Kapitel 5.

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Sesshomaru sicht:

Sesshomaru sprang mit voller Kraft nach oben, bevor wieder seine Peitsche aus den Fingern fuhr und seinen Gegner am Schädel traf. Das Ungetüm kreischte laut auf und die schützende Erdige Schicht bröckelte langsam ab. Die Knochen traten aus seiner Schulter hervor und schwarzes Blut tropfte in großen Mengen aus seinem Kopf ' Das war zu einfach. Irgendwas stimmt da nicht. ' Ungewiss landete der Weißhaarige am Boden und starrte hinauf. Während er sich mit schnellen Schritten auf den Unbekannten nährte, aktivierte er seine Giftigen Klauen. Das Ungetüm schlug nach Sesshomaru, doch der wich geschickt mit einem Sprung aus, drehte sich kurz in der Luft, um dann ihm seine Klauen in den Schädel zu rammen. Das Monster brüllte qualvoll auf und hielt sich schmerzend den Kopf, bevor sein Körper kraftlos auf den Boden krachte. "Lord SESSHOMARU! Ihr habt es geschafft!", schrie Jaken. " Ich glaube nicht. Das war zu einfach. " " Ist doch gut. " " So würde ich die Situation nicht einschätzen. " Er drehte sich um und blickte zu der verletzten Yoru. An ihrem Mund klebte Blut. Vorsichtig schritt er auf sie zu. Plötzlich hörte er ein Surren hinter sich. Sofort wirbelte er herum und konnte noch mit einem schnellen Blick die blau leuchtende Kugel aus Licht erkennen. Doch diese bohrte sich direkt durch die Kleidung in seine Brust. Ein schmerzhafter Schock durch fuhr seinen Körper. Bilder, Erinnerungen...traurige, starke Momente..Seine Emotionen ergriffen Kontrolle über seinen Körper und er stürmte zu Yoru. Besorgt kniete er sich zu ihr und streichelte ihre Wange. ' Sesshomaru was machst du da? Ich kann meinen Körper nicht kontrollieren. Meine Brust...sie schmerzt...' Mit pochenden Herzen blickte er in ihre leeren Augen. ' Was ist das? Was ist das für ein Gefühl? Ich habe doch nie meine Emotionen Kontrolle über meine Handlungen gegeben. Warum jetzt? Und am wichtigsten: Was ist das für eine Emotion, das sie so stark ist, dass ich nichts tun kann. Ist das überhaupt eine Emotion oder bewegt etwas anderes meine Glieder?' Er wischte ihr das Blut aus ihren Gesicht und ließ sie nicht aus seinem Blickfeld. Er setzte zwei Finger an den Hals, um ihren Puls zu prüfen. Eben war er noch normal gewesen, doch er stieg unglaublich schnell an. " Bist du verletzt? " ' Wenigstens habe ich meine Zunge einiger Maßen im Griff. ' Mit geröteten Gesicht nickte sie unsicher. " Wo?" " Es...es...ist k-keine wirkliche Verletzung..." So ein Stottern hatte er nicht aus ihrem lauten Mundwerk erwartet. Sie zeigte auf ihren Arm. Ihr Schultergelenk war ausgekugelt ' Sie muss wohl mit der Schulter an den Stein aufgekommen sein. Moment! Was mache ich da? He, ich habe immer noch einen Willen und auf den muss mein Körper hören. Warum tut er es also nicht?' Sanft zog er den Mantel von der Schulter, sodass nur dieser Teil ihres Körpers zu sehen war. Er legte vorsichtig seine Hände auf ihre Haut. ' So eine zarte Haut...so zart und doch...so eine willkürliche Zunge...' Mit leichtem Druck richtete er ihre Schulter wieder richtig. Ihr entwich ein leises Schnauben. " Danke", keuchte sie. Er konnte nichts darauf erwidern. Der Schmerz in seiner Brust wurde größer. Seine Gedanken wirbelten umher und machten es ihm unmöglich, klar zu denken. Woher kam diese leuchtende Kugel und was hatte diese mit ihm gemacht? " Sesshomaru - sama? " Rin lief zu ihm. " Yoru - san? Was ist mit euch?" Er wollte mit seiner Letzten Kraft aufstehen. Tatsächlich gehorchten ihm seine Beine. Jedoch brachen sie unter seinem Gewicht zusammen und sein Blick geriet in die Dunkelheit.

Yoru Sicht:

Was ist mit ihm los? So komisch hatte er sich bisher noch nicht verhalten. ' Sie fasste sich an den Hals. An die Stelle, wo der Dämon ihren Puls gemessen hatte. Ihr Herz hatte laut geschlagen, als sie gemerkt hatte, wie seine Finger ihre Adern berührten. Seine Stimme hatte so besorgt geklungen. Irgendwas war anders. Neben ihr schmiegte sich Yoko an ihre Schulter. Der Hund hatte sich zum Glück nur ein paar Prellungen geholt, die ihm anscheinend nicht sehr viel ausmachten. Sie kraulte ihm den Hals. Sie konnte es immer noch nicht fassen, wie Sesshomaru sich um sie gekümmert hatte. Wie sanft er ihr die Schulter wieder eingerenkt hatte...wie er ihr das Blut weggewischt hatte, als wäre es das normalste der Welt. " Yoru! ", schrie Jaken. " Wir brauchen ein paar Binden. Dürfte ich um Euren Ärmel bitten, um sie für Sesshomaru zu benutzen? Also Ihr wisst schon was ich meine..." Sie nickte stumm. Ihr wurde der unsanft der Stoff ihres Mantels gerissen. Sie hörte, wie Wasser plätscherte und der Stoff ausgedrückt wurde. Die Blinde fasste das Geschirr ihres Hundes, der sie zu dem bewusstlosen Dämon führte. Sie kniete still vor dem Dämon. Mit einem tiefen Atemzug roch sie seinen süßlichen Duft. " Was ist mit ihm? ", fragte sie ruhig. " Das weiß ich nicht. Aber eins ist sicher: Er zeigt zu Euch und Rin mehr Zuneigung, als zu mir in den ganzen Jahren, die ich ihn begleite. " " Ich würde mit einem Frosch auch keine Beziehung anfangen. " " Ihr wisst genau wie ich das gemeint habe. Er hat sich um Euch gekümmert und gesorgt. Das ist bei ihm ungesund. Sehr ungesund. " Sie tastete nach seiner Schulter. " Wie lange wird er ungefähr bewusstlos bleiben? " " Das kann niemand sagen. Kommt, ihr beiden. Ich habe eine gemütliche Lichtung gefunden. Auf der können wir die Nacht verbringen. " Ah-Uhn schnaufte sanftmütig und zog ihr den Dämon unter ihren Händen weg. Sie stand auf und ließ sich von Yoko auf die Lichtung führen." Kommt, Yoru-san! Unser Lager ist fertig", schrie das Mädchen " Ist es nicht riskant auf einer offenen Lichtung zu schlafen?" " Es ist sicher solange Sesshomaru- sama bei uns ist." ' Er ist bewusstlos! Wie soll er uns da helfen? Aber gut! Ich habe hier eh schon meine Orientierung verloren. Ich werde ich wohl glauben müssen. ' " Ich habe euch ein paar Beeren besorgt", erzählte Jaken stolz. Die Jugendliche setzte sich hin. Nachdem ihr eine Schüssel auf den Schoß gelegt wurde, fasste sie hinein und zog entsetzt ihre Hand zurück. " Na ja. Um ehrlich zu sein sind es die Beeren von heute früh", gestand er verlegen. " Sie sind aber zerstampft. " Unsicher nahm sie die Schüssel und führte sie zum Mund. Sie hatte sowieso keinen großen Hunger, daher gab sie sich mit der Beeren-Suppe zufrieden. " Jaken-sama. Es dämmert bereits. " " Es dämmert nicht nur, es ist schon halb dunkel, Rin. Ich lege mich jetzt schlafen." Die Blinde seufzte und legte sich auf den Boden. Da Es ziemlich unbequem war, bettete sie ihren Kopf auf ihre Hände. Eine Zeit lang lag sie noch wach da. Schließlich wiegte der sanfte Schleier des Schlafes sie in die Dunkelheit. 

Yoru hörte jemanden schreien. Die Stimme musste zu einer Frau gehören. Eiskalter Wind kam ihr entgegen. Wieder ein Schrei. Dann ein Ruf. " Sei vorsichtig!" Die Frauenstimme antwortete nicht mehr. " Du...du hast sie...NEIN! " Sie spürte wie jemand hinter ihr ihre Schultern packte und sie herum drehte. " Verschwinde!", befahl eine bekannte Stimme energisch. ' Die Stimme kenne ich doch! Sesshomaru? ' " Was willst du hier?", schrie sie. Die Gestalt hinter ihr lachte, bevor ein weiterer Schrei ertönte. " Was ist hier los?" Ihre Haut kribbelte. Plötzlich merkte sie wie sich Stahl durch ihren Körper drang. " YORU!

" He, Menschenbrut!" Erschrocken riss sie die Augen auf. " Sesshomaru? Bist du das?" Er schnaubte. " Zweifelst du an meiner Existenz?" Sie schüttelte unsicher den Kopf. " Seit wann bist du wach? ", fragte sie ihn verwundert. " Noch nicht lange", antwortete er sanft. " Alles in Ordnung bei dir? " " Natürlich. Wieso fragst du?" " Na ja, du hast im Schlaf meinen Namen geflüstert. Und das mehrere Male. " Beschämt drehte sie sich weg. " Komm zu mir. " "Ich bin doch da." Er seufzte ungeduldig und griff unter ihre Arme, um sie aufzusetzen. " So meine ich das!" Er zupfte an dem Kragen ihres Mantel. " Du brauchst neue Klamotten! " " Gefallen sie dir nicht?" " An deinem Kragen klebt getrocknetes Blut..." Sie schüttelte sich. Der Traum verfolgte sie immer noch. Hatte wirklich der Dämon sie gerufen? " Also hast du doch schlecht geträumt." Er knurrte leise. " Musstest du mich anlügen? " " Ich habe dich nicht angelogen. Wie kommst du darauf?" Enttäuscht strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. " Hatten wir uns nicht darauf geeinigt uns gegenseitig zu vertrauen?" " Du wolltest, dass ICH DIR vertraue. " " Warum tust du es dann nicht?" Gereizt packte er ihren Arm und drehte sie in seine Richtung. " Ich rieche doch deine Unsicherheit. Entweder du erzählst mir von deinem Traum oder du musst dich wieder hinlegen!" ' Eigentlich würde ich lieber Option zwei nehmen. Ich glaube aber, dass er es nicht ertragen kann, wenn ich ihm etwas vorenthalte. ' " Erzähle du mir erst was vorhin mit der dir los war! Du hast dich um mich gesorgt..." Der Dämon ließ sie los und rückte näher zu ihr. " Das weiß ich nicht so genau. Ich konnte meinen Körper nicht kontrollieren..." " Schreie..." " Bitte?" " Ich habe Schreie gehört. Und ich weiß nicht woher. " Unzufrieden mit dieser Antwort fing er damit an, ihre Hose zu untersuchen. " Und davon lässt du dich einschüchtern? Vielleicht sollte ich auch einmal schreien, um dich zur Ruhe zu bringen. " " Du hast gebrüllt..." Überrascht ließ er von ihrer Hose ab. "...du hast lauthals meinen Namen geschrien, bevor ich..." " Bevor du WAS?" Besorgt fasste er ihre Hand. " Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben. Es fühlte sich so an, als ob sich ein Schwert in meinen Körper bohren würde. " " Und bist du das?" " Nein, natürlich nicht!" " Dann reg dich nicht darüber auf. " Langsam drehte er ihre Hand und streichelte sanft ihre Handfläche. " Was machst du da?" Yoru war sichtlich verwirrt. Wo war der Dämon ohne jegliche Emotion? Was ist mit ihm geschehen? " Wie gesagt: Du bist anders als die anderen Menschen. Das schätze ich sehr an dir. " " Und was ist bitteschön an mir anders?" Er ließ ihre Hand los. Sie spürte wie er sich hinter sie bewegte, sie von hinten umarmte und sein Gesicht auf ihre Schulter legte. " Deine Augen. Du scheinst auf dem ersten Blick wegen deiner Blindheit schwach zu sein. Du kommst aber sehr gut alleine klar. Na ja...teilweise..." " War das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung? " Eine Zeit lang schwieg er. ' Er verhält sich sehr sonderbar. Tut er nur so oder warum bekomme ich so langsam das Gefühl, dass er mich gut leiden kann?' " Sesshomaru? " " Ja? " " Ich möchte eine Antwort haben." " Denke sie dir. Du kannst es auffassen wie du willst. " ' Okay. Zum größten Teil ist er noch der Alte.' Sie lehnte sich an seine Schulter. ' Und er riecht immer noch so wundervoll...' " Kannst du bei mir bleiben? ", fragte sie unsicher. " Nur solange bis ich eingeschlafen bin. " Als Antwort legte er sich langsam nach hinten. Sein Fell hatte er unter sich ausgebreitet. Sanft legte er Yoru neben sich ab. Sie lag still neben ihm und atmete tief den Duft ein, der in der Luft lag. Ein starker Arm schob sich unter ihren Kopf, lief ihren Arm hinunter und lehnte sie an ihn. Als sie sich in seine Richtung drehte, umschlang er mit seinem anderem Arm ihre Taille. Nachdem er sie enger an seinen Körper gezogen hatte, stellte sie erstaunt fest, dass er seine Rüstung abgelegt haben musste, da sie deutlich seinen Herzschlag an ihrer Hand spürte. " Nur zum Verständnis", flüsterte er ihr sacht ins Ohr. " Das hier ist ein Ausnahmezustand. Denke nicht einmal daran, dass das hier zur Gewohnheit wird." Er atmete noch einmal tief ein. " Allerdings erlaube ich es dir für diese Nacht. Aber du bist mir dann einen Gefallen schuldig." " Welchen? " Seine Hand streichelte liebevoll ihren Kopf. " Das werde ich dir später verraten. Schlaf jetzt lieber! In dieser Nacht werde ich hier liegen bleiben. " Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. " Vielen Dank! Gute Nacht! " Gute Nacht? Ich verstehe. Nun dann: Gute Nacht, Yoru. Schlaf gut." ' Ein Gute-Nacht-und-schlaf-gut-Spruch von Sesshomaru? Mag er mich so sehr? Aber was gefällt ihm an mir? Sind es wirklich meine Augen? Dann wäre er der erste ' Sie schloss die Augen und schmiegte sich an ihn bis sie wieder von der Woge des Schlafes eingeholt wurde.

Sesshomaru und das blinde MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt