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Mein Wecker klingelt wie jeden Morgen um 5 Uhr. Heute springe ich aber förmlich von der Matratze. Weil sich Grace und Rose gestritten haben, weil sie sich ein Bett teilen sollten, habe ich meines an eine der beiden abgetreten. Ich sehe den Brief auf meinem Nachttisch. Ich nehme ihn in die Hand und drehe und wende ihn hin und her. Der Umschlag ist schwer und besteht aus robustem, schneeweißen Papier. Auf der Vorderseite ist in goldenen, geschwungen Lettern mein Name zu lesen. Auf der Rückseite ist das Wappen von Illeá.

Ich öffne vorsichtig den Umschlag und ziehe ebenso behutsam das Schreiben heraus. Darauf steht:

Sehr geehrte Familie Cater,
Die jüngste Volkszählung hat ergeben, das in ihrem Hause eine junge Dame im Alter zwischen 16 und 20 Jahren lebt. Da unsere geliebten Prinzen Kale und Jakob Schreave ihre Volljährigkeit erreicht haben, wird das Traditionelle Casting um die Hand einer der beiden Hoheiten, in einem Monat gestartet.
Mit diesem Brief haben sie ein Formular für die Bewerbung erhalten. Falls sie an besagtem Casting teilnehmen möchten, füllen Sie bitte das Formular aus und geben Sie es im Laufe der Woche persönlich im Bürgerbüro ihres Ortes ab.

Mit freundlichen Grüßen
Das Königshaus

Ich kann es kaum fassen. Ich lese es noch dreimal, doch es bleibt bei dem was da geschrieben steht.
Schließlich ziehe ich vorsichtig das Formular aus dem Umschlag und öffne die Schublade meines Nachttischs' um meinen Kuli heraus zu nehmen. Ich fülle das Formular aus:
Name: Elisabeth Cater
Alter: 17
Provinz: Carolina
Sprachkenntnisse: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch
Kaste: 6
Talente: Selbstverteidigung, Klavier spielen, Singen, Querflöte spielen, Geige spielen, Geschichten schreiben, Turnen

Ich stecke das Formular in meine Handtasche und gehe dann ins Bad. Ich wasche mich und gehe dann zu meinen Eltern ins Zimmer. Im Schrank meiner Mutter finde ich eine weiße Bluse, einen schwarzen Rock und ihre weißen Plastikblumen ihrer Hochzeit. Ich ziehe mich an und wecke sie. Sie flechtet mir zwei dünne Zöpfe und steckt sie mir um den Dutt, den sie mir gemacht hat. Dann steckt sie mir ein paar Blumen in den Dutt und fertig bin ich. Das Outfit meiner Mum hat sie aus der Zeit, als sie noch eine 5 war. Sie hat mir auch Klavier, Querflöte und Geige beigebracht. Geübt habe ich bei unseren Nachbarn, alte Freunde meiner Mutter.
Auf dem Weg zu der Familie wollte ich eigentlich im Bürgerbüro vorbei schauen, doch als ich daran vorbei komme sieht man das Ende der Schlange nicht.

Auf dem Weg ins Café schaue ich nochmal vorbei und habe Glück. Es stehen nur drei andere Mädchen an. Als ich dran bin setze ich mich auf den Stuhl und lächele wie die anderen herzlich in die Kamera. Danach gebe ich das Formular ab. "Sie sind eine sechs?", fragt mich die Sekretärin erstaunt. Ich nicke und verabschiede mich schnell, denn ich bin spät dran.

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