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Jungkook Pov

Verwirrt starre ich das weiße Gemüse in meiner Hand an und versuche dahinter zu kommen, was das ist. Wie eine Salatart sieht es nicht aus, genauso wenig wie eine Gurke oder ist es etwa so was wie Rote Beete, bloß in weiß?

Ich zucke zusammen und drehe mich überrascht um als ich jemanden hinter mir kichern höre nur um peinlich berührt das Gesicht zu senken als ich ihn nur mit einer Pyjamahose bekleidet vor mir stehen sehe, den Oberkörper frei. Ich weiß nicht warum es mich so aus dem Konzept bringt, immerhin ist es nicht das erste mal das ich jemand vom gleichen Geschlecht halb nackt sehe, dazu hatte man genug Gelegenheit während der Schulzeit in den Sportumkleiden, aber bei Taehyung macht mich der Anblick nervöser als ich es ohnehin schon bin.

"Das ist Kohlrabi", sagt er, sieht an mir vorbei auf den nach wie vor sauberen Tresen und das obwohl ich bereits vor einer halben Stunde angekündigt habe ich würde was für uns kochen. Ich sehe wieder zu ihm hinauf und versuche mich nur auf sein Gesicht zu konzentrieren als er die Augenbraue hoch zieht. "Du kannst gar nicht kochen, nicht wahr?"

Er stellt die Frage nicht etwa enttäuscht oder wütend, weil ich so getan habe als könnte ich es, sondern viel mehr belustigt, was mir allerdings nur noch peinlicher ist. Wenn man sich Jahrelang nur von Fertigessen ernährt hat, vergisst man irgendwann sogar wie man einen Herd an macht. Ich war noch nie das As in der Küche, das war stets Jin und er war es auch, dem meine Mutter das Kochen beigebracht hat, ich hatte da eher weniger Lust drauf. Meine Leidenschaft war das lesen und nichts anderes habe ich jeden Tag nach der Schule gemacht. Vielleicht hätte ich einige Seiten damit ersetzen sollen meinem Bruder beim Kochen zu zu sehen, dann wäre ich jetzt nicht in dieser Lage.

"Du musst dich nicht dazu zwingen mir etwas zu kochen, ich mache das gerne für uns beide." Er packt den Kohlrabi und schmeißt ihn neben mich auf den Tresen während er mir gefährlich nahe kommt. Langsam lasse ich den Arm sinken, viel zu gefesselt von seinen Augen und der unwiderstehlichen Gefahr, die von seinem Blick ausgeht. Eben noch war mir kalt, weil das Fenster die ganze Nacht lang in der Küche offen war, aber von einem Moment auf den nächsten ist mir warm, viel zu warm.

Seine Haare sind ungekämmt, unordentlich und doch sieht es an ihm gewollt aus, etwas was man nicht von jedem behaupten kann, der gerade erst aufgewacht ist. Er beugt sich weiter vor, sodass sein Atem trotz meinen Versuchen vor ihm nach hinten auszuweichen, mein Gesicht streift, aber statt irgendetwas von den Dingen zu tun, die ich gerade erwartet habe, streckt er nur seinen Arm an mir vorbei nach hinten aus und greift sich ein Messer aus dem Messerblock.

"Ich sollte anfangen wenn wir nicht verhungern wollen." Mit einem Grinsen wendet er sich ab, dreht mir den Rücken zu und holt ein Holzbrett aus dem Schrank heraus um darauf die Kohlrabi schneiden zu können. Etwas zu perplex stehe ich da und starre eine Weile seinen Hinterkopf an während ich darüber nachdenke, was ich hier eigentlich tue.

Natürlich habe ich abgelehnt als er mir vorgeschlagen hat, das ich für eine Weile bei ihm bleiben und die Arbeit von hier aus verrichten sollte. Ich könnte meine Kanzlei nach wie vor benutzen, allerdings nicht zum schlafen, dafür sei es viel zu Gefährlich und er hat ja recht. Eine Wohnung ist viel besser gesichert als die schäbige Tür aus Holz und dem halb kaputten Schloss dort, aber ich habe dennoch gezögert. Trotz allem was Taehyung für mich getan hat, ist er nur ein bisschen mehr als ein Fremder, oder zumindest sollte er das sein.

Er bestand darauf, trotz mehreren Ausreden, die ich versucht habe zu bringen oder vielleicht sogar gerade deswegen, denn mit jeder weiteren schien er mehr darauf zu bestehen, bis ich letztendlich nicht anders konnte. Oder wollte.

Ich wende mich, etwas verwirrt über das, was gerade passiert ist, von ihm ab und gehe mit verschränkten Armen ins Wohnzimmer wo ich mich auf die Couch fallen lasse. Taehyung wohnt recht gut für einen Barkeeper, der gerade erst hierher gezogen ist. Seine Wohnung hat vier Zimmer, zwei Bäder und ein Ankleidezimmer, mehr als ich jemals hatte. Vielleicht sollte ich meinen Berufsweg überdenken und statt Rechtsanwalt lieber Barkeeper werden. Vorerst sollte ich aber erst einmal einen anderen Weg als das Kochen zum Ausdruck meines Dankes gegenüber Taehyung finden, selbst wenn ich dahinter gekommen wäre wie man dieses Gemüse zubereitet, hätte ich ihn wahrscheinlich vergiftet. Also sollte ich lieber auf etwas umsteigen was weit von der Küche entfernt ist.

Ich greife nach der Fernbedienung, die auf der Kommode neben der Couch steht um den Fernseher anzuschalten als ich noch etwas anderes neben ihr und der kleinen Lampe sehe. Es dauert keine zwei Sekunden um die Karte zu erkennen und das, was in Goldener, verschnörkelter Schrift drauf geschrieben wurde, nämlich Taehyungs Name.

Die Karte war nur als Nebensache in die Tüte gelegt worden, eigentlich waren das Hemd und die Weste das eigentliche Geschenk, aber ich muss dennoch lächeln als ich die Karte in einem Rahmen dort stehen sehe, als wäre sie eine Erinnerung die es Wert ist aufbewahrt zu werden und das obwohl da nichts großartiges drin steht. Er hat sie trotzdem behalten, eine Karte, die die meisten zwischen irgendwelche anderen Unterlagen oder in den Müll geschmissen hätten und irgendwie macht es mich glücklich. So glücklich, wie mich lange nichts mehr gemacht hat.








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