Kapitel 21

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Mit gerunzelter Stirn habe ich Herr Schäfer zugehört und mich auf die Weihnachtsaufgaben gefreut, als Kelly plötzlich den Raum betreten hat.
Erst mal bin ich total überrascht gewesen, im nächsten Moment habe ich mich aber eher gefragt, was sie dazu bewegt hat, heute in den Unterricht zu kommen.
Denn ich weiß zwar nicht genau, was in der 10. zwischen ihr und dem Lehrer vorgefallen ist, aber was ich durch Andeutungen und so mitbekommen habe, lässt mich nichts gutes ahnen. Und das sie heute im Unterricht ist auch nicht, jedoch sollte man dieses Verhalten ja prinzipiell begrüßen.
Oh Gott Ey, meine Gedanken hören sich an, wie die Gedanken meiner Mutter. Man... Ich bin dezent verwirrt, glaube ich...

"Vanessa? Machst du in unserer Gruppe Mit?" Ohne mich zu ihm umzudrehen antworte ich: "Ja. Ich komme zu euch Ja? Aurelia, machst du auch bei uns mit?" Fragend blicke ich sie an, sie jedoch schüttelt den Kopf. "Ne... Ich mach mit Anna, Sina und so..." Dabei deutet sie in Richtung einer anderen Gruppe, ich nicke. "Ist gut, viel Spaß...."
Mit diesen Worten greife ich nach meinem Block und einem Kugelschreiber um mich dann so auf den Weg zu den anderen zu machen. "Na? Vanessa auch mal angekommen?" Florian grinst mich an, Kelly lächelt leicht als sie ihren Blick hebt und mich ansieht. "Guten Morgen..." murmelt sie, bevor sie ihre volle Konzentration wieder der kleinen Kugelschreiberzeichnung  am Rand ihres Blattes widmet.  Skeptisch mustere ich sie, nur zu gerne würde ich sie fragen wieso sie hier ist und als ich in die Gesichter von Florian, Frodo, Rick und Steve blicke kann ich erkennen, dass es den Jungen nicht großartig anders geht. Jedoch stellt niemand die Frage, weswegen ich letztendlich nach dem Material des Lehrers greife und mir dieses ansehe. Leise seuftze ich und reiche den anderen jeweils eines der Blätter. "Vortrag über die Legende vom Nikolaus. Erst mal lesen, würde ich sagen." Aber Rick und Steve sind so in ein Gespräch vertieft, dass sie die Blätter vor ihnen nicht einmal bemerken, weswegen ich schließlich einfach einen Textmarker nehme und die Aufgabe mit Florian und Max alleine erledige, da die anderen scheinbar keine Lust darauf haben.
Aber okay, da es jetzt kein wirklich schwieriges Thema ist und dazu noch eins, welches mich interessiert ist der Vortrag schneller fertig als gedacht.
"Also da wir den Vortrag gemacht haben tragt ihr ihn vor, okay?" Mit meinem "Was?" dreht sich Rick zu uns um und Florian wiederholt die Frage, welche eigentlich eine Feststellung ist. Die beiden Schwatzköpfe auf der anderen Seite des Tisches nicken, ehe sie nach unseren Notizen greifen, welche sie sich kurz durchlesen.
"Und dafür habt ihr so lange gebraucht?" Fragt Steve irgendwann mit gerunzelter Stirn, während Max nickt. "Hättet uns ja helfen können, wären wir noch schneller gewesen." Meint dieser nun etwas genervt. Rick schüttelt jedoch nur den Kopf. "Nö. Kriegt ihr ohne uns auch hin. Wie viel Zeit haben wir noch?" "Jetzt vielleicht 5 Minuten. Wird aber wahrscheinlich noch verlängert werden, die anderen haben die Zeit mal wieder nicht genutzt, denk ich mal." Antworte ich, während ich Kelly mustere. Diese zeichnet inzwischen ein komisches Zeichen in ihr Heft, welches ich zwar kenne aber nicht zuordnen kann, das mich aber etwas an das der Heiligtümer des Todes erinnert. Es ist ein Kreis mit einem großen A drin.
Während Kelly zeichnet fallen ihr ihre Haare ins Gesicht und würden vermutlich ihre tiefen Augenringe verstecken. Aber ich kenne sie inzwischen zu gut, und nicht nur an diesem bemerke ich wie müde sie ist.
"Kelly? Alles gut?" Frage ich sie. Die Angesprochene nickt langsam, seufzt dann aber leise auf. "Stress mit meinen Eltern..."
Verstehend nicke ich und flüstere leise zurück: "Wenn du reden willst, ich bin da, Ja?"
"Ich weiß doch Vanne... Aber es ist alles gut. Wirklich." Sie lächelt mich aufmunternd an, und ich seuftze. Irgendwie mache ich mir trotzdem Sorgen um sie, aber da ich nicht glaube, dass sie darüber reden möchte, hake ich nicht nach. Um vom Thema abzulenken deute ich auf as komische Zeichen und frage: "Was bedeutet das?"
Wie aus Reflex legt Kelly die Hand über die Zeichnung, ehe sie sie wieder, etwas überrascht von ihre eigene Reaktion, weg nimmt und sich etwas verlegen durch die Haare streicht. "Das A steht für Anarchie..." sagt sie dann leise, ich Schlucke. Ebenfalls leise frage ich zurück: "Bist du denn ein Anarchist?"
Ein belustigtes Lächeln huscht über Kellys Gesicht, während sie mit ihren Stuhl etwas näher zu mir rutscht und antwortet: "Nein. Und ja. Also... Schon irgendwie." Ich sehe ihr an, dass es ihr aus irgendeinem Grund unangenehm zu sein scheint, über dieses Thema zu reden. Wieso verstehe ich aber nicht, was jedoch auch daran liegen könnte, dass ich nicht genau weiß, was Anarchismus bedeutend. Irgendwo in Richtung Linksextremismus kann ich es schon einordnen, aber was das Wort genau bedeutet weiß ich leider nicht, weswegen ich Kelly verlegen frage: "Was heißt Anarchismus noch mal?"
Kelly blickt mich für einen Moment an, so als ob sie überlegen würde, was sie sagen wird.
Schließlich grinst sie einfach und sagt mit fester Stimme: "Leben ohne Staat, Leben ohne Regeln."

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Dieses Kapitel, beziehungsweise das, welches ich heute geschrieben habe,
ist etwas kürzer als sonst, ich bin momentan dauergestresst.
Le Mans, Paris, Brüssel, Frankfurt, Berlin... Ich glaube so viele Städte werde ich in so kurzer Zeit selten 'sehen'.
And additionally, I have a little problem with writing and speaking German right now.
Sorry for it...

Was macht ihr so?
Was ist eure Lieblingsstadt?

Ich bin momentan in Paris und muss schon sagen, dass die Stadt echt schön ist!

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