Kapitel 11
Wie zu erwarten wachte ich auch wieder auf. Wieder sah es genauso aus wie das letzte Mal: dunkel. War ich nicht aber auch mitten in der Nacht eingeschlafen? Halt. Nein. Eingeschlafen ist das falsche Wort. Richtig wäre: Bewusstlos geworden weil ich mir ja so unbedingt wieder Schmerzen zufügen musste. Aber war es denn mitten in der Nacht gewesen? Ich weiß es nicht mehr. Es war im Bad. Als ich wegkippte, um es so zu formulieren. Wieder vorsichtig drehte ich meinen Kopf. Allerdings musste ich diesmal gar nicht vorsichtig sein. Da war niemand, den ich hätte wecken können. Diesmal lag Mate nicht neben mir. Panik ergriff mich. War ich wirklich in dem selben Raum, in welchem ich letztes Mal aufwachte? Oder war es doch ein anderer? Leise lauschte ich auf Geräusche, die mir einen Hinweis darauf gaben, wo ich mich befand. Ich hätte auch einfach aufstehen und mich umsehen können, doch das fiel mir in dem Moment leider nicht ein. Also strengte ich meine Ohren an und versuchte etwas über meine Umgebung herauszufinden. Keine Piepstöne. Also war ich an keine Maschine angeschlossen. 'Wieso auch?', bemerkte meine, mir allzu bekannte, innere Stimme. Leider musste ich ihr nach kurzem Überlegen leider zustimmen: Wieso sollte ich an eine Maschine angeschlossen sein? Ich war ja nur umgekippt. Also. Keine Maschinen. Demnach: Kein Krankenhaus. Das hätte sich jetzt in meinem Kopf verankert. Aber wo war ich? Vorsichtich setzte ich mich auf. Inzwischen hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Ich blickte mich um. Doch. Es war das selbe Zimmer. Doch es fühlte sich falsch an, hier alleine aufzuwachen. Wo war Mate? Hatte ich ihn zu sehr erschreckt? Was dachte er nur von mir? Vielleicht wollte er mich gar nicht mehr bei sich haben?
Mir schossen bei diesem Gedanken Tränen in die Augen. 'Heul jetzt bloß nicht schon wieder rum. Zum hundert-tausendsten Mal: DU. WEISST. NICHTS. ÜBER. IHN. Wer ist er denn bitte schon? Ein Typ, bei dem du aufgewacht bist, nachdem du im Bus weggesackt bist.', meine innere Stimme machte mich fertig. Ich verkrampfte. Doch dann hob ich meine Beine aus dem Bett und bewegte mich vorsichtig in die Richtung, in welcher ich die Tür vermutete. Und tatsächlich fand ich sie. Ich stieß die Luft aus, welche ich auf meiner Erkundungstour unbewusst angehalten hatte. Langsam schlossen sich meine Finger um die Türklinke. Sie waren nicht verbunden. Ob es sehr schmerzen würde...? Nein. Es tat nicht weh. Da war ein kleines Brennen, aber SCHMERZ fühlte sich anders an. Ich lächelte erleichtert, nur um kurz darauf über meine eigene Reaktion zu stutzen: Hatte ich nicht erst vorhin versucht mir mit allen Mitteln Schmerzen zuzufügen? Mit heißem Wasser und Seife? Wollte ich diese Schmerzen nicht haben? Wieso war ich dann jetzt verdammt noch mal froh, dass es nicht schmerzte?
Wieso wollte ich überhaupt, dass ich Schmerzen hatte?
Da fiel es mir ein. Weil ich eigentlich nicht mehr sein sollte. Eigentlich sollte ich gar nichts mehr empfinden. Und nun stand ich hier. Aus welchem Grund auch immer. Ich hatte die Gleisen wohl überlebt. Und nun war ich hier. Bei Mate. Der mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte, wenn ich nicht gerade zu tief in meinen Gedanken versunken war. Der mich davon abhielt, mir selbst immer und immer wieder Schmerzen zuzufügen. Schmerzen, die mir noch bewusster machten wie unglaublich schwach und dumm ich doch war.
Das Lächeln verschwand. Es machte einer Leere Platz. Erst als diese Leere ihren ganzen Platz ausgefüllt hatte, merkte ich, wie mich mein eigenes Lächeln zuvor warm ausgefüllt hatte. Ich fing an zu zittern. Und da wusste ich es: Wenn ich jetzt nicht gleich Mate finden würde, und seine Wärme mich schützen würde, dann würde ich wieder zusammenbrechen. Mir selbst klar machen wie schrecklich dumm ich doch war. Ich würde wieder Schmerzen haben wollten.
Diese Erkenntnis traf mich. Ich bemerkte meine Verhaltensweisen, bevor sie wirklich zutage traten. War das gut? Wollte ich mich nicht abschotten? War das überhaupt das richtige? Sollte ich nicht lieber auf meinen Körper hören? So wie jetzt gerade in dem Moment?
Schnell drückte ich die Klinke der Tür herunter und lief nach draußen. Ich hörte den Fernseher. Dann war Mate wohl in dem Zimmer mit der Couch. In dem wir vorhin (?) noch den Film geguckt hatten.
Ich rannte beinahe zu der Tür und riss sie auf. Mate sah mich geschockt an. Dann sprang er auf. Ich musste ziemlich erschreckend aussehen. Kurz hielt ich inne. Ich merkte, dass meine Augen aufgerissen waren. Ich zitterte immer noch. Langsam nahm ich meine Hand von der Tür und senkte meinen Kopf. Was hatte ich mir nur gedacht? Ich war erbärmlich. Langsam setzte ich einen Fuß nach hinten. Dann noch einen. Ich drehte mich um. Mate sagte nichts. Langsam begab ich mich wieder auf den Flur und schloss die Tür hinter mir. Ich lehnte mich an die Wand und atmete tief ein. Selbst mein Atemzug zitterte. Ich schloss die Augen. Und dachte nach. Welche Farbe hatten meine Augen jetzt wohl? Welche Farbe hat die Verzweiflung?
Ich öffnete meine Augen. Vor mir stand Mate und blickte auf mich herunter. Ich blickte ihn stumm an. Ich schämte mich. Ich war gerade einfach so in das Zimmer gestürzt. Eine Welle überrollte mich, die mich schon wieder zittern lies. Noch stärker als vorher. Mate packte mich an den Armen und hielt mich fest. Er blickte mir ernst in die Augen. Ohne jegliches Wärmegefühl. Tränen drückten hinter meinen Lidern. Ich will nicht schon wieder weinen. Nein. Nein. Nein! Nicht schon wieder. Doch es gelang mir nicht. Stumm blickte ich Mate an und die Tränen kullerten meine Wangen herunter.
"Es tut mir Leid...", flüsterte ich und schloss die Augen.
* Ohjemine ich bin am besten ganzganz leise. Es tut mir schrecklich Leid, dass es so lang gedauert hat:( aber über kommentare freu ich mich natürlich trotzdem. Okey. Das hat keinen Zusammenhang... Egal:) Bis bald ihr lieben *-* *
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(never) forget to smile?!
Mystery / ThrillerMein Blick folgte den Gleisen. Lange zogen sie sich durch die Natur. Man erkannte sie nur schwach. Ein leichtes Glitzern im Mond. Geschwungen waren sie. Fast wie ein Fluss. Ich blickte in die Ferne. Da tauchten sie auf. Die zwei hellen Lichter. Sie...