Besuch im Café

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Eine wirklich erholsame Nacht war das nicht.

Ich wachte schreiend auf, als mein Wecker klingelte. Ich hatte wieder Albträume von Jeff. Aber dieses Mal hatte ich nicht geträumt dass er mir weh tat, sondern dass er Bruce grausam tötete.

Schweißgebadet stand ich langsam auf und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Vergebens. Ich fing auch noch an zu Zittern und viel wieder um. Nun lag ich auf dem kalten Schlafzimmerboden und konnte mich einfach nicht beruhigen.

Nach einer Weile kam auch noch Benny und legte sich zu mir. Er leckte meine Hand ab und bellte mich an.

Er wollte dass ich aufstehe.

Nun fing er auch noch an zu winseln und lief um mich herum. Ich musste mich zusammenreißen. Ich versuchte an irgendwas anderes zu denken.

Langsam beruhigte ich mich so gut es ging und stand, mit noch immer zittrigen Beinen, langsam auf. Ich schlürfte mich ins Bad und machte mich fertig für den Tag. Das ich auch Sonntags arbeiten musste war echt ein Graus. Doch ich musste ja nur bis Mittags arbeiten.

Bei der Arbeit war alles wie immer. Es waren immer noch weniger Kunden als gewöhnlich, wobei man denken könnte, das an einem Sonntag, die Meisten Zeit hatten. Nun ja, mich sollte es nicht kümmern.

Da es mir Heute sowieso nicht blenden ging, war es gut dass es ruhiger war.

Einige Zeit verging und inzwischen war es schon 10:30 Uhr. Die Ladenglocke läutete und ich begrüßte wie immer den Gast, der gerade eintrat.

„Herzlich Willkommen im Café Brown!" rief ich freundlich. Doch als ich sah wer es war kamen Freude und Verzweiflung gleichermaßen in mir hoch.

„Guten Morgen, Abby!" auch er freute sich mich zu sehen.

„Das du dich so schnell an dein Versprechen hältst, hätte ich nicht gedacht." sagte ich und sah ihm zu, wie er sich an einen der vielen Tische setzte.

„Ja, eigentlich wollte ich dich noch ein wenig schmoren lassen, aber ich hatte heute Zeit also dachte ich... Nun ja." sagte er und deutete auf mich und das Café.

„Gib es doch einfach zu! Du hast mich vermisst!" scherzte ich und Bruce sagte daraufhin: „Ja, das muss es gewesen sein."

Ich lächelte ihn an. „Was möchtest du denn trinken?" fragte ich.

„Eine heiße Schokolade wäre hervorragend." sagte er und ich machte mich gleich an die Arbeit. Währenddessen schaute sich Bruce im Lokal um.

Ich wusste nicht was ich von dieser Situation halten sollte. Auf einer Seite war ich sehr froh, Bruce wieder zu sehen. Doch auf der anderen Seite, war da die Angst, dass der Traum zur Wirklichkeit werden könnte. Ich würde es nie verkraften, wenn Bruce wegen mir verletzt oder gar getötet werden würde.

Es bestand auch noch die Chance, dass Jeff davon nichts mitkriegen würde. Ich wusste nicht was ich tun sollte, es war wirklich zum Verzweifeln.

Mittlerweile war Bruce seine heiße Schokolade fertig und ich ging wieder zu seinem Tisch.

„Hier bitte sehr. Genieß es. Ach und Vorsicht, ist ganz schön heiß!" fügte ich noch hinzu.

„Keine Sorge, ich pass auf." sagte er daraufhin.

Da momentan nicht viele Kunden Schlange standen setzte ich mich zu ihm.

„Wie konntest du denn Tony davon überzeugen, dich gehen zu lassen?" fragte ich.

„Ich sagte ihm, dass ich ja auch mal raus muss, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Er kann mich ja nicht dort festhalten." sagte er und lächelte.

„Glaub mir, theoretisch könnte Tony das." witzelte ich.

„Aber nicht praktisch." sagte er, während er einen Schluck von der Schokolade nahm.

„Hm. Stimmt." sagte ich und sah ihn an.

Er trug wieder ein Hemd, dieses Mal aber ein Blaues. Seine Brille trug er Heute nicht und seine Haare waren schön verwuschelt.

Er wirkte ein wenig zerstreut. Liegt wohl daran, dass es noch ein wenig früh war. Könnte aber auch daran liegen, dass er zu wenig Schlaf hatte. Seine Augenringe sprachen Bände.

„Du schläfst nicht viel in letzter Zeit, hab ich recht?" fragte ich.

„Nein, sieht man mir das so an?" fragte er verunsichert.

„Naja, ein wenig schon." sagte ich und zeigt auf seine Augenringe.

„So schlimm?" fragte er und sah mich an. Ich konnte nicht anders als zu Grinsen.

„Was ist, warum lachst du?" fragte er mich und ich erwiderte: „Dein Blick ist göttlich, Bruce. Wie ein junger Welpe, dem man gerade sein Spielzeug weggenommen hat." sagte ich und sah dabei zu wie er Rot anlief.

Er räusperte sich und sah seine Heiße Schokolade an.

„Hey Bruce! Kommst du jetzt eigentlich öfters oder war das nur eine Ausnahme?" fragte ich ihn nach einigen Minuten der Stille.

„Ich denke, ich werde ab jetzt öfters kommen. Die schmeckt echt gut hier", sagte er und zeigte auf seine mittlerweile leere heiße Schokolade, „Außerdem ist das Personal recht nett." Jetzt musste ich schon wieder lächeln.

„Na dann. Du bist immer herzlich Willkommen." sagte ich.

„Das habe ich gemerkt." sagte er und wir beide fingen an zu lächeln.

„Sag mal, habt ihr hier eigentlich Tee im Angebot?" fragte mich Bruce nach einer Weile.

„Ja, haben wir und wir können stolz drauf sein. Das Café Brown ist eines der wenigen Cafés, die noch ordentlichen Tee verkaufen." sagte ich mit stolz gewellter Brust.

„Ah, das freut mich. Was habt ihr denn für Sorten?" fragte er mich weiter aus.

„Ähm, wir haben Kräutertees, Früchtetees und Beruhigungstees." antwortete ich.

„Was habt ihr denn für Beruhigungstees?" fragte er weiter.

„Warte, lass mich kurz überlegen.

Baldrian-, Melisse- und Johanniskrauttee. Das müssten alle gewesen sein. Aber warum interessierst du dich für Beruhigungstees? Du bist doch immer total ausgeglichen und gelassen." fragte ich nun verwirrt.

„Wenn du wüsstest... Ich trinke ihn eben gerne. Hast du etwas dagegen?" fragte er herausfordernd.

„Nein, ich habe nichts dagegen." sagte ich. Trotzdem fand ich es etwas komisch. Klar konnte man diese Art von Tee auch so trinken. Vielleicht lag es ja an den Tees das Bruce immer so ruhig war. Wer wusste das schon.

„Na gut. Ich muss dann auch mal wieder los. Machs gut bis zum nächsten Mal." sagte er und stand langsam auf.

„Ja, ich muss auch langsam wieder an die Arbeit. Richte Tony und Pepper schöne Grüße von mir aus." sagte ich.

„Mach ich. Bis bald." verabschiedete er und ging Richtung Tür.

„Bis bald." sagte ich noch schnell und schon verlies er den Laden.

Mal sehen wann sich der wieder blicken lässt.

Und schon wendete ich mich wieder meiner Arbeit zu. Dabei schweiften meine Gedanken immer wieder zu Bruce. Ob es wirklich so eine gute Idee war mich mit ihm zu treffen. Was wenn Jeff ihm wirklich etwas antun könnte? Ich wusste nicht wie ich das alles sehen sollte. Vielleicht sollte ich auch einfach mal abwarten wie die Dinge verlaufen.

Vielleicht hatte Jeff, wenn die 2 Wochen vorbei waren, eine Auszeit gehabt. Vielleicht war er jetzt ausgeglichener und ruhiger.

Ich wünsche mir so sehr das es so ist. Auch wenn ich weiß das der Charakter eines Menschen sich nicht innerhalb von 2 Wochen komplett verändern kann. Dafür saß es einfach zu Tief bei ihm drin.

When the Feelings play a RoleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt