Kontrollverlust

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Da musste ich jetzt durch.

Mit einem leicht wankenden Gang machte ich mich auf den Weg zu Smudo. Ich verzog mein Gesicht. Das mulmige Gefühl im Bauch hielt immer noch an. Immer wieder schoss mir das Bild durch den Kopf, und immer und immer wieder versetzte es mir einen Stich in mein Herz.

Ich schluckte.

Durchhalten Michi! In ein paar Minuten hast du es hinter dir, und dann kannst du diesen Mistkerl wieder ignorieren. Aber... eigentlich wollte ich das gar nicht. Ich wollte ihn nicht ignorieren. Mein Herz wollte es nicht. Doch mein Verstand sagte mir, dass es das Richtige wäre.

Verdammt.

Ich atmete noch einmal tief durch und klopfte entschlossen an der Tür.
Stille.

Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und hob schon meine Faust um nocheinmal zu klopfen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde, und ein trauriger Smudo vor mir stand. Wie bereits heute morgen, erschrack ich bei seinem Aussehen.

Seine ozeanblauen Augen waren von einem matten Schimmer umnebelt und seine Augenringe traten deutlich hervor. Seine Klamotten hatte er inzischen wohl gewechselt und geuscht hatte er wohl ebenfalls.

Der Duft von Nivea Shampoo vermischt mit Smudos Duft kam an meine Nase.

Erneut sah ich ihn an und wartete auf irgeneine Reaktion von Smu. Doch es kam keine. Er starrte mich einfach nur mit großen Augen an. Teddy Bär Augen. Traurige Teddy Bär Augen.

Reiß dich zusammen, Beck. Jetzt nicht aufgeben.

,, Smudo...", flüsterte ich leise und sah ihn fragend an. Meine Stimme klang extrem rau. Wahrscheinlich von dem Alkohol.

Smudos Augen weiteten sich noch mehr, doch er sagte aber immernoch nichts. Ich sah wie ihm der Mund leicht runterklappte, war aber unfähig noch etwas weiteres zu sagen.

Etwas unsicher sah ich ihn an. Aus irgendeinem Grund, kamen Selbstzweifel bei mir zum Vorschein. Warum antwortete er bloß nicht?

Nach einer kurzen Pause, schien endlich wieder Leben in seinen Körper zu sein, denn ohne ein Wort zu sagen trat er zur Seite und ließ mich eintreten. Zögernd trat ich ein und sah mich um. In einer Ecke endeckte ich meine graue Reisetasche. Ich begann innerlich zu lächeln. Er hatte sie mitgenommen.

Ich drehte mich um und wollte gerade etwas sagen, als sich plötzlich 2 Arme um meinen Körper schlossen und mich festhielten. Ich inhallierte den Duft dieser Person.

Smudo.

Ein leises Wimmern drang an meine Ohren und ich spürte wie Smudo seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergrub. Ein Ziehen machte sich in meiner Brust breit.

Am liebsten hätte ich die Umarmung erwiedert. Ich wollte es auch. Mein Herz wollte es. Es schrie fast danach. Aber mein Körper tat es nicht. Er versteifte sich nur noch mehr und wartete krampfhaft darauf, dass die Umarmung endete.

Doch ich wollte es nicht. Diese Umarmung sollte nicht enden! Verzweiflung stieg in mir hoch. Doch ehe ich es mir anders überlegen konnte schien Smudo zu bemerken, dass ich die Umarmung nicht erwiederte und löste sich langsam. Schnell trat ich einen Schritt zurück, und ließ Smudo weinend vor mir stehen.

Ich spürte, wie Mitleid in mir aufstieg, der Drang ihn zu Umarmen und nie mehr los zu lassen war so groß, doch dann geriet das Bild wieder in mein Gedächtnis.

Ich schluckte und sah zur Seite. Ich konnte ihn nicht ansehen.

Ich hörte, wie Smudo leise weinte, doch ich beachtete ihn nicht.

Ich wollte ihn eigentlich überhaupt nicht mehr sehen.

,, M-m-michi...?", hörte ich ihn plötzlich wimmern, und plötzlich war es wieder extrem schwer, ihn nicht in die Arme zu fallen.

Ich versuchte angestrengt die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

,, M-m-michi...", fragte er erneut und ich spürte, wie auch ihm die Tränen über die Wangen flossen.

Ich schluckte.

Ich konnte das hier nicht. Es.. es ging einfach nicht. Nicht jetzt nicht hier. Ich sah mich um. Ich musste hier raus. Sofort.

,, Es tut mir leid", murmelte ich und versuchte schnutstracks an Smudo vorbei zu kommen. Mein Ziel war die Tür.

Doch plötzlich spürte ich, wie mich jemand am Arm packte und mich herum wirbelte.

Ich schloss die Augen.

Warmer Atmen streifte meine Wange.

Langsam öffnete ich meine Augen und sah genau in die von Smudo. Mein Atmen stockte und mein Herz begann aufeinmal wie wild zu schlagen. Ich versuchte meinen Atmen und mein Herz zu kontrollieren, doch es ging nicht. Dafür stand er zu nah vor mir.

Die blauen Augen fesselten mich und ich spürte, wie seine Hand, die vorher auf meinem Arm lag, langsam nach unten wanderte und sich um meine Hand schloss.

Ich schluckte.

Verdammte scheisse.

Atmen Beck! Atmen!

Ich versuchte irgendetwas von mir zu geben. Irgendetwas. Einen Ton oder vielleicht sogar einen Satz, doch nicht funktionierte.

Auch Smudo zeigte sonst keine Regung. Er starrte mich nur mit seinen blauen Augen an, und hielt meine Hand.

Ich spürte, wie mein Atmen immer schneller und schneller wurde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 08, 2017 ⏰

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