Kapitel 23

72 5 0
                                    

"Als ob du jetzt wirklich jedem von uns eine Tüte Plätzchen mitgebracht hast!"
Entgeistert starrt Flo die kleinen Tüten Plätzchen an, welche ich ihm und Max in die Hand gedrückt hat.
Beide blicken mich überrascht an, aber das Funkeln in ihren Augen und das wachsende Lächeln auf ihren Lippen verrät ihre Freunde. "Du bist echt die beste Wanne!" Meint Frodo und umarmt mich. Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht, als ich einige weitere Tüten aus meiner Tasche ziehe und dabei frage: "Habt ihr Kelly und Melina irgendwo gesehen? Und Rick und Steve? Die hier muss ich auch noch los werden..."
"Du bist echt verrückt Vanessa... wann hast du die alle überhaupt gemacht?" Fragt Frodo entgeistert, ohne auf meine Frage einzugehen.
"Gestern Abend mit meinem Bruder. Ich glaube das waren 5 oder 6 Bleche... Die Weihnachtsstimmung hat uns halt gepackt gehabt." Ich zucke mit den Schultern und füge, während ich die Mensa, in welcher wir uns befinden, nach den anderen absuchen, hinzu: "Hat übrigens echt Spaß gemacht. Solltet ihr auch mal probieren...
Habt ihr am Wochenende Zeit? Wenn Ja..."
Ich muss die beiden nicht ansehen, um das Grinsen auf ihren Gesichtern zu sehen.
"Also ich hätte Zeit, aber bei mir geht's schlecht. Der Freund meiner Schwester ist da, und ja... Geht's bei dir Florian?"
Dieser nickt und sagt: "Ja klar, aber wir müssten dann erst mal Einkaufen gehen. Ihr kennt ja meine Eltern, so lange es noch Toast und Ketchup gibt, muss man nicht Einkaufen."
Frodo und ich Grinsen, tatsächlich ist das eine ziemlich gute Beschreibung für die Eltern des Jungen. In den bald 4 Monaten die ich ihn jetzt kenne habe ich bei ihm erst 3 mal einen vollen Kühlschrank gesehen. Als ich das erste Mal bei ihm war, habe ich mich noch gefragt, wie man das nur überleben kann, aber inzwischen habe ich heraus gefunden, dass Florian seinen eigenes kleinen Essensvorrat hat.
Dieser besteht allerdings zum Großteil aus Mate, Cola, Butter, Doseneintopf und Brioche, einem süßen Hefebrot, welches er immer bei einem Französischen Supermarkt einige Straßen weiter kauft.
"Gut, dann treffen wir uns am Samstag einfach beim Lidl? Und jeder nimmt einfach 10€ mit, dann müsste das vom Geld her gehen." Sage ich, werde aber von einem schockiert guckenden Frodo unterbrochen: "Jeder 10€?! Was willst du denn damit alles kaufen?"
Florian nickt und legt die Stirn in Falten, während er sagt: "Also wir brauchen Butter, Zucker, Mehl, vielleicht noch Vanillepulver und Eier. Aber ansonsten? Dafür brauch man doch keine 30€. Würden da nicht auch 5€ von jedem reichen?"
Langsam schüttel ich den Kopf. "Nein, vermutlich nicht. Wir brauchen nämlich auch noch Puderzuker, Zitronen, Streusel und einige andere Dinge. Und Vodka. Sonst ist das doch langweilig."
Die beiden sehen mich für einen Moment etwas irritiert an, ehe Frodo nickt und grinst. "Also so 'Drunken Kitchen' mäßig?" Florian nickt, dann setzt er seinen Basecap ab und fährt sich durch die Haare, ehe er diesen wieder aufsetzt und mich für einen Moment mustert.

Ich frage mich, was er sich wohl gerade denkt, aber im nächsten Moment, ist es mir auch wieder egal.

***

"Ey! Vanessa!"
Nach Luft schnappend bleiben Melina und Kelly neben mir stehen, man kann ihnen ansehen, dass sie zu mir gerannt sind.
Abwartend ziehe ich eine Augenbraue hoch: "Was ist los?"
"Wir haben gehört, dass du mit Flo und Frodo 'Drunken Kitchen' spielen willst. Und jetzt sind wir beide beleidigt, weil du uns nicht auch gefragt hast. Wo sind eigentlich unsere Kekse?"
Das ganze sagt Kelly so schnell, dass ich Mühe habe, hinterher zu kommen. Zumal ich auch etwas abgelenkt davon bin, dass sich Melina und Kelly anscheinend wieder sehr gut verstehen.
"Wartet kurz... Ihr könnt natürlich mitmachen, von mir aus. Müssten wir halt Flo fragen." Sage ich, während mich nach meiner Tasche bücke und die letzten zwei Tüten Kekse heraus ziehe, ehe ich ihnen diese in die Hand drücke. "So, hier. Selbstgemacht, zusammen mit Chris."
"Danke Vanne!" Meint Melina, während Kelly die Tüte schon geöffnet und angefangen hat, den Inhalt zu verspeisen. "Was habt ihr denn da rein gemacht? Die sind ja mega lecker..." fragt Kelly, zwischen zwei Bissen. Mit einem Lächeln auf den Lippen antworte ich: "Nur das normale Zeug. Aber halt noch etwas Honig und Zitronenschalen. Wollen wir Flo suchen gehen und wegen Samstag fragen?"
Die beiden nicken, Melina meint aber: "Du und Kelly müsstet doch jetzt Politik haben oder? Das habt ihr drei doch zusammen, oder?" Als ich nicke, fügt sie noch hinzu: "Dann warten wir halt einfach kurz."
Kelly nickt zustimmend, ehe sie fragt: "Ey. Hat einer von euch Geld mit?" Bevor ich etwas antworten kann hat ihr Melina schon ein paar Münzen in die Hand gedrückt. "Falls du dir das holen willst, was ich glaube, das du dir holen willst, müsste das reichen."
"Was glaubst du denn, was ich mir holen will?"
"Was glaubst du denn, was ich glaube, dass du dir holen willst?"
Melina und Kelly sehen sich für einen Moment an, ihre Blicke treffen sich und sie fangen an zu lachen.
"Warte es doch einfach ab ey." Meint Kelly irgendwann, ehe sie sich einfach bei mir und Melina einhakt und uns in Richtung Kantine schleppt.
Zum Glück gibt es in der Kantine unserer Schule nämlich nicht nur das übliche Schulessen, man kann sich auch einige Snacks und Getränke kaufen. Zum Glück, ich bin mir sicher, dass ohne den billigen Kaffee hier deutlich weniger das Abitur geschafft hätten.
Und genau einen von diesen billigen Kaffees kauft sich Kelly einige Minuten später. Während sich Kelly einen Haufen Zucker in das Getränk kippt und Melina sich darüber freut, dass sie richtig getippt hat sitze ich leicht lächelnd daneben und betrachte die beiden. Es ist schön zu sehen, dass sie sich wieder so gut zu verstehen scheinen. Denoch fällt mir auf, dass sich ihr Verhalten gegenüber der jeweils anderen verändert hat. Klar, die beiden sind nicht mehr zusammen und ich kannte sie nur als Kellina, jedoch kommen mir die beiden so oder so etwas gezwungener rüber als früher.
Wobei das vermutlich normal ist, immerhin...
Ich glaube nicht, dass ich das an Melinas Stelle so gekonnt hätte. Aber ich glaube auch, dass Kelly und Melina einander als Freunde so wichtig sind, dass sie gar nicht ohne einander könnten.
Irgendwie beneide ich die beiden um diese Freundschaft.

___

Und... Ich bin wieder in Deutschland. Mit beiden Füßen aber einem halben Herzen.
Ich hätte niemals gedacht, dass ich Frankreich so vermissen könnte...

trinkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt