einfach dieses Vorurteil das sich bei vielen ergibt. 'Wer gut aussieht hält auch viel von sich' und verdammt, er sieht mehr als nur gut aus.
Seine Augen strahlen eine Wärme aus, die man nicht oft zu sehen bekommt und die ganzen Vorurteile von wegen er könnte Arrogant oder überheblich sein verschwinden. Ich kann ihm zwar nicht mehr in die Augen sehen, weil ich mich fühle wie ein kleines Mädchen, das zum ersten mal von einem älteren Schüler beachtet und dabei erwischt wurde wie sie von ihm geschwärmt hat, aber ich spüre seinen Blick nach wie vor auf mir, selbst als ich so tue als würde ich es gar nicht bemerken.
Eine ganze Weile vergeht ohne das er irgendetwas sagt. Alles was er tut ist die Gläser und das Besteck, das er soeben gewaschen hat, mit einem Tuch zu trocknen und mich dabei zu beobachten. Die versuche der anderen seine Aufmerksamkeit zu erlangen ignoriert er dabei, es ist als wäre das hier für ihn ein Wettbewerb, wer von uns beiden zuerst nachgibt.
Ich weiß nicht, warum mir so heiß wird, alles was er tut ist mich mit diesem Lächeln anzusehen und denoch reagiere ich mit Nervosität da drauf, dabei stehe ich nicht einmal auf Männer. Es ist nur so, dass noch niemand mir solche Aufmerksamkeit geschenkt hat, weder Mann noch Frau, vielleicht ist es also einfach die Verwirrung meines Körpers nach all der Zeit, in der ich mich in nichts als Arbeit gestürzt habe.
"Jungkook", sagt er plötzlich aus dem nichts heraus und obwohl es nicht das erste mal ist, dass ich seine Stimme höre, lasse ich meine Arme unter den Tresen wandern, damit er die Gänsehaut, die sie mit dem angenehm sexy Ton verursacht, nicht bemerkt. Unbemerkt scheint es allerdings trotzdem nicht geblieben zu sein, sein Lächeln wird breiter und er legt das Glas, das er eben dabei war zu trocknen, beiseite um sich über den Tresen zu beugen und mir besser in die Augen sehen zu können. "Das ist doch dein Name, richtig?"
Ich nicke sofort und umklammere wieder das Glas mit meinem Cocktail drin, in der Hoffnung das kalte Getränk würde die Hitze ein wenig lindern. "Ja."
"Gut." Das leichte Lächeln verwandelt sich in ein erleichtertes lachen. "Ich wusste das du mir bekannt vorkommst. Vor einer Woche habe ich dich zusammen mit einem großen Typen mit pinken Haaren vor der Kanzlei oben auf meine Bar hinunter starren sehen. Ich lag mit meiner Vermutung das du der Anwalt von oben bist also richtig. Das macht uns wohl zu Nachbarn."
Vor einer Woche? Das war das letzte mal als Jin mich besucht hat, der einzige den er mit den pinken Haaren meinen könnte. Obwohl er ein sehr auffälliger Typ ist, habe ich ihn allerdings gar nicht bemerkt. Ich weiß nicht wo er stand, aber vielleicht wäre mit diese peinliche Situation heute erspart geblieben wenn ich ihn damals das erste mal gesehen hätte.
"Mein Name ist Kim Taehyung." Er legt seine Hand auf meine, die das mittlerweile leere Glas umklammert und wartet, bis ich meine eigene davon löse um es in die Spüle zu stellen und mir sofort ein neues rüber zu schieben. "Als Nachbar kannst du hier umsonst trinken. Fühl dich frei wann immer du willst zu kommen, ich würde mich freuen."
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Afterlife |Vkook|
Fanfiction«Standest du jemals vor der Entscheidung, bei der die Frage war, was du mit dem Menschen anstellst, den du liebst? Musstest du dich entscheiden, ob er den Himmel oder die Hölle verdient hat? Und warst du auch in der Lage, in der du ihm beides erspar...