✘ Wo Babies herkommen

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13. September 2015

» Maya

Warum musste ich nur immer so ein Pech haben? 

"Hoffentlich trifft es dich irgendwann einmal besser", murmelte ich leise und strich mir über den Bauch. Das kleine Wesen darin stupste mich leicht an, was mich zum Lächeln brachte. Der kleine Mann, der in mir heranwuchs, war mein größtes Glück und schon jetzt wusste ich, dass ich für ihn alles tun würde. Er war der Lichtblick in meinem sonst ziemlich katastrophalen Leben. 

Nach einem Wasserrohrbruch in meiner neuen Wohnung, lebte ich wieder bei meiner Mutter. Es war sehr beengt und ich hatte mich zu sehr an meine Freiheit gewöhnt, dass ich mich nicht wieder unter ihre Fittiche begeben wollte. 

Meine Mutter war es auch gewesen, die mir seit Tagen in den Ohren lag, dass ich die Reise nach London nicht wagen sollte, wo ich kurz vor der Geburt stand. Mir waren meine Freunde allerdings wichtig und ich wollte unbedingt auf der Feier von Hayleys  Geburtstag dabei sein. Es wäre zudem wohl die letzte Party, bevor ich eine richtige Mummy sein würde. Mein Knirpsi würde das sicherlich verstehen und mir verzeihen, wenn ich noch einmal die Strapazen der Reise auf mich nehmen würde. Bislang war die Schwangerschaft absolut problemlos verlaufen, deshalb machte ich mir auch keine Gedanken die Reise anzutreten. 

Mit Harry und Grace war ich als von Österreich hoch nach London gefahren. Ich bin also nicht alleine unterwegs gewesen und Grace als fanatische Anhängerin sämtlicher Ärzteserien hätte mir in einem Notfall bestimmt zur Seite stehen können. Also kein Grund zur Panik. 

Es ging mir gut. Bis zu dem Punkt als Louis aufgetaucht ist. Die Stimmung sank rapide bergab. Nicht nur mir verging die Lust auch den anderen war anzusehen, dass sie alles andere als erfreut waren. Besonders Harry schien wenig begeistert zu sein. Grace hockte sich sogleich an meine Seite und auch Emma und Hayley rückten näher heran als würden sie einen Schutzpanzer um mich herum bilden. 

Ich senkte den Blick auf den Teller, den ich auf meinen Beinen balancierte, und betrachtete ausgiebig das Stück Torte. Langsam schloss ich meine Augen und lauschte auf die Stimmen um mich herum. Dabei filterte sich besonders die von Louis kristallklar heraus. Ich seufzte leise, öffnete meine Augen wieder und stieß meine Gabel in das Stück Schokotorte. Zwar war mir der Appetit vergangen, aber ich wollte es auch nicht stehen lassen. 

"Wir können gehen", flüsterte Grace leise, aber ich schüttelte den Kopf und wandte mich ihr zu. "Nein. Das ist schon in Ordnung", versicherte ich ihr. Schließlich konnte ich nicht dauerhaft zwischen den Freunden stehen und sie zwingen sich zwischen mir und Louis zu entscheiden. 

Grace musterte mich einen Moment forschend, ehe sie nur schwach nickte. "Aber wenn du gehen willst, sagst du Bescheid", bat sie und ich nickte mit einem schwachen Lächeln. In diesem Fall war ihr wohl auch bewusst, dass ich nichts sagen würde, egal wie schrecklich ich es finden würde. 

Mit Argusaugen beobachteten meine Freundinnen Louis, wie er sich zuerst mit Niall unterhielt. Allerdings schienen sich beide nicht entspannt miteinander unterhalten zu können. Niall schien nicht erpicht darauf zu sein und warf immer wieder einen Blick zu Hayley. Es kam mir fast so vor als wäre zwischen ihnen etwas vorgefallen. Ich runzelte die Stirn, konnte mich jedoch nicht länger mit dem Gedanken befassen, weil Emma die Aufmerksamkeit auf sich zog. 

"... aufgeregt, Maya?" 

Fragend sah ich sie an, da ich nur das Ende ihrer Frage mitbekommen hatte. Sie lächelte schwach und deutete auf meinen runden Bauch. 

"Oh", kam es wenig geistreich von mir und ich legte die Hand flach auf den Bauch. "Schon. Ein wenig", gestand ich. "Ich habe ein wenig Angst, dass etwas schief geht." 

Sie nickte nur. "Es wird bestimmt alles gut gehen. Bis jetzt hattest du ja auch keine Probleme und dem Baby geht es gut. Was sollte also schief gehen?" 

Ich zuckte mit den Schultern. Emma war eine grenzenlose Optimistin und ich konnte fast nicht anders als ihr Lächeln zu erwidern. Womöglich hatte sie recht, aber dennoch hatte ich eine Heidenangst vor der Geburt und den Schmerzen. 

Diese Gedanken nahmen mir nun gänzlich den Appetit und ich stellte den Teller auf den Tisch. Umständlich erhob ich mich vom Tisch und stützte meine Hand in die Hüfte. "Ich würde gerne ein bisschen raus", sagte sie und deutete auf die Terrasse, die Nialls Haus umgab. "Allein", fügte ich hinzu als sich meine Freundinnen fast zeitgleich erhoben und in ihrer Bewegung inne hielten. Ratlosigkeit und Irritation spiegelte sich in ihren Blicken. "Ich brauche nur einen Moment für mich", versprach ich ihnen. "Bin gleich wieder da." 

Ich schlängelte mich zwischen den Gästen hindurch, denn nicht nur wir waren eingeladen, sondern noch einige von Nialls Freunden und sogar seine Familie war anwesend. Es war laut, aber auch sehr gesellig. Die Stimmung war gut und es wurde viel gelacht. Die Heiterkeit war quasi greifbar. 

Selbst als ich draußen stand, konnte ich die Stimmen noch gedämpft hören und auch das Lachen drang weiterhin an mein Ohr. Tief atmete ich durch und lehnte mich mit dem Rücken an die Hauswand. Mit geschlossenen Augen stand ich da und genoss die frische Luft und die Ruhe, die mich umgab. 

"Mama hat desagt, da ist ein Baby drin." 

Eine Stimme holte mich aus meinen Gedanken zurück. Ich öffnete meine Augen. Vor mir stand Theo, Nialls Neffe. Schmunzelnd nickte ich und legte meine Hand auf den Bauch. "Das stimmt", meinte ich sanft. 

"Hast du das dedessen?" Ich lachte leise bei seiner Frage und schüttelte den Kopf. "Und wie tommt das da rein?", fragte er weiter und betrachtete mich skeptisch. 

Ich musterte ihn, aber bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, mischte sich eine Stimme ein. "Maya und ich haben ganz doll gekuschelt und so ist das Baby in ihren Bauch gekommen, wo es jetzt solange ist, bis es da nicht mehr genug essen kann." 

"Und dann?" 

"Dann tommt es raus." 

Ich schluckte und wandte meinen Kopf zur Seite. Da stand er. Mit der Schulter lässig an die Hauswand gelehnt. Zwischen den Fingern eine Zigarette, die er jedoch noch nicht angezündet hatte. Ich verengte meine Augen ein wenig und er schien es bemerkte zu haben, denn sofort legte er den Glimmstängel an die Seite. 

"Oh", kam es von Theo und riss damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "So dick wie dein Bauch ist muss es bald nichts mehr zu essen haben", stellte er fest, woraufhin ich nickte. "Genau. Bald kommt es auf die Welt." 

"Und wie?" 

Ich presste die Lippen aufeinander und sah hilfesuchend zu Louis, der nur grinste. "Das kann dir dein Onkel Niall erklären", merkte er an. "Frag ihn doch mal, bevor du uns weiter Löcher in den Bauch fragst." 

Er musterte erst Louis und dann mich. Sein Blick lag auf meinem Bauch und ich konnte förmlich zu sehen wie die Rädchen in seinem Kopf ratterten. "Ich deh su Ontel Iall", verkündete er plötzlich und flitzte davon. 

Zurück blieben Louis und ich. Unsicher was ich tun sollte, strich ich mir das Haar zurück und starrte in den Garten. Ich konnte... ich wollte ihn nicht ansehen. 

"Es tut mir leid." 

Es waren keine fünf Minuten vergangen als seine Stimme meinen Versuch ihn zu ignorieren zunichte machten. Ich drehte mich zu ihm. "Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Es war unfair." Er musterte mich und ich konnte nur nicken. 

"Ich habe nicht nachgedacht und war vollkommen überfordert. Wahrscheinlich bist du immer noch wütend und ich kann es nachvollziehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Aber falls du jemals etwas brauchen solltest... du oder das  Baby... dann melde dich. Ich werde da sein." 

Damit stieß er sich von der Mauer ab und verschwand wieder nach drinnen. Etwas perplex blieb ich stehen und sah ihm hinterher. Wie ich seine Worte einordnen sollte, war mir schleierhaft. Viel Zeit um es zu verarbeiten blieb mir nicht, denn schon tauchte Harry auf. "Was wollte Louis?" 

"Nichts." 

Und doch hatten mir seine Worte einen kleinen Funken Hoffnung gegeben, dass es wieder gut werden können.

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