Vier.

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Ich hätte stundenlang einfach nur da sitzen können, aber es waren höchstens drei Minuten, die ich heulend in Patricks Armen saß.
Ich wischte über meine Augen und biss auf meine Lippe, mit dem Glauben dadurch den Schmerz unterdrücken zu können.
„Es wird mit der Zeit besser",sagte er und wischte sich selbst ein paar Tränen weg. „Sag das nicht."

Ich hasste diesen Satz so unendlich. Bisher hatte die Zeit alles nur schlimmer gemacht. Sie heilt keine Wunden, sie reißt sie immer wieder auf, wenn man dabei ist sie zu vergessen.

Die Vergangenheit ist nie vergangen, wenn sie  gegenwärtig in der Gegenwart ist.

„Weißt du noch als Felix sich so sorgen gemacht hat, dass die Narbe, die Taddl ihm verpasst hatte, sein ganzes Gesicht ruiniert?"

Die leicht rot schimmernde Narbe zog sich quer durch seine rechte Gesichtshälfte. Sie war nicht sehr auffällig  und er sah auch nicht entstellt aus, das wäre wahrscheinlich nicht einmal möglich.

Ich nickte stumm. Ich erinnerte mich an alles.
„Man hat sie am Ende nichtmal mehr gesehen",Patrick schmunzelte, doch ich konnte nicht.
Mein einziger Gedanke war; er lacht nicht. Er kann nicht mehr lachen, wieso sollte ich es dann tun?
„Rewi du musst damit leben können."
„Ich will damit aber nicht leben."
„Basti du-"
„Ich wollte früher nicht leben, ich wollte nicht leben als Felix da war und ich will ganz sicher nicht leben wenn er es nicht tut!"
Ich stand mittlerweile vor Patrick, der mich einfach nur mitleidig ansah. Ich wollte ihn anschreien.
Mir tat alles weh und am meisten mein Herz. Mein verdammtes Herz.

Und wieder waren da nur Tränen die aus meinen Augen strömten. Nichts als nutzlose tränen. Ich wollte mich selbst schlagen. Ich war so dumm, so egoistisch und so unglaublich blind.

Ich kniff meine Augen zu und ließ mich auf den Boden sinken.
Ich wollte raus.
Raus aus diesem Zimmer, weg von dieser Station.
Raus aus der Psychiatrie, weg von Patrick und den anderen.
Ich wollte raus aus meiner Haut, weg von diesem unerträglichen Schmerz.

„Basti ich weiß nicht was ich machen soll."
„Wenn ich dir irgendwie helfen kann-"
„Bitte lass mich einfach allein",murmelte ich.
„Rewi."
„Bitte Patrick!"

Mein Herz sank noch ein Stück tiefer als die Tür zu fiel, während ich mich eigentlich nur nach Nähe sehnte.
Ich wollte alleine sein und den Schmerz mich zerfressen lassen. Gleichzeitig wollte ich einfach nur umarmt werden und hören dass alles wieder gut wird.

let me forget | Psychiatrie IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt