Coming Home For Christmas

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(Draco/Harry, Harry & Teddy)



„Harry, komm ins Bett."

Seufzend ließ Harry den Brief in seiner Hand sinken und legte den Kopf in den Nacken, um zu Draco aufsehen zu können. Dieser war völlig lautlos hinter den Sessel getreten, in dem Harry saß, und legte nun sein Kinn auf Harrys Kopf ab, während er gleichzeitig seine Arme über Harrys Schultern schob und vor seiner Brust ineinander verschränkte.

„Er wird zu dir zurückkommen, wenn die richtige Zeit gekommen ist", flüsterte er und vergrub seine Nase in Harrys Haaren. „Und jetzt komm. Du solltest schlafen."

„Aber was ist, wenn die richtige Zeit nie kommt?", fragte Harry leise und lehnte seinen Kopf gegen Dracos Oberarm, ohne sich anderweitig vom Fleck zu rühren. „Oder wenn er schon gar nicht mehr am Leben ist und das der Grund ist, weswegen ich so lange nichts mehr von ihm gehört habe?"

„So etwas darfst du gar nicht erst denken."

„Aber ich kann nicht anders. Ständig stelle ich mir vor, wo er gerade sein könnte und wie es ihm geht." Harry atmete zitternd ein und aus. „Ob er alleine ist und ob er noch an mich denkt."

„Wie könnte er dich vergessen?"

„Ich weiß es nicht. Aber er ist weg. Und wenn er nicht tot ist, dann heißt das doch, dass er-"

„Sscht", unterbrach Draco ihn und strich mit der flachen Hand über Harrys Brust, ehe er ihm sanft aber bestimmt den Brief aus den Händen nahm. „Du machst ihn noch kaputt, wenn du so weiter machst."

„Ja." Erfolglos versuchte Harry, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken, während er beobachtete, wie Draco den Brief sorgsam zusammenfaltete und zurück in die Schublade legte. Das Papier war vom vielen Auf- und Zuklappen schon ganz dünn geworden und Harry hatte den Brief schon so oft in den Händen gehalten, dass seine Finger viele graue Abdrücke darauf hinterlassen und die Tinte an einigen Stellen verschmiert hatten. Draco hatte Recht. Bald würde keines der Worte mehr zu lesen sein. Aber dieser Brief war das einzige Lebenszeichen, dass Harry noch von Teddy hatte. Nachdem Andromeda nach vielen Jahren des stillen Leidens an den Folgen ihrer Trauer gestorben war, war Teddy eines Nachts aus seinem Zimmer verschwunden und nicht mehr zurückgekehrt. Der Brief, der einige Tage später eingetroffen war, war die einzige Versicherung gewesen, dass Teddy das Haus freiwillig verlassen hatte und noch am Leben war. Zumindest war er es zu dem Zeitpunkt noch gewesen. Seither waren fünf Jahre vergangen und in dieser Zeit konnte viel geschehen.

„Komm, Harry. Komm", flüsterte Draco leise und stricht mit den Lippen über Harrys Stirn und Wangen und lockte ihn so mit sich ins Schlafzimmer. „Ich weiß, du vermisst ihn." Draco schlang Arme und Beine um Harry und hielt ihn auf diese Weise so dicht an sich gedrückt, wie es nur möglich war. „Wenn du willst, gehen wir gleich morgen früh ins Ministerium und melden ihn endlich als vermisst."

Harry gab eine Mischung aus Lachen und Schluchzen von sich und zog Dracos Arme noch fester um sich. „Nein", schüttelte er dann den Kopf. „Teddy wollte gehen und nicht gefunden werden. Das muss ich respektieren."

„Und genau deswegen wird er zurückkommen. Weil du alles für ihn tun würdest. Selbst wenn es bedeutet, dass du dich jeden Tag deswegen quälst."

Harry nickte stumm und presste die Augen fest zu. Er atmete tief ein und aus und wünschte sich mit aller Kraft, schnell einzuschlafen, um den quälenden Gedanken zu entkommen. Doch der Schlaf kam nicht. Lange lag Harry wach, lauschte auf Dracos gleichmäßige Atemzüge und starrte reglos in die tiefe Dunkelheit. Hatte Draco Recht? Würde Teddy zu ihm zurückkommen? Er wünschte es sich so sehr.

12 Days Of ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt