Kapitel 1
Immer noch umgab mich diese Schwärze. Immer noch fühlt es sich an als würde ich schweben. Doch da war noch etwas. Etwas, was da nicht hingehörte. Ich brauchte lange, bis ich merkte was es war. Es war Schmerz. Ein unglaublicher Schmerz. In meinem Kopf. Was war das? Wieso fühlte ich das? Was sollten diese Qualen? Fühlte man eigentlich nicht 'Nichts', wenn man tot ist? Ein Stechen erfüllte meinen ganzen Körper, als ich gedanklich versuchte, hinter dieses Geheimnis zu kommen. Das war nicht der Tod, den ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte nichts mehr spüren? Und jetzt? Jetzt gingen die Qualen immer noch weiter. Würde ich denn niemals meine Ruhe haben? Niemals? Plötzlich war da wieder die Schwerelosigkeit. Und gleichzeitig spürte ich, wie mich etwas auf den Boden zog. Heftiger als jemals zuvor. Was passierte hier. Verdammt. Ich hörte Stimmen... BITTE WAS?! Ich hörte Stimmen? Spricht jetzt der Tod höchstpersönlich mit mir? Was für eine Ehre. Ich merkte, wie sich wieder ein Lächeln auf meinen Lippen bildete. Doch diesmal wollte ich es nicht. Ich wollte dass das alles aufhört. Irgendwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Dieser Schmerz. Dieser unglaubliche Schmerz. Und dazu dieses Gefühl der Leichtigkeit und Zentnerschwere. Gleichzeitig. Und die Stimmen. Nein. Das war nicht der Tod. Ich. War. Nicht. Tot. Verdammt.
Ich spürte, wie etwas meine Wange hinab lief. Es war eine Träne. Meine Träne. Darüber, dass ich noch am Leben war.Als ob die Gewissheit, dass ich noch am Leben war nicht schon schlimm genug war, kamen nun auch noch diese Schmerzen. Was sollte das? Wieso werde ich so gequält? Ist es nicht mein Recht, zu entscheiden, ob ich leben will oder lieber sterben? Nein. Offensichtlich nicht. Offensichtlich dachte jemand, es wäre sinnvoll, dass ich weiterlebe. Ich werde ihn suchen müssen. Oder sie. Wer auch immer nun dafür verantwortlich war, dass ich nicht erlöst wurde. Dass ich immer noch da bin. Am Leben. Weiter kämpfen muss. Weiter Schmerzen haben muss.
Warum tut man sowas? Wieso hilft man wildfremden Menschen, zu überleben? Was wenn sie GAR NICHT LEBEN WOLLEN VERDAMMT NOCH MAL?! Ich war doch so vorsichtig gewesen. Niemand hatte mitbekommen, wie ich gegangen war. Und wohin ich gegangen war. Niemand. Und doch. Da musste es jemanden geben. Der Zug hätte es nicht geschafft, rechtzeitig zu bremsen. Das hatte ich schon herausgefunden. Niemals hätte ich ohne fremde Hilfe überleben können.
Etwas warmes erfüllte mich. Es kam aus meiner Magengegend. Wie eine Welle durchströmte es meinen ganzen Körper. Es war Hass. Gemischt mit Wut. Alles in mir brannte. Wie Feuer. Es war eine unglaubliche Qual.
Ich riss die Augen auf und starrte ins Nichts. Ich sah nichts. Alles war weiß.Plötzlich nahm das Weiß Form an. Es bildeten sich dunklere Streifen, die langsam zu Konturen wurden. Langsam formte sich ein Gedanke in meinem Kopf: 'Platten'. Ich blickte auf Platten. Quadratische, weiße Platten. Und es formte sich ein weiterer Gedanke: 'Ich. Lebe.'. Wieder spürte ich diese heiße Welle in mir. Ich schloss die Augen. Heiße Tränen rannen mir mein Gesicht entlang. Die innere Welle bahnte sich ihren Weg nach draußen. Durch meine Tränen. Mit jeder Träne wurde ich schwächer. Die Hitze in mir wurde schwächer. Ich hatte Schmerzen. War innerlich verbrannt. Und gleichzeitig so stechend kalt wie Eis. Und das, wo ich noch halb bewusstlos unter quadratischen, weißen Platten lag. 'In einem Krankenhaus', schoss es mir durch den Kopf. Ich öffnete die Augen und blickte die Platten an. Versuchte, mir darüber klar zu werden, was geschehen ist. Ich sah die zwei Lichter. Und wieder. Diese heißen Tränen, die meine Wangen runter liefen. Ich schrie innerlich auf. Es war so schmerzhaft. Ich. War. Nicht. Tot.
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(never) forget to smile?!
Mystery / ThrillerMein Blick folgte den Gleisen. Lange zogen sie sich durch die Natur. Man erkannte sie nur schwach. Ein leichtes Glitzern im Mond. Geschwungen waren sie. Fast wie ein Fluss. Ich blickte in die Ferne. Da tauchten sie auf. Die zwei hellen Lichter. Sie...