Kapitel 7.

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Yoru Sicht:

Ruhig genoss sie die Wärme der Quelle. Das Wasser reichte ihr bis zur Brust und entspannte ihren Atem. Befreiend atmete sie aus. " Fühlt sich gut an, Stimmt's?", lachte Kagome. " Und wie! Frag mich nicht wie sehr ich mich nach einem Bad gesehnt habe. " " Wenn man mit einem Dämon zusammen reist, ist das Leben schon ziemlich schwer..." " Damit habe ich noch nicht so viel Erfahrung." " Dafür scheint Sesshomaru dich aber zu mögen", erwiderte Sango. " Meinst du wirklich?" " Er hat dich nicht gleich aus dem Weg geräumt. Das muss etwas heißen. " " Wenn er dich zur Weißglut bringt, versuch' ihn einfach zu ignorieren, Yoru. Der Gute wird versuchen, dein Interesse für ihn zu wecken." " Das klingt als hättest viel Erfahrung mit ihm." Kagome kicherte vergnügt. " Ich bin die Ehefrau von Sesshomaru's Bruder." " Das ergibt eindeutig Sinn!" Eine Weile saßen sie noch in dem warmen Wasser und lachten viel miteinander als wären sie schon ewig Freundinnen. " Ich gehe raus. Kommt jemand mit? ", fragte Yoru. " Wir sollten uns wirklich so langsam umziehen", überlegte die Dämonen-Jägerin laut. " Bevor die Männer noch auf doofe Gedanken kommen." Kagome führte die Blinde ans Ufer und überreichte ihr einen seidenen Stoff. " Hier! Du solltest deine Alltags-Kleidung im Moment lieber nicht tragen. " Sie lächelte leicht. " Danke, Kagome. " " Kein Problem. Komm, wir sollten zum Dorf zurückgehen. " Sie nickte, während Sango ihre Hand nahm und sie nach vorne zog. Es war ein warmer Mittag und der Wind blies leicht ihr leicht in den Haaren. Sie hörte ein Klopfen und Kagome's Stimme. " Kaede? Bist du da?" " Natürlich bin ich da! Kommt rein, Kinder. Ich hoffe ihr habt Appetit. " Sie wurde vorsichtig die Treppen hoch geführt. Das Holz macht unter ein komisches Geräusch unter ihren Füßen und sie spürte in einem kleineren Raum ein sachtes Feuer. " Oh, bitte! Ihr bringt doch nicht etwa das Weib von meinem Bruder zum Essen, oder?", murrte Inuyasha genervt. " Du solltest wirklich etwas freundlicher zu unserem Gast sein, mein Lieber", knurrte seine Ehefrau. " Du empfindest also schon meinen Bruder als GAST! Wir verstehen uns zwar besser als früher, aber soweit würde ich noch nicht gehen. " " Ach komm! Jetzt fange nicht schon wieder mit deinem Bruder an! Er ist momentan nicht anwesend, in Ordnung? " " Jeder, der mit meinem Bruder reist, ist grausam und gemein!" " Rin ist also grausam und gemein?" " Schluss jetzt!", unterbrach die Miko die beiden. " Ihr seid ja schlimmer als kleine Kinder! Yoru, setz' dich, bitte. " Der Blinden wurde eine kleine, gut riechende Schüssel und dazu einen Löffel in die Hand gelegt. Sie nahm den Löffel und probierte die Suppe, die noch halb warm in der Schüssel schwappte.- Schmeckt ganz gut. Sehr würzig...- Sango saß neben ihr und schlürfte ebenfalls ihr Abendessen. " Wo bleibt eigentlich Miroku?", überlegte diese laut. Es klopfte an der Tür. " An der Tür?", grummelte der Halb-Dämon mit vollem Mund. " Guten Abend, Sango!" " Wo hast du die Kinder gelassen, Miroku?" " Ist das Mädchen da vorne neu?" Es klatschte lauthals. " Was haben die Kinder plötzlich mit ihr zu tun?" " Die Kinder sind doch schon am Schlafen..." " Ja aber wo?" " Zuhause? " " Ach ja stimmt...tut mir Leid, Liebling..." " Das fällt dir früh ein!" " Miroku, das ist Yoru. Sie ist seit ein paar Tagen mit Sesshomaru auf Reisen", stellte Kagome Yoru dem Mönch vor. " Ach, deswegen streunet der ums Dorf herum..." - Der ist ja schnell vom Begriff...- Nachdem sie gegessen hatte, fühlte sie ein weiches Fell neben ihr liegen. Sanft kraulte sie ihm den Kopf. " Ich sollte lieber mit Yoko noch eine Runde Gassi gehen." " Mach das, mein Kind. Entferne dich aber nicht von den Dorf- Grenzen!" " Verstanden, Kaede!"

Sesshomaru sicht:

Die Sonnenstrahlen streichelten sanft sein Gesicht, als er sein Gesicht zum Himmel wendete. Er legte sich auf den Ast genoss die Ruhe des Tages. Er erinnerte sich gerne an die Tage, an denen er ein freier Dämon war. Ein Dämon ohne Begleiter. Ohne jegliche Emotion. Ohne irgendeine seine Sinne raubende Frau. - Der Tag nimmt seinen Lauf. Wie das Leben-, dachte er schmerzhaft. - Vielleicht...ist es Zeit, mein Leben zu ändern. Ich sollte alles auf mich zukommen lassen. - Er blickte zu seinen Schwertern. Ein zartes Lächeln schlich sich auf seine Lippen bei den Erinnerungen von den Tagen, an denen er nur einen Arm besaß. Elegant wie eine Katze sprang er vom Ast und landete anmutig auf dem Boden. Kritisch blickte er hinüber zum Dorf. Langsam schritt er um das kleine Dorf herum. Es war ruhig. Und dennoch...irgendwas lag in der Luft. Seufzend joggte er zum Wald. - Ich brauche eine kleine Abwechslung...- Seine Gedanken kreisten immer noch um die letzte Nacht. - Sie lag ziemlich süß da. So scheinbar unschuldig wie ein Engel- Plötzlich knackte es in seiner Nähe. Sofort blieb er stehen und lauschte. Leise lehnte er sich an einen Baum und linste neugierig hervor. Das was er sah, ließ ihn sein Herz kurz aussetzen. Es war Yoru, die seiner Meinung nach fantastisch aussah. Ihr normalerweise strubbliges, langes Haar war sauber geglättet. Kleine Strähnen fielen ihr ins Gesicht und umrahmten dieses auf eine wundervolle Art und Weise. Hinten war ihr Haar sanft geflochten. Ihr Lächeln ruhte warmherzig in der Leere. Ihre Haut sah reiner und gepflegter aus. Sie trug einen weißen Kimono, der zu Ärmeln und Hals hin immer mehr in ein tiefes blau eintauchte. Sowohl der Kragen als auch die Ärmel waren mit einem zarten Blumenmuster bestickt. Neben ihr trottete ihr treuer Begleiter mit ausgestreckter Zunge und hechelte fröhlich. Sesshomaru grinste leicht bei diesem Anblick und trat aus dem Dickicht hervor. Das Lächeln auf ihren Lippen verschwand augenblicklich und sie wirbelte in seine Richtung herum. " Wer ist da?", schrie sie drohend. " Niemand besonders...", lachte er. " Sesshomaru? " Er lief erwartungsvoll zu ihr und streichelte ihren Oberarm. Sie legte den Kopf schief. " Ich weiß, es interessiert dich vermutlich nicht, aber...", fing er unsicher an. Sie lächelte ihm leicht entgegen. " Du siehst wundervoll aus. " Verlegen wanderte eine Hand zu ihrer Brust. " Ich würde das Kompliment gerne erwidern, wenn wissen würde, wie du aussiehst. " Yoko bellte zustimmend und schmiegte sich an das Bein des Dämonen. Er beugte sich hinunter, um den Retriever den Kopf zu kraulen, als ihm plötzlich ein Gedanke wieder in den Sinn schoss. " Wirst du hier bleiben?", fragte er schmerzhaft. Sie taste nach seiner Schulter und setzte sich zu ihm. " Nein. Natürlich nicht! Hast du etwa vergessen, dass du mich nach Hause bringen sollst?" Blitzschnell schlang sich ein Arm um ihre Taille. Schnaufend starrte er ihr in die Augen. " Ich weiß. Aber ich weiß nicht, wie ich das mache. Und außerdem: Was geschieht danach? " Sie lachte mit gespielter Überheblichkeit. " Wir leben unser Leben weiter. So einfach ist das!" " Denkst du?" Verwirrt verharrte sie eine Sekunde und schob dann mit leichtem Druck seinen Arm von ihrer Hüfte. " Sag bloß, du würdest mich vermissen." Belustigt unterdrückte er sein Lachen. " Wie kommst du darauf? Nein ich meine, wie du in diese Zeit gekommen bist. Wenn du es geschafft hast, kann das zu weiteren Komplikationen führen. Zum Beispiel, dass es jemand anderes aus dem Jahre 2015 her schafft. " Ohne ein weiteres Wort kraulte sie den Kopf des Hundes. " Yoru, ich möchte dich etwas fragen..." " Und das wäre?" Er starrte in den Himmel. " Wenn du die Möglichkeit hättest für einen Tag sehen zu können, würdest du die Chance nutzen?" Sie bettete ihren Kopf auf seine Schulter. " Ja und Nein. Es wäre natürlich ein tolles Erlebnis, jemanden in die Augen zu schauen, aber nach diesem Tag müsste ich mit diesen schmerzhaften Bildern auskommen. Und zwar den Rest meines Lebens. Ich würde mich nicht nur danach sehnen zu sehen. Es würde mich vermutlich innerlich zerfressen, zu wissen, dass man es einen Tag konnte und dann nie wieder." Zögernd hob er seine Hand, blieb einen Moment lang so und strich dann leicht durch ihre Haarsträhnen. " Du vertraust mir...", murmelte er abwesend. Ein zartes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. " Schön, dass du es bemerkst, NACHDEM ich in deinen Armen geschlafen habe. " Er rollte die Augen. " Ja, aber..." " Nichts aber, Sesshomaru!" Sie fasste seine Hand, die gerade noch sanft durch ihre Haare strich. Verwundert zog er sie zurück. " Du bist momentan der Einzige, der mir ein Gefühl von Schutz gibt. Verstehst du das nicht?" Nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte, lief sie knallrot an und drehte sich weg. Auch Sesshomaru war sichtlich überrascht von ihren Worten, die liebevoll, aber aus ihrem Mund auch ein wenig bestimmend, klangen. Sie zitterte leicht unter dem Einfluss des kalten Windes. Er betrachtete für eine Weile ihr Gesicht. - Die Wunde an ihrer Stirn ist sehr gut verheilt. Es ist nicht mal ein Ansatz von einer Verletzung zu sehen. Allerdings sind andere Dinge in letzter Zeit nicht mehr auszubessern...- Yoko winselte leise und legte traurig Yoru's Hand ab. " Was ist denn? Willst du weiter?" Sie stand auf und fasste sein Geschirr. " Auf Wiedersehen, Sesshomaru. Wir sehen uns heute Abend, Stimmt's? " " Ich denke schon." Er sah ihr noch eine Weile nach, als sie zurück zum Dorf lief. Seufzend stand er auf und lehnte sich an den nächst besten Baumstamm. Er starrte zum Himmel hinauf. Die Sonne ist bereits auf dem Weg in der Abendröte zu versinken. Ihr Licht leuchtete hell durch das Dickicht der Blätter und funkelte seinem Gesicht hell entgegen. - Du solltest dich an etwas anderes festhalten, als an einer blinden Frau, du Idiot. Und du nennst dich selbst einen Lord unter den Dämonen? - Er schloss die Augen und lauschte dem Wind, der sanft in die Baumkronen griff. - War es gut Yoru aus der Höhle zu holen? Oder doch ein Fehler? Wie wird sie mein Leben weiter beeinflussen? Vielleicht sollte ich sie einfach- Bei diesem Gedanken zog sich plötzlich sein Herz zusammen, sodass er nicht mehr atmen konnte. Die Galle stieg seinem Hals empor und er krümmte sich hustend über den Boden. - Ich...bekomme...keine Luft- Sein Puls raste wie, wenn Jaken rennt, wenn sein Hintern brennt. Der Schmerz in seiner Brust schnürte seinen Hals zusammen. Erst nach ein paar Sekunden ließ es nach und brach schwer atmend auf dem Boden. Keuchend rappelte er sich auf. - Was war das gerade eben?- Er fasste sich mit schmerz verzehrtem Miene an die Brust. - Irgendwas in meinem Körper hält mich in letzter Zeit davon ab, Yoru etwas Böses anzutun. Sei es Taten oder einfach Gedanken. Was soll das? Und vor allem: Was zeigt mir das?- 

Sesshomaru und das blinde MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt