✘ Ein zweites erstes Date

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19. November 2015

» Maya

Das Leben mit einem Baby ist anstrengend. Aber unheimlich schön. Noah ist unglaublich niedlich und ich könnte ihn den ganzen Tag lang ansehen. Seine kleinen Händchen. Seine kleinen Füßchen. Die niedliche Nase. Alles an ihm ist klein und ich könnte ihn den ganzen Tag auf dem Arm halten. 

Leider sah Louis das genauso und manchmal war es ein regelrechter Kampf, wer sich um den kleinen Mann kümmern durfte. Er hatte sich irgendwie wieder in mein Leben geschlichen. Seitdem er im Krankenhaus aufgetaucht war, war er nicht mehr von meiner Seite gewichen. Er las mir - und Noah - jeden Wunsch von den Augen ab und er hatte sogar dafür gesorgt, dass ich zurück in meine alte Wohnung konnte. Auch, wenn ihm das nicht sonderlich gefallen hatte und er es lieber gesehen hätte, wenn ich zu ihm nach London gezogen wäre. 

Aber soweit waren wir noch nicht. 

Ich wusste nicht, wo wir standen und was wir waren. 

Freunde - wohl kaum. 

Ein Paar - noch weniger. 

Eltern. So konnte man es wohl bezeichnen, aber dann gab es diese Augenblicke, in denen wir uns ansahen und mir ganz anders wurde. Mein Herz flatterte und ich bekam eine Gänsehaut, wenn er mich berührte. Ob es ihm auch so erging, wusste ich nicht. Aber manchmal ertappte ich ihn dabei, wie er mich beobachtete oder anstarrte mit einem seltsamen Lächeln. Seine Augen strahlten, wenn er mich zum Lachen brachte. 

Vielleicht war es auch einfach nur das Hochgefühl der Vaterschaft, das ihn so strahlen ließ. Meine Freundinnen gegenüber hielt ich mich zurück, weil es mir unangenehm war. Immerhin konnte ich mich auch irren und seine Gesten fehlinterpretieren. 

Jedoch machte er immer wieder Andeutungen, die keine Fehlinterpretation zu ließ. Am vergangenen Abend beispielsweise hatte er mich ganz unverblümt gefragt, ob ich mit ihm essen gehen will. Perplex über diese Frage hatte ich ihm zugesagt und so hatte ich ihn heute noch gar nicht gesehen. 

Möglicherweise war ihm über Nacht die Erkenntnis gekommen, dass ich alleine mit dem Baby zurecht kam und er sein altes Leben wieder aufnehmen wollte. Niedergeschlagen, dass er mich wieder einmal einfach so sitzen gelassen hatte, hockte ich auf der Couch und starrte finster auf den Fernseher. 

Noah schlief und ich wollte ihn nicht wecken. Es war das erste Mal, das ich nicht das Bedürfnis verspürte ihn auf dem Arm zu halten. Ich war frustriert und sauer, dass ich wieder auf Louis hereingefallen war. 

Womöglich war er längst über alle Berge und konnte sich nicht mal mehr an den Namen seines Sohnes erinnern. Ich seufzte leise und starrte auf den Fernseher, jedoch nahm ich kaum wahr, was ich mir da überhaupt ansah. Eigentlich war es mir auch egal. Ich wollte nur hier sitzen und schmollen. 

Allerdings wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht, als die Tür aufflog und ein atemloser Louis im Raum stand. Ich war hochgefahren und musterte ihn überrumpelt. Im nächsten Moment ertönte aus dem Zimmer nebenan ein lautes Schreien. "Du hast ihn aufgeweckt." Der Vorwurf platzte aus mir heraus und ich erhob mich um mich um mein Baby zu kümmern. 

Mit Noah auf dem Arm, der sich beruhigt hatte und langsam wieder wegdämmerte, kam ich zurück ins Wohnzimmer, wo Louis mit einer zerknirschten Miene auf mich wartete. "Sorry", entwich es ihm. Ich schnaubte nur und setzte mich wieder auf die Couch. 

Louis musterte mich und ich schaffte es für zwei Minuten sein Starren zu ignorieren. "Was?", entwich es mir genervt. 

"Was hältst du davon, wenn wir Noah heute Abend zu seinem Patenonkel bringen und ausgehen?" 

Baby BluesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt