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Es wird schon wieder. Das sage ich mir jeden Morgen. Egal wie unrealistisch es auch ist, ich wünschte es würde wahr werden. Doch leider hab ich das Gefühl bevor sich etwas bessert, sterbe ich.
Wie jeden Morgen stehe ich um 5 auf. Ich ziehe mir die kaputte Jeans, ein ausgewaschenes Hemd und ein paar ausgeleierte Turnschuhe an. Ich stecke mir die Haare zu einem Dutt. Fertig. Als ich im unteren Flur ankomme höre ich ein Weinen. Ich gehe wieder hoch und mache die Tür zum Kinderzimmer auf. Es ist Lucy, meine 1jährige Schwester.
Ich hebe sie aus dem Kinderbett und nehme sie mit runter, damit Rose, Timo, Jack und Grace nicht aufwachen. In der Küche setze ich sie auf einen Stuhl und gebe ihr meine Kette mit den Holzperlen zum Spielen. Dann schmiere ich meinen vier anderen Geschwister das Frühstück für die Schule und gebe Lucy den letzten Rest der Milch. Dann ziehe ich meine Jacke an und gehe noch mal kurz hoch um die vier Schlafmützen zu wecken. Timo, er ist 14, geht gleich runter um sich um Lucy zu kümmern. Grace und Rose, die 10jährigen Zwillinge, streiten sich mal wieder wer was anzieht und Jack, das 6jährige Energiebündel, weckt unsere Eltern. Ich verabschiede mich mit einem Tschüss und bin schon aus der Tür. Ich gehe an dem voll gestopften Briefkasten vorbei direkt zur Familie der Kaste 3 bei der ich Vormittags von 7 bis 13 Uhr den Haushalt erledige. Ich kümmere mich um die Küche, das Baby und putze die Zimmer. Dann koche ich für die Familie das Mittagessen und spiele noch ein bisschen mit dem Baby. Als die älteste Tochter des Hauses nach Hause kommt, verabschiede ich mich von ihr und gehe zu meinem nächsten Job. Ich gehe in das Kaffee des Ortes und arbeite den ganzen Nachmittag von 14 bis 18 Uhr dort als Kellnerin. Am Abend muss ich in die nächste Stadt, wo ich in einer Kneipe von 19 bis 2 Uhr morgens durcharbeite. Ich komme um 3 Uhr nach Hause. Als ich mich ins Bett legen will, sehe ich einen Brief, der an mich adressiert ist. Ich beschließe ihn erst nachdem ich geschlafen habe zu lesen.

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