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Das ist der traurigste Moment meines Lebens. Ich habe nie gedacht, dass Abschied nehmen so schwer sein kann. Ich habe Lucy auf dem Arm und drücke sie fest an mich."Sissi!", sagt sie leise, und es ist das erste mal, das sie es sagt. Ich drücke sie noch mal kurz an mich. Ich freue mich, das es endlich geklappt hat und ich weiß was ihr Lieblingswort für die nächste Zeit ist.
Dann ist Jack dran. "Tschüss mein großer. Und lern schön und helf.", flüstere ich im zu, worauf hin er total aufgeregt nickt und mir einen Schmatzer auf die Wange drückt. Dann kommen die Zwillinge zu mir. "Du siehst Wunder schön aus!", meint Grace. "Du wirst bestimmt Königin!", sagt Rose und dann drücken mich die beiden so sehr, dass man es fast erdrücken nennen könnte.
Timo.
Er kommt in den Raum und schweigt. Dann rennt er (und das mit 14) auf mich zu und umarmt mich so stürmisch, dass wir fast gefallen sind. "Elli! Ich will nicht das du gehst", weint er. " Wie soll ich das alles schaffen?", fragt er mich und guckt mich mit großen Augen an.
"Du schaffst das! Du bist doch mein Großer!", flüstere ich in seine Haare und er lächelt matt.
Dann kommen Mum und Dad. Ich umarme beide als würde ich sie nie wieder sehen. Vielleicht tue ich das ja auch nicht mehr. Bei dem Gedanken an die Rebellen wird mir schlagartig übel.
Zum Schluss kommt Chris zu mir. Er sieht mich an und schlägt dann die Augen nieder. "Was ist passiert?", frage ich ihn leise. Er nimmt mich in den Arm. "Ich werde dich vermissen", flüstert er. "Wo warst du?", frage ich ihn. "Das sage ich dir wenn wir uns wieder sehen", meint er. "Du musst los", sagt er und lächelt. Dann holt mich die Wache und nimmt mich mit.

Ich fahre ein viertel Stunde zum Flughafen. Ich bin schon ein bisschen aufgeregt, aber ich schaff das schon. Ich muss nur ein, zwei Monate durch halten dann haben wir genug Geld für ein Jahrzehnt.
Am Flughafen angekommen bin ich die zweite, die auf den Flieger wartet. Candy Liver ist schon da, würdigt mich aber keines Blickes. Kurz darauf erscheint Amber Jackson. Sie begrüßt mich schüchtern aber freundlich. "Hallo, du musst Elisabeth Cater sein.", sagt sie mit einer Engels gleichen Stimme. Ich nicke. "Und du bist Amber Jackson, richtig?" Auch sie nickte. "Aus welcher Kaste kommst du?", frage ich vorsichtig. "Drei", sagt sie klein laut. "Sechs", sage ich leise. Sie guckt mich mit großen Augen an. "Tut mir leid", sagt sie. Ich gucke sie fragend an. "Du bekommst wahrscheinlich falsche Hoffnung. Aber jemand der niedriger als eine 3 ist, hat es kaum eine Woche geschafft." Das ist nicht schlimm. Hauptsache meine Familie bekommt Geld. Um ehrlich zu sein, mag ich die Prinzen überhaupt nicht. Sie halten ihre perfekte Fassade immer aufrecht.
So als seien sie Statuen.

Chalotte hat das Temperament einer echten Französin. Sie begrüßt uns mit küsschen recht und links und fängt gleich mit einem Gespräch über unsere Anreise und der Abschied von unseren Eltern an. Ich mag sie irgendwie. Sie interessiert nicht wo wir her kommen, welche Kaste wir haben und aus welchen Verhältnissen wir kommen.
Im Flieger sitze ich neben ihr. Dann fragt sie die mir unangenehme Frage:"Welche Kaste bist du eigentlich?" "Sechs", murmel ich vor mir hin. "Oh, ich bin eine vier." Dann lassen wir das Thema fallen. Den ganzen Flug über reden wir über die anderen Kandidatinnen und die Prinzen. Als wir landen sind wir gerade beim Thema 'Auftritt vor dem Volk' gewesen. Was für ein Zufall.

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