Rom

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Sie flogen immer weiter in den Süden. Mailand hatten Hicks und Ohnezahn jetzt schon lange hinter sich gelassen und waren auf direktem Wege nach Rom. Die Ewige Stadt am Tiber war eine der größten in ihrer Zeit. Und noch immer dominierten viele Bauten aus der antiken römischen Zeit. Der Triumphbogen, das Kolosseum. Wobei Ohnezhan zweiteres nicht ganz so gefiel und Hicks auch nicht, denn die Römer hatten es sich damals zum Spaß gemacht, extra verkrüppelte Drachen zu Gladiatorenkämpfen zur Schau zu stellen und sie im Massen zu töten. Deswegen hatten sich auch so viele Arten in den Raum der Wikinger verlagert. Sie wollten nicht mehr von den Römern gefangen genommen werden.
Nur einige Nachtschatten waren geblieben, da man diese fürchtete und respektierte. Man setzte sie mit den Göttern gleich. Aber trotz der Tatsache, dass die Nachtschatten verschont geblieben worden sind, verabscheute Hicks es, wenn man Drachen nur zur Belustigung von anderen tötet. Das war noch barbarischer, als die Kämpfe mit den Wikingern in Arenen, denn den Drachen in den Amphitheatern, hatte man extra Krallen und Flügel gestutzt, damit sie sich eigentlich nicht wehren konnten. Naddern riss man bei vollem Bewusstsein die Stacheln heraus, damit sie sie nicht auf das Publikum schießen konnten. Die und noch einiges anderes, sorgte dafür, dass das römische reich schließlich in der zeit vom vierten bis fünften Jahrhundert unterging. Dabei gab es auch mal einen massiven Racheakt der Drachen, indem sie die ewige Stadt einfach mal so in Brand gesetzt hatten. Mehrmals. Sie hatten die halbe Bevölkerung getötet und zwar auf grausamste Art und Weise. Einige erzählten sogar, dass diese Wesen damals einen grausamen Anführer gehabt hatten. Hicks vermutete ja mal ganz stark, dass es Dethalon gewesen sein musste, doch sicher konnte er sich in dieser Theorie nicht sein. Dazu müsste er Zugriffe auf das Archiv in Rom haben, jedoch war diese Mission hauptsächlich von diplomatischer Natur gewesen. Erst einmal den Frieden mit dem Pontifex in Rom unterzeichnen und dann konnte er immer noch fragen, ob er zugriffe in die heiligen Hallen der römischen Manuskripte bekommen würde. Es wäre für ihn eine große Ehre. Vielleicht könnte er dann auch klären, wo Dethalon hergekommen war. Obwohl Hicks diesen Kerl verabscheut hatte, musste er doch irgendwo her gekommen sein. Damals wusste er nur, dass er ein dunkler Drachenlord war, der die Menschheit ausrotten wollte, doch da hörte sein Wissen schon auf. Wer war dieser Kerl? Wo kam er her? Wieso war er wie Hicks? Und die vielleicht wichtigste Frage, die ihm durch den Kopf schwirrte. Was löste in einem Mensch-Drachen-Hybriden solch einen Zorn und eine Wut aus, gleich eine ganze Spezies vernichten zu wollen. Er müsste doch auch mal ein junger freundlicher Mensch gewesen sein, so wie Hicks, oder nicht?
All das und vieles mehr noch schwirrte durch den Kopf des Königs der Drachen. Er konnte sich einfach nicht erklären, wie derart böse und brutal eine Person werden konnte. Hätte er ihm doch noch mehrere Fragen stellen können. Er muss doch auch einmal ein Kind oder ein Drachenwelpe gewesen sein, der neugierig und voller Freude die Welt erkundet hat. Man wird nicht gleich böse geboren. Irgend etwas im leben dieses Mannes musste etwas ausgelöst haben, dass all seine guten Gefühle und Empfindungen erlöschen lassen hatte, bloß Hicks konnte es sich nicht erklären. Irgend etwas muss da vor gefallen sein und obwohl Dethalon seit über 23 tot war, wurmte das Hicks.
Aber er flog weiter und langsam kam die Stadt am Tiber in Sichtweite. „Hicks da. Rom!", brüllte Ohnezahn heraus, der links neben ihm flog. „Ja ich sehe es Kumpel. Es ist eine schöne Stadt. Es ist die Ewige Stadt. Ohnezahn hier haben schon Menschen gelebt, ha hausten unsere Vorfahren noch in Höhlen, ich meine die Menschen. Bei den Drachen gehört eine Höhle ja zur Wohnkultur." Hicks verbesserte sich gleich sofort, denn er wollte nicht beleidigend auf Höhlen und ihre Bewohner sein. Er selbst lebte ja in einer und dann noch in solch einer, wo manche Burg ihre gleichen sucht. Also korrigierte er sich. Ohnezahn hatte das natürlich mit bekommen und musste nur lächeln. Hicks sagte manchmal schneller, als er dachte. Wieder eine alte Eigenschaft, die er lange nicht mehr zu Tage gebracht hatte. Doch mit der zeit, die sie zusammen verbringen, schien das langsam wieder vor zu kommen und das machte den Nachtschatten glücklich, mal wieder ganz den alten Hicks vor sich sehen und hören zu können.
Nachdem sie noch eine Weile geflogen waren hatten sie schließlich das Stadtzentrum erreicht. Die Leute schauten zu ihnen auf und starrten sie an. Viele von ihnen hatten zwar schon von Nachtschatten, dem Königreich der Drachen und auch Hicks gehört, doch hatten sie den König der Drachen noch nie bei lebendigen Leibe gesehen. Es war also schon eine Attraktion hier gewesen und dann noch so hoher Besuch, denn Hicks, war, bis auch einige Ausnahmen der Herrscher über fast alle Drachen. Mit den Jahren kamen so viele Drachen zu ihm ins reich, dass es fast schon die ganze Weltpopulation ausmachte. Es gab nur noch vereinzelte Fürstentümer und Nester, doch die waren meist klein und umfassten nur einige hundert Drachen. Als im Gegensatz zum Vereinigten Königreich der Drachen eher winzig.
Und Hicks hatte noch einen Titel, der besonders in den südlicheren Lagen bekannt war, denn alle Nachtschatten hatten ihn auch zu ihrem Fürsten und damit zu ihrem Oberhaupt ernannt. Da er jedoch nicht jede Woche tausende Kilometer pendeln wollte, setzte eine Art Vizekönig ein, der für ihn das regeln sollte und wenn es auch nach dem jungen Monarchen gehen würde, würde er dieses Amt des Fürsten gerne wieder ablegen, denn so recht wollte er ja eigentlich nicht gewählt werden. Blasflügels Eltern wären da besser geeignet zum Beispiel, denn die wohnten auf Mallorca nahe der Stadt Palma. Das lag viel näher und dort lebten auch die meisten Nachtschatten. Die Balearen waren ihr zu Hause.
Aber weiter konnte Hicks darüber auch nicht nachdenken, denn schon kam die Peterskirche in Sicht, Ein wirklich großer Bau, der angeblich über dem Petrusgrab errichtet worden war. Beweisen konnte man das zwar nicht, doch man glaubte fest daran.
So setzten sie schließlich zum Landeanflug an und sofort machte die Menschenmenge ihnen Platz, denn sie wussten nicht, wie man mit Drachen oder sogar Hybriden umging. Das war für sie das erste mal gewesen und einige schienen auch Angst zu haben. Es war halt nicht jeder davon zu überzeugen gewesen, dass Drachen friedliebende Wesen waren, die auch nur ihre Rohe und ihren Frieden haben wollten.
Als sich Hicks auch dann noch vor der ganzen Menge zurück in einen Menschen verwandelte, hielten viele vor Schreck den Atem an. In seiner schwarzen Lederrüstung sah er nicht gerade aus, als käme er für den Frieden hierher, doch mittlerweile war es eine Tradition geworden, diese zu tragen und Hicks hätte sie auch nicht gegen etwas anderes getauscht. So schritt er an Ohnezahns Seite langsam auf die Peterskirche zu und begutachtete erst einmal alles. Die Menschen, ob sie irgend welche Waffen trugen, die sie vielleicht gegen sie aus Angst einsetzen wollten. Aber so schnell konnte er nichts gefährliches ausmachen. Und auch Ohnezahn blieb ruhig. Der Nachtschatten wusste, dass sie zusammen nicht so schnell jemand hätte zur Strecke bringen könne. Aber sie wollten ja keinen Ärger sondern Frieden Der vertrag war schon vor geschickt worden, damit sich die Kardinäle und der Papst persönlich darüber beraten konnten. Und nach langen Verhandlungen, wurde endlich eingewilligt. Es war sogar eine Prüfungskommission vom Vatikan in Berk gewesen und die hatte es damals völlig vom Fortschritt der so genannten primitiven Heiden glatt umgehauen.
„Also Hicks, wenn mich die Leute noch so weiter anstarren, dann kriege ich bald eine Krise." - „Ach beruhige dich Ohnezahn. Die sind nur alle beeindruckt von uns und nichts weiter. Die tun schon nichts." Der Nachtschatten blickte zwar etwas auf die Antwort seines Freundes skeptisch drein, aber machte er sich weiter nicht sehr viel daraus, denn schon wurden sie von einer, zumindest für Hicks, sehr bekannten Stimme begrüßt. „Mensch Hicks. Da bist du ja endlich!" Ein Mann in einem roten geistlichen Gewand kam die Treppen der Kirche hinunter gelaufen. Er war um die fünfzig Jahre alt und hatte nicht mehr alle Haare auf dem Kopf. Die wurden aber gekonnt von einer geistlichen Kopfbedeckung verdeckt. Falten schienen sich auch schon in seinem Gesicht zu zeigen. Hicks musste lächeln. Zwar war er um einige Jahre gealtert, doch es war er. Es war Mauritius. Der Priester von damals aus dem Dorf nahe Manchester.
„Mauritius. Lange nicht gesehen. Komm, lass dich ansehen." Sie beide traten aufeinander zu und umarmten sich freundschaftlich. „Meine Güte Hicks, du bist noch so jung wie Früher." - „Das liegt an meinem drachigen Teil. Ich altere langsamer. Aber komm du hast es aber weit gebracht. Sieh dich doch einmal an. Du bist Kardinal." Mauritius musst kurz lächeln. Hicks war es ja sofort aufgefallen, da er auch die typische Farbe ihrer Roben trug. Na ja unschwer zu erkennen halt.
„Ist aber nun gut Hicks. Ich werde dich schon mal rein bringen. Dein Freund hier kann auch gleich mitkommen. Du wirst schon vom Papst erwartet." - „Schon!?" Hicks machte große Augen doch der Kardinal erklärte es ihm sofort. „Du musst wissen, dass die Verbreitung von Nachrichten schneller sein kann, als ein Nachtschatten fliegt und außerdem weiß ich doch, wie überpünktlich du bist Hicks." - „Aber nun lass uns mal rein gehen."
Sie waren schnell die Treppen hinauf zur Peterskirche gestiegen und traten in den riesigen Raum ein. Es war wirklich ein Prachtbau. Die Architektur schon allein. Atemberaubend. Etwas anderes konnte Hicks nicht finden. Die Italiener hatten wirklich Geschmack, dass musste man ihnen lassen. Na gut, ihr Küche war genau so gut, wenn nicht besser.
„So Hicks. Vorab muss ich dir noch einiges erklären. Du sprichst ihn immer mit dem Titel heiliger Vater an. Und außerdem ist er erst frisch im Amt und hat es deswegen gebilligt, dass du hier erscheinen kannst. Also musst du höflich und respektvoll sein." - „Das mache ich schon." Hicks nickte ihm zu und signalisierte mit einem Lächeln, dass alles in Ordnung gehen würde, doch Mauritius war noch nicht ganz fertig.
„Und wenn er Fragen stellt, dann antworte am besten so ausführlich, wie es nur geht, denn sonst interpretieren die anderen Kardinäle gleich irgend etwas rein. Gib ihnen gar keinen Raum dazu. Du musst sie sprichwörtlich tot reden, damit sie erst gar nicht zur Gegenoffensive kommen können. Du musst nämlich wisse, dass nicht alle von uns auf der Seite des Papstes stehen. Einige würden nur zu gern ihre Privatarmeen rüsten und gegen dein reich in den Krieg ziehen. Von einem Kreuzzug war schon von einigen die Rede gewesen." Davon zog Hicks aber nur seine Augenbrauen nach oben. Denn er wusste, dass die alle noch größtenteils mit Schwertern kämpften. Er hätte sie alle im Kriegsfall vernichtend geschlagen.
„Dann werde ich halt so lange sprechen, bis sie einfach den Vertrag unterschreiben.", kam es dann von Hicks. Der Kardinal musste erneut lächeln, denn so kannte er den König der Drachen. Wie könnte er auch anders zu ihm sein, denn schließlich hatte er seinen heimlichen Sohn gerettet. Dafür konnte er ihm nie genug danken. Heute war übrigens Mauritius Sohn in der Drachengarde von London. Er bildete auf der Londoner Drachenakademie angehende Reiter aus. Doch zuvor hatte er auch in Berk studiert.
Dann endlich hatten sie die große Kirche durchschritten und bogen in einen Flur ab, der direkt in eine weitere Kapelle führte. Als sich die Türen öffneten und die drei eintraten, wandten sich sofort alle Blicke auf sie, denn schließlich war es der erste Drache, der dieses Heiligtum der römisch katholischen Kirche eintrat.
Alle Kardinäle saßen an den Flanken auf reich verzierten Holzbänken und starrten sie an. In direkter Richtung vor ihnen jedoch, saß auf einem Thron ein älterer Mann, der komplett in Weiß gehüllt worden war. Er hatte Gewänder aus feinster Seide an, die mit Gold verziert waren. Und dann noch eine reich verzierte Kopfbedeckung. Das musste er also sein. Der Mann der Hicks eingeladen hatte und den Frieden mit den Drachen scheinbar wollte. Der Stellvertreter Gottes auf Erden. Der Papst...

Der König der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt