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Nach einer Weile sitzen immer mehr von uns in der Couchecke.
Teilweise sehen die anderen so hübsch aus, dass ich am liebsten gehen würde. Gegen die habe ich doch keine Chance. Mit einem dauerhaften Lächeln im Gesicht sitze ich hier schon zehn Minuten und mir tun die Wangen schon weh. Da kommt Chalotte mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu. Sie sieht bezaubernd aus.

Ihre schwarzen Haare trägt sie in Beachwaves über die linke Schulter. Ihre Augen sind in einem dezentem rot hinterlegt, ihre Wimpern sind durch die Mascara deutlich zu sehen. Ihre vollen Lippen fallen durch roten Lippenstift auf. Ihr Kleid ist schulterfrei und rot. Es hat kurze Ärmel, fällt bis auf den Boden und ist vorne seitlich eingeschnitten wodurch man ihr rechtes Bein sieht. Ihre High Heels haben den gleichen Rotton wie das Kleid.

Lächelnd setzt sie sich neben mich. "Hi, du siehst gut aus", sage ich freundlich. "Du aber auch! Ich hätte dich fast nicht erkannt", antwortet sie lachend. Und so beginnen wir ein weiteres interessantes Gespräch. Wir beurteilen die anderen, diskutieren wie sie es hätten besser machen können und tauschen uns über unseren ersten Eindruck aus. Nach einiger Zeit beichte ich Chalotte, dass ich sie zu Anfang eher als eingebildet gehalten habe, da sie so gut aussieht und auch sehr talentiert ist. Aber sie ist eine sehr freundliche, offenherzige, bodenständige und verständnisvolle Person. Sie hat von Anfang an gewusst, dass ich mich wegen dem Geld beworben habe, aber trotzdem findet sie, dass ich es verdient habe länger zu bleiben.

"Ich hoffe, wir sitzen beim Essen nachher nicht zu weit auseinander. Ich glaube, die anderen denken nicht so wie du. Die glauben eher, ich sollte sie bedienen statt neben ihnen zu sitzen", erzähle ich ihr. Sie nickt. Die anderen gucken mich aber auch auffällig abfällig an.
Als alle in der Couchecke sitzen, kommt Erica auf uns zu.
"Ladys", beginnt sie und zieht somit die komplette Aufmerksamkeit auf sich, "Ich möchte sie nur ungern stören, beim gegenseitigen Kennenlernen, aber vor dem Abendessen muss ich ihnen noch die für sie wichtigen Räumlichkeiten zeigen! Folgen sie mir, bitte!" Alle erheben sich und folgen ihr aus dem Saal, den sie uns als Damensalon vorstellt. "Hier werden sie ihre Freizeit verbringen! Sicherlich werden sie hier auch ihre Majestät, Königen Nova und ihre Schwester Layla antreffen." Dann gehen wir weiter zu einem Saal, den wir alle direkt erkennen. "In diesem Saal werde ich sie Unterrichten", erklärt Erica überflüssiger Weise, denn es sind Tische und Stühle wie in einem Klassenraum, ja ich habe mal einen von außen gesehen, aufgebaut. Wir gehen weiter und ich bleibe fasziniert vor der riesigen Glastür stehen. "Die Bücherei", flüstere ich. "Richtig. Auch hier dürft ihr eure freie Zeit verbringen!" Leider muss ich mich von dem Anblick wieder lösen, denn nun gehen wir die Freitreppe hoch in den zweiten Stock. "Im dritten Stock befinden sich die Gemächer und Arbeitsräume der Königsfamilie. Diesen Stock zu betreten ist für sie strengstens verboten." Wenn das so ist... "Hier im zweiten Stock befinden sich ihre Gemächer! Jeder von Ihnen  stehen drei Zofen zur Verfügung! Falls sie mit der Arbeit einer dieser Zofen unzufrieden seien sollten, sagen sie mir Bescheid und ich kümmere mich darum!" Als ich das höre wird mir schlecht. Einfach ausgetauscht wie Dinge! Bin ich froh, dass ich nicht in ihrer Lage bin. 

Dann werden wir zum Essen gebracht. Die Königsfamilie isst unter sich, wird aber ab morgen auch mit uns essen.
Im Speisesaal sind sieben runde Tische aus weiß lackiertem Metall mit goldenen Verzierungen. Darauf liegen weiße Spitzendeckchen und in der Mitte der Tische stehen goldene Kerzenständer. Auf jedem Platz ist ein Platzkärtchen aus dem selben schneeweißen Papier wie der Brief.
Chalotte winkt mir zu und zeigt auf zwei Stühle und natürlich gehe ich zu ihr, auch wenn ich gerne gerannt wäre. Mit den Schuhen geht es auch nicht anders.
JA! Wir sitzen tatsächlich nebeneinander. Zusammen mit Rachel, Hanna und Tuesday,die alle auch Ok wirken.

Als alle sitzen, kommt Gang eins von fünf. Eine Suppe. Vorsichtig und möglichst elegant löffel ich die kleine Schale aus.
Der zweite Gang kommt. Dann der dritte und der vierte. Auf den Nachtisch, einen Pudding verzichte ich. "Ich kann nicht mehr. Ich habe jetzt schon dreimal so viel gegessen, wie sonst an einem ganzen Tag", erkläre ich Tuesday die fragt, warum ich denn nicht mehr esse. "Du tust mir Leid. Viele halten dich für Abschaum, aber du bist total nett. Und dankbarer an dem Casting teilzunehmen zu dürfen, als zum Beispiel Candy. Ich habe gehört sie sei nur hinter der Krone her", beginnt Tuesday ein Gespräch mit mir und Charlotte.
Diese antwortet: "Ich würde es ihr zutrauen, aber man soll Menschen nicht in eine Schublade stecken. Ich finde sie sollte die Chance bekommen, zu beweisen, dass es nicht so ist und wenn doch dann kann man ja immer noch sagen, man möchte nichts mit ihr zu tun haben." Zustimmend nicken wir beide.
"Elisabeth, wie sah eigentlich dein Alltag aus?", fragt Charlie, auf was wir uns geeinigt hatten, interessiert. "Naja, um 5 Uhr morgens aufstehen. Mich um Lucy, meine 1järige Schwester, kümmern, das Frühstück für die anderen vier für die Schule machen, die dann wecken. Dann muss ich auch schon los um mich um den Haushalt und das Baby einer dreier Familie kümmern. Dann habe ich Schicht im Café. Abends muss ich dann noch in eine Kneipe. Ich bin immer so um drei Uhr zuhause", erkläre ich. "Aber man darf doch nicht um Mitternacht draußen sein!?", wundert sich Tuesday. Ich lächle schwach und erkläre: "Mein Dad ist krank und meine Mom muss sich um Lucy kümmern. Und Timo, Rose, Grace und Jack gehen in die Schule. Ich bin die einzige die was verdienen kann und der Wirt hatte noch nie Probleme bekommen. Ich habe ja auch erst um zwei Uhr Feierabend."
"Du schläfst ja nur zwei Stunden und isst sogut wie nichts. Wie kannst du noch leben?", mischt sich Hanna nun ein. "Ich bin eigentlich auch nicht gesund! Deshalb habe ich mich ja unter anderem auch beworben. Ich habe gehört, dass sie hier die besten Ärzte des Landes haben. Niemand von euch will sehen wie ich aussehe", dabei deute ich auf meinen Körper, "Magersucht trifft es nicht annähernd. Und was den Schlaf angeht, habe ich mich irgendwie dran gewöhnt." Rachel guckt plötzlich betreten zur Seite. Warum?

Als alle fertig waren und alles abgeräumt war, kam Erica wieder. "Ladys!", zog sie wieder die Aufmerksamkeit auf sich, "so wie jetzt werden sie auch morgen beim Frühstück sitzen. Danach werden sie sich im Klassenraum einfinden, wo wir Benehmen bei Tisch durchnehmen werden. Folgen Sie mir nun. Ich bringe sie zu Ihren Schlafzimmern."
Alle Mädchen stehen auf und tun wie Erica befohlen hat. Wir gehen wieder die Treppe hoch und eine nach der anderen wird abgesetzt. Am Ende des Flures sind nur noch ich, Rachel, Candy und Charlotte übrig.
"Lady Candy, Sie wohnen hier und Lady Charlotte daneben. Dann hier auf der Ecke wohnen Sie Lady Elisabeth und dort Sie Lady Rachel", weist sie uns den restlichen Zimmern zu. Nachdem ich Charlotte eine gute Nacht gewünscht habe, gehe ich in mein Zimmer...

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