✘ Er ist ein Blödmann!

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24. Mai 2015

» Maya

"Happy birthday to youhuuu dear Maya, happy birthday to you!" 

Ich weiß nicht, ob es nur mir so ging, oder ob auch andere darunter litten. Allerdings fand ich es schon immer unangenehm, wenn man mir ein Ständchen sang. Nie wusste ich was ich tun oder wie ich mich verhalten sollte. Dass meine Freunde nun mit einer riesigen Torte vor mir standen und ich quasi ein Ständchen von meiner Lieblingsband bekam, war zwar ein schöner Moment, dennoch trübte das Fehlen einer bestimmten Person das Bild. Ich lächelte und strich mir über den Bauch. Noch konnte man nichts sehen, wenn man es nicht wusste. Doch mir war die kleine Beule durchaus bewusst. Der Gedanke, dass ich fortan nicht mehr alleine war, war erschreckend aber auch irgendwie schön. Ich liebte Kinder - besonders Babys - und wollte irgendwann eine große Familie haben. Jedoch hatte ich nie damit gerechnet schon so früh damit anzufangen. 

"Alles Gute, Maya!" Grace riss mich aus meinen Gedanken und schloss mich fest in ihre Arme. Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie das Ständchen beendet wurde und sich alle auf mich stürzten um mir zu gratulieren. Eigentlich hatte ich nicht feiern wollen, aber offensichtlich schienen meine Freunde damit nicht einverstanden gewesen zu sein. Kurzerhand hatten sie eine kleine Party aufgestellt von der ich nichts wusste. Sicherlich hätte ich bemerken können, dass das Datum des angeblichen Mädelsabend auf meinen Geburtstag fiel, da ich aber meinen neuen Freundinnen gegenüber diesen nicht erwähnt hatte, hatte ich mir dabei auch nichts gedacht. Ein ruhiger Abend mit einer Lästerrunde, netten Filmen und Knabbereien klang in meinen Ohren himmlisch. 

Ich wurde von einem zum nächsten gereicht. Gedrückt und geherzt und kaum hatte Niall mich aus seinen Armen entlassen, wurde mir ein Päckchen in die Hand gedrückt. "Auspacken", forderte Harry mich grinsend auf. Ich nickte nur und setzte mich auf die Gartenbank. Wir hatten Glück. Das Wetter war herrlich. Die Sonne zeigte sich und wir konnten den Nachmittag im Garten verbringen, der mit unzähligen Luftballons und Girlanden geschmückt war. 

"Wir haben alle ein bisschen zusammen gelegt", gestand Grace und ließ sich von Harry in den Ar nehmen. Sie schmunzelte leicht und deutete mit einer Geste auf das Päckchen. "Jetzt pack schon aus", forderte sie mich auf. Ich nickte wieder nur leicht und zog vorsichtig die Schleife auf. Der Moment erinnerte mich an den Abend vor zwei Monaten, als ich Louis davon erzählte, dass ich schwanger war. Es war keine schöne Erinnerung. Er war aufgesprungen und verschwunden. Seitdem hatte ich nichts mehr von ihm gehört und ich traute mich auch nicht mich nach ihm zu erkundigen. Womöglich hatte er sich längst über mich hinweg getröstet und vergnügte sich mit einer anderen. Ich seufzte schwer und öffnete langsam das Geschenkpapier. 

"Jetzt mach schon!" Die ungeduldige Stimme von Emma drang an mein Ohr und ich musste leise lachen. Ich hob den Blick um zu sehen wie sie ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Kurz grinste ich sie an. "Wollen wir nicht erst ein Stück Kuchen essen?" Die Gesichtszüge entglitten ihr und sie schüttelte den Kopf nachdem sie sich gefangen hat. "Nein. Du packst erst aus." 

"Emma", schalt Liam sie sanft und zupfte an einer ihrer braunen Haarsträhnen. "Was denn? Ich möchte wissen, wie sie das Geschenk findet." Nun war es Liam, der leise lachte und ich wandte mit schmerzendem Herzen meinen Blick ab, weil so viel Glück zu sehen war nicht leicht zu ertragen. Ich atmete tief durch und öffnete mein Geschenk. 

Unter dem Geschenkpapier verbarg sich ein kleiner Karton, der mit zahlreichen Schnörkeln verziert war. Ich hob den Deckel und fand drinnen einen schlichten Umschlag. "Was ist das?", fragte ich neugierig und hob den Blick, traf allerdings auf nichtssagende Gesichter. Meine Freunde zuckten mit den Schultern, jedoch zogen sich ihre Mundwinkel nach oben. Mit spitzen Fingern nahm ich den Umschlag heraus und öffnete ihn um wenige Sekunden später einen Gutschein in der Hand zu halten. Ich überflog die Worte, die in einer geschwungenen Handschrift verkündeten, dass ich in den nächsten Monaten regelmäßig Besuche bei einem Masseur machen würde. 

"Dreh ihn um", forderte Emma auf und lehnte sich vor. Ich tat was sie mir riet und bekam große Augen als ich las was auf der Rückseite stand. 

"Ihr seid verrückt", stieß ich lachend hervor. "Nein, wir wollen nur das Beste für dich", warf Hayley ein.  Meine Freunde hatten mir neben einem Massagegutschein einen Kursus für einen Babymassagekurs geschenkt. Ich würde also lernen, wie ich mein Baby selbst durch eine Massage beruhigen konnte. "Danke", kam es von mir und ich legte das Papier vorsichtig zur Seite um es nicht zu knicken. Aber das war nur der Anfang. Denn auch wenn sie alle gemeinsam den Gutschein geschenkt hatten, so ließen sie es sich nicht nehmen weitere Geschenke für mich zu kaufen und jedes einzelne war mit großer Liebe ausgewählt worden. Ich war so gerührt, dass ich schon bald kaum noch etwas sagen konnte. 

Nachdem ich auch das letzte Geschenk ausgepackt hatte, verkündete Emma, dass es Zeit für den Kuchen war. Wir fanden uns alle am Gartentisch ein und nachdem ich die Torte angeschnitten hatte, verteilte ich besonders großzügig geschnittene Stücke. Gefrässiges Gemümmel ließ es zu, dass ich mir zwei Minuten nehmen konnte um den Blick über den Tisch schweifen zu lassen. Sie waren alle da, obwohl wir uns noch nicht allzu lange kannten und keinerlei Verbindung zueinander hatten. Louis, der als einziger gemeinsamer Nenner zählen konnte, entfiel, denn er hatte sich aus dem Staub gemacht. Aber dennoch waren sie hier. Die Mädchen unterstützten mich und ich wusste wirklich nicht, was ich ohne sie machen würde. 

Für die nächste Woche stand mein Umzug an. Ich wollte auf eigenen Füßen stehen. Es würde schwierig werden, aber ich brauchte mein eigenes Reich und ich wollte mein Baby nicht bei meiner Mutter und ihrem Freund großziehen. Nicht, dass ich sie nicht liebte, aber ich hatte das Gefühl es war Zeit auszubrechen. Sie hatten alle ihre Hilfe angeboten und auch wenn es chaotisch werden würde, so freute ich mich darauf. 

"Wisst ihr", ergriff Niall später das Wort. Wir hatten den Kuchen verputzt und uns um eine Feuerschale versammelt, in der ein großes Feuer flackerte und uns wärmte. Die Sonne versank langsam am Himmel und es wurde kalt. Decken und das Feuer verschafften uns allerdings genug Schutz gegen die aufsteigende Kälte. 

"Wisst ihr", wiederholte Niall sich und sah in die Runde. Sein Gesicht wurde von den Flammen in ein warmes Orange getaucht. Seine Augen glühten. "Er ist ein richtiger Blödmann." 

"Wer, du Held?", hakte Hayley nach und stieß ihn sanft an. "Wir können dir nicht in den Kopf gucken. Du musst schon sagen, wen du meinst", führte sie ihre Worte näher aus als Niall sie fragend ansah. "Oh, achso", kam es von ihm und er grinste seine Freundin an. 

"Na, Louis." 

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei der Erwähnung seines Namens. "Wieso?", erkundigte Liam. 

Niall zuckte mit den Schultern. "Weil er verpasst, wie hier etwas ganz großartiges passiert. Wenn ich jemand schwä-" Er zuckte zusammen als die flache Hand von Hayley ihn am Hinterkopf traf. "Wenn meine Freundin schwanger wäre, würde ich sie nie sitzen lassen und schon gar nicht dich, Maya", sagte er leise. "Aber du kannst dich darauf verlassen, dass wir immer für dich da sind", versicherte er mir. "Egal, wie dämlich sich Louis verhalten hat." 

Ich musste schwach lächeln und nickte schwach. Was sollte ich auch sagen? Mir fehlten die Worten und statt zu antworten sah ich in das Feuer. Er fehlte mir und ich wünschte mir so sehr, dass er jetzt hier war und wir es gemeinsam durchstehen könnten. Ich versuchte mich an den Gedanken, dass mein Baby ohne Vater aufwachsen würde, zu gewöhnen. Aber ein kleines Fünkchen Hoffnung glimmte nach wie vor in mir, dass Louis irgendwann zur Besinnung kommen würde.

Baby BluesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt