16. Juni 2015
» Louis
Was ist das Schlimmste, was einem Single-Mann passieren kann?
Richtig. Ein Männerabend mit vier verknallten Riesenbabys, die nichts anderes zu tun hatten als über die Vorzüge ihrer Freundinnen zu reden. Und ich dachte, dass nur Frauen sowas tun. Aber weit gefehlt. Ich hatte Lottie über ihren Freund schwärmen hören und glaubt mir, sie war vollkommen harmlos zu dem, was sich mir gerade bot.
Harry und Liam schwärmen davon, wie toll es doch war ihre Freundinnen dabei zu beobachten, wie sie in einem Buch verschwanden. Gähn, wie langweilig!
Niall fuhr immer wieder dazwischen und verschaffte sich Gehör, in dem er erzählte, wie toll es doch war, dass er mit Hayley kicken konnte und wie "cool" es war, dass sie danach mit ihm ein Bier zischte. Ja, das war schon cool, aber klang fast so als wäre er mit seinem besten Kumpel in einer Beziehung. Etwas, was ich niemals haben möchte. Schließlich würdest du bei einer Trennung nicht nur deine Perle, sondern auch deinen besten Kumpel verlieren. Aber Hayley war schon eine geile Braut, auch wenn sie mir ständig auf die Nerven geht.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte finster vor mich hin. Vielleicht sollte ich einfach ein Mädchen erfinden um mitmachen zu können. Als ich mir gerade meine perfekte Traumfreundin zurecht gelegt hatte, den Mund öffnete um anzufangen über sie zu schwärmen, warf Harry plötzlich einen Namen in den Raum, der mich erstarrten ließ.
"Habt ihr die neuen Bilder von Maya gesehen?"
Ich spannte mich an, schloss die Augen und stellte mich innerlich darauf ein in wenigen Minuten als der Volldepp hingestellt zu werden. Das war in den letzten Monaten zu einer Art grausamen Ritual geworden. Immer, wenn ich mich mit den Jungs traf, kam irgendwann der Moment in dem der Name meiner Freu-, na ja Freundin war sie wohl kaum noch, Ex-Freundin fiel und als wäre dies ein Codewort fingen alle an auf mir herumzuhacken.
"Louis, du kannst sie nicht sitzen lassen!"
"Was fällt dir ein? Er reinstecken und dann einziehen. Du bist echt ein Arsch."
"Ganz schön feige von dir."
"Also ich an Mayas Stelle hätte dich längst kastriert."
Und das waren noch die netten Ausdrücke, die man mir um die Ohren haute.
Tief atmete ich ein und wappnete mich für den kommenden Shitstorm. Alle bejahten die Aussage, erzählten was es bei ihr Neues gab.
3... 2... 1...
"Du bist echt bescheuert, Louis" Schon ging es los. Liam machte diesmal den Anfang. Ich öffnete meine Augen und musterte ihn gelangweilt. "Ja. Ich weiß. Bescheuert. Ein Idiot. Gehirnamputiert. Könnt ihr euch mal was Neues einfallen lassen? Langsam wird es langweilig", bemerkte ich trocken und verzog mein Gesicht.
"Ich habe keine Ahnung, was bei dir verkehrt geht. Aber du solltest dringend was an deiner Einstellung ändern." Harry stellte seine Bierflasche zur Seite. "Ansonsten wirst du demnächst alleine hier hocken."
Ich zog meine Augenbrauen hoch. "Willst du damit sagen, dass du dich auf ihre Seite schlägst?" Sein Schulterzucken war Antwort genug für mich. "Na super! Jetzt klaut dieses Weib mir auch noch meine Freunde", murrte ich leise vor mich hin. Jedoch nicht leise genug. Niall fing die Worte auf.
"Dir hat man doch echt was im Hirn verdreht. Du vergraulst deine Freunde gerade ganz gut selbst", merkte er an und erhob sich. Ich kniff meine Augen leicht zusammen. "Tu ich das?"
"Ja, weil du dich aufführst wie ein Volldepp. Du kannst einfach dazu stehen, dass du Mist gebaut hast. Werd endlich erwachsen, Louis."
Boom! Das hatte gesessen, denn genau das war ein wunder Punkt. Ich wollte nicht erwachsen werden. Niemals wollte ich ein gefühlskalter Klotz werden und nur noch für die Arbeit leben. Ich wollte jede Sekunde genießen und das tun was ich wollte. Schon klar, das war eine ziemlich engstirnige Vorstellung. Aber mir war meine Freiheit wichtig und die wurde durch den Zellhaufen ernsthaft in Gefahr gebracht.
Ich schnaubte auf. Verschränkte die Arme vor der Brust und ließ mich nach hinten in die Couch fallen.
"Was soll das? Warum bin ich eigentlich der Buhmann? Maya hätte genauso gut daran denken können zu verhüten. Man... habt ihr überhaupt eine Ahnung, was das für mich bedeutet? Sobald die Presse das spitzt kriegt, sind die Schlagzeilen vorprogrammiert. Ich kann mir meinen Ru-"
"Stopp!" Liam fuhr mir dazwischen. "Hast du einen Moment an Maya gedacht? Glaubst du, dass es für sie einfacher ist? Sie geht noch zur Schule und soll sich um ein Kind kümmern, dessen Vater feige den Schwanz einzieht. Was ich aber die ganze Zeit höre ist: Ich, ich, ich. Du bist so verdammt egoistisch. Niall hat Recht. Werd erwachsen! Wenn nicht für dich, dann für dein Kind!"
Er erhob sich und klopfte sich die Hose ab. "Ich muss gehen. Emma wartet." Er wandte sich demonstrativ von mir ab und verabschiedete sich von den anderen beiden, die sich jedoch ebenfalls erhoben. "Wir kommen mit."
Innerhalb kürzester Zeit hatte Liam es geschafft die Party zu sprengen. Scheinbar unbeteiligt verfolgte ich, wie sie sich verabschiedeten und aus meinem Haus verschwanden. Allein blieb ich zurück und seufzte leise. Die Tür fiel ins Schloss und ich blieb alleine.
Was für ein Mist! Wer solche Freunde hatte, brauchte definitiv keine Feinde mehr. Sie hatten sich total auf Mayas Seite geschlagen und ich wette, dass ihre verdammten Freundinnen daran Schuld waren. Gott, wer hatte ihnen ihre Eier abgenommen?
Ich griff nach meiner Bierflasche und trank einen langen Zug daraus.
Die Stille war erdrückend und sie sorgte dafür, dass sich die Rädchen in meinem Kopf anfingen zu drehen. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr wisst, dass ihr etwas Falsches getan habt, aber zu stolz seid um es einzusehen? Stolz war ich definitiv und ebenso uneinsichtig. Meine Sturheit kam hinzu und perfekt war der Dickkopf.
Ich schnaubte auf, erhob mich von der Couch und verschwand in mein Schlafzimmer. Schlaf war gut. Im Schlaf konnte ich nicht nachdenken. Allerdings träumte ich in dieser Nacht von lauter Babys. Nicht gerade förderlich für mein schlechtes Gewissen, dass mich am nächsten Tag mit voller Breitseite traf.
Ich hatte echt Mist gebaut!
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Baby Blues
FanfictionZwei kleine Streifen veränderten das Leben von Maya von grundauf. Ohne Mann, aber mit neuen Freunden sieht sie sich ihrem größten Abenteuer gegenüber. Entstanden ist diese Geschichte als Wichtelgeschenk für die liebe Michelle, daher wird es hier f...