Was obszönes oder erstmal Blümchensex?

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Die Kursfahrt ist demnach schuld daran, dass ich Julia jetzt immer hinterher sehe, wenn sie vorbei läuft. Das macht die Schule ein wenig spannender, aber nicht wirklich. Die erste Woche nach der Kursfahrt, versuche ich die ganze Geschichte zu verdrängen, aber das ist nicht einfach, wenn die Schule so langweilig ist, dass man viel Zeit hat, seine Gedanken treiben zu lassen. Hausaufgaben und mein Tanztraining sorgen dann am Nachmittag dafür, dass ich nicht rund um die Uhr über die Geschehnisse grüble.Sie ist nichts für dich. Das würde niemals klappen. Ihr seid viel zu unterschiedlich.So versuche ich sie mir auszureden, Tag für Tag. Trotzdem kann ich mich nicht davon abhalten, immer wieder nach ihr Ausschau zu halten. Wenn sie vorbei läuft, klebt mein Blick förmlich an ihr. Teilweise drehe ich mich richtig auffällig um, damit ich sie so lange wie möglich ansehen kann. Fällt ihr das gar nicht auf? Ich sabbere ja fast, wenn ich ihren Schritten mit den Augen folge. Ich sollte das nicht machen, das ist unhöflich, aber sie sieht jedes Mal so Hammer aus.Es scheint generell Keinem aufzufallen, selbst meine besten Freundinnen Tessa und Sarah sprechen mich nicht ein einziges Mal darauf an. Das kann doch nicht wahr sein. Sagen sie bloß nichts? Es ist doch oft offensichtlich, wie ich mir den Hals verdrehe, wenn sie vorbeiläuft. Ihr Verhalten wundert mich sehr, denn ich schaffe es nicht mal in ihrer Gegenwart, mich zusammenzureißen. Sogar Tessa, die ansonsten jede Schwingung zehn Meilen gegen den Wind riecht, zeigt keinerlei Reaktion.Das MUSS doch Absicht sein.Ich könnte mit ihnen darüber reden, aber irgendetwas hält mich davon ab. Vielleicht ist es der Fakt, dass es an sich unwichtig ist, jedoch bin ich eher der Meinung, dass ich schweige, weil ich nicht weiß, was Sache ist.                                                                                                                                                               Wenn ich Julia über den Weg laufe, gibt es zwei Möglichkeiten, wie es abläuft. Die erste Möglichkeit ist, dass ich sie sehe und sie mich nicht. Aus diesem Grund läuft sie einfach vorbei, dann sehe ich ihr nach, ziemlich lange. Die zweite Möglichkeit gefällt mir deutlich besser, denn sie beinhaltet, dass sie mich sieht. Wenn das passiert, dann lächle ich sie an und sie lächelt zurück. Ein Wort wechseln wir dabei selten und wenn doch, dann ist es meistens „Hey.". Dann läuft sie weiter, gefolgt von meinem Blick. Ich verfluche jedes Mal, dass wir kein einziges Fach gemeinsam haben und so der Gang der einzige Ort ist, wo wir uns treffen. Mit ihr im Unterricht zu sitzen würde Vieles einfacher machen.                                                                                                       Eines Nachmittags sitze ich in meinem Zimmer auf dem Bett. Es sieht aus, als wäre ich wahllos durch mein Zimmer gelaufen und hätte überall etwas fallen gelassen. Auf meinem Schreibtisch liegen lose Blätter verteilt, die ich eventuell noch brauche und auf meinem Schreibtischstuhl stapeln sich die Schulbücher, die ich morgen nicht brauche. Einige Klamotten liegen am Fußboden, weil ich am Morgen keine Lust gehabt hatte, sie wieder in den Schrank zu räumen. Eigentlich lagen sie auf dem Bett, aber da sitze jetzt ich, mitten in meinem kleinen Chaos. Gelangweilt scrolle ich durch meine Aboliste auf YouTube. Generell verschwende ich auf diese Weise in den letzten Wochen einen Haufen Zeit. Mir ist verdammt langweilig. Ich könnte ja aufräumen, aber das ist so anstrengend. Hausaufgaben? Nein, keine Lust und meine spontanen Antworten waren nie ganz falsch. Also was tun? Scheiße, das war das letzte Video. Und jetzt?  Mein Blick schweift durch mein Zimmer, ich bin komplett demotiviert. Alles, was ich will, ist eine Beschäftigung. Plötzlich fällt mir ein, dass ich zwar bereits eine CD mit Fotos von der Kursfahrt erstellt habe, aber die schlechten Bilder noch gar nicht gelöscht habe. Die Schulbücher werden vom Stuhl aufs Bett geworfen und ich setze mich an den PC. Es sind nicht allzu viele Bilder, deswegen lasse ich mir Zeit beim Durchsuchen. Die Mehrheit der Fotos ist echt gut, nur leider muss ich ein paar der Fotos mit Julia löschen, weil sie verwackelt sind. Ich erinnere mich daran, wie sie meine Geschichten gelobt hatte. Soll ich jetzt eine schreiben? Zeit hätte ich ja. So ohne Inspiration ist doof und es gibt sicher Möglichkeiten, wie ich mich verbessern kann. Google ist dein Freund und Helfer.  Eifrig google ich nach Schreibtipps und stoße auf eine YouTuberin, die schon mehrere Videos zu dem Thema gemacht hat. Leider sind ihre Tipps eher auf das Romanschreiben bezogen und nicht auf das Schreiben an sich. Trotzdem sehe ich mir alle Videos zu dem Thema an. In einem davon erwähnt sie ein kostenloses Schriftstellerportal, das sich Wattpad nennt.  Geschichten kostenlos veröffentlichen, klingt interessant.  Noch bin ich skeptisch und lasse es mir die Nacht durch den Kopf gehen.               Am nächsten Morgen habe ich diese Plattform immer noch im Kopf.  In dem Video sagte sie irgendwas von: „Ihr könnt dort eure Geschichten posten und seht dann, wie viele sie gelesen haben." Wie viele Leute wohl meine Geschichten lesen würden? Darf man da überhaupt erotischen Content hochladen?  In meiner Freistunde hatte ich nichts Besseres zu tun, als in der Mediathek zu gammeln und YouTube zu durchforsten. Wie es nun mal so ist, werden mir weitere Videos von der YouTuberin angezeigt. Jetzt will ich es aber wissen. Wie sieht diese Plattform aus?  Diese Frage ist dank Google schnell beantwortet. „Wattpad. Geschichten, die du lieben wirst.", erscheint auf dem Bildschirm. Ein schönes Hintergrundbild schmückt die Log-in-Seite, es sieht echt einladend auf, aber auf einem Schulrechner möchte ich mich ungern anmelden. Es heißt also warten. Es wäre voll cool, meine Geschichten zu veröffentlichen. Vielleicht bekomme ich sogar Verbesserungsvorschläge. Es wäre so Hammer, endlich mal Feedback zu bekommen. Das wird bestimmt richtig cool. Ob den Leuten meine Geschichten gefallen werden? Ich muss das unbedingt ausprobieren.  Ungeduldig warte ich den ganzen Tag, bis ich endlich nach Hause komme. Zu Hause angekommen, werfe ich sofort meinen PC an. Kaum ist er hochgefahren, bin ich schon auf der Seite und starte die Anmeldung. Das geht ziemlich schnell und schon habe ich mein eigenes Wattpadkonto. Natürlich suche ich unter den Genres nach Erotik oder so, finde aber Nichts.Darf man so Etwas gar nicht hochladen? War das jetzt alles umsonst? Es muss doch Sexgeschichten geben. Über die Suchfunktion versuche ich mein Glück mit dem Wort „Sex" und Jackpot, es gibt einen Haufen schmutziger Geschichten.  Alles klar, hier sollte ich öfter mal vorbei kommen, aber jetzt ist es Zeit, selbst ein Teil des Ganzen zu werden.  Schon in Gedanken dabei mir eine Geschichte auszusuchen, krame ich mein Handy aus der Hosentasche. Orientierungslos scrolle ich durch die Liste.Welche soll ich bloß nehmen? Gleich eine lange oder lieber erst eine kürzere? Was ganz obszönes oder erstmal Blümchensex? Warum habe ich überhaupt so verdammt viele? Scheiße bin ich ein Freak.  Im Endeffekt entscheide ich mich für eine mittellange und durchschnittlich perverse Geschichte, in der ich ein Mädchen ans Bett fessel. Sehr gewissenhaft kontrolliere ich den Text auf Rechtschreibfehler. Eigentlich unwichtig, wenn man den Inhalt bedenkt, aber mir ist das wichtig, immerhin kann die Geschichte von sauvielen Leuten gelesen werden. Nach einer Viertelstunde Kommas einfügen und Tippfehler ausradieren, veröffentliche ich zufrieden meine erste Geschichte. Jetzt heißt es warten. Das versuche ich auch, aber ich bin viel zu nervös, immer wieder checke ich, wie viele Leute meine Geschichte schon gelesen haben. Bei jedem neuen Klick mache ich innerlich Luftsprünge. Noch am selben Nachmittag veröffentliche ich eine weitere Geschichte. Insgeheim hoffe ich, dass sie jemand kommentiert, damit ich mich verbessern kann. Ich selbst durchforste in den folgenden Tagen die gesamte Plattform nach Erotikgeschichten und stoße hin und wieder auf das ein oder andere Goldstück. Kurz gesagt Wattpad ist echt cool.                                                 Seit ich damit begonnen habe meine Geschichten zu veröffentlichen, geistert mir oft die Frage durch den Kopf, ob ich es Julia erzählen sollte. Aber dieses Vorhaben gestaltet sich äußerst schwierig und das liegt vor allem an zwei Dingen, sozusagen Problemen. Problem Nummer 1 ist das Treffen. Wie bereits erwähnt, haben Julia und ich nie gemeinsam Unterricht, deshalb sehen wir uns nur manchmal auf dem Gang. Kurz gesagt, ich müsste sie irgendwo auf dem Gang abfangen, um mit ihr zu reden. Man könnte jetzt meinen, es wäre schwierig, weil sie nie alleine rumläuft und immer ihre Freundinnen dabei sind. In so einer Situation wäre es echt blöd, sie anzuhalten und zu sagen: „Hey, übrigens ich veröffentliche meine versauten Gedanken jetzt im Internet. Wenn du Lust hast, lies sie mal." Das wäre das überhaupt Dümmste, was ich tun könnte.  Allerdings ist das nicht der Fall, denn Julia läuft meistens allein durchs Schulgebäude. Es wäre also ein Leichtes, sie einfach anzusprechen. Wenn es mal so leicht wäre.  Wenn wir uns auf dem Gang begegnen und uns zulächeln, könnte ich ganz leicht ein Gespräch beginnen, aber genau da tritt Problem 2 in Kraft.  Warum sollte sie auf dich eingehen? Ihr kennt euch doch gar nicht. Ja klar, die paar Tage auf der Kursfahrt, aber sei ehrlich zu dir selbst, das hat nicht wirklich was geändert.  Gepaart mit solchen Gedanken, legt sich bei mir ein Schalter um, wenn sie vorbeiläuft. Meine Gedanken werden zu einem Wirbelsturm und ich will nicht wissen, was für ein Scheiß aus meinem Mund kommen würde, könnte ich ihn öffnen. Wenn es mir gelingt „Hallo" zu sagen, ist das schon eine Meisterleistung. Es dauert immer eine geraume Zeit, bis ich mich wieder gefangen habe und bis dahin ist sie schon längst um die Ecke. Dann steh ich immer da wie ein Trottel und glotze ihr hinterher. Das sieht bestimmt so dumm aus.  Alles, was mein sonst so vernünftiges Gehirn dann hervorbringt, ist:  Hast du Strumpfhosen gesehen, Gott sahen die sexy aus. Wie die sich wohl anfühlen. Die Hotpants erst. Himmlisch. Ich will mit ihr schlafen.  Soviel dazu. Man liegt also richtig, wenn man behauptet, ich bin selbst schuld daran, dass mein Leben so unspektakulär ist.                                                                                               Meine Geschichten werden von 100 Leuten gelesen, aber keiner sieht sich gemüßigt einen Kommentar dazulassen. So ein Scheiß. Es gibt weitaus schlechtere Geschichten als meine und da wird auch kommentiert. Ahh, die sind von Frauen. War ja wieder klar, kaum dass eine Frau zeigt, was für versaute Gedanken sie hat, wird sie angehimmelt, obwohl es immer das Gleiche ist und dazu mit schlechter Grammatik. Wenn ein Mann das tut, gilt er als Perversling und im besten Fall sagt halt keiner was dazu. Total bescheuert.  Die Schule läuft zwar gut und es ist lustig mit meinen Freunden abzuhängen, aber es ist halt verdammt normal. Nichts Außergewöhnliches passiert. Ich will was Anderes, grob gesagt, mir fehlt der Sex. Dementsprechend bin ich auch eingestellt, aufgrund des chronischen Untervögeltseins und meinen Erotikgeschichten kreisen mir dauerhaft versaute Gedanken durch den Kopf. Inzwischen bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich mit mir selbst ringe. Normalerweise schreibe ich nur Geschichten über unbekannte Personen und meide reelle Vorlagen, weil ich sie nicht mit meinen Sexfantasien verbinden möchte. Jedoch brenne ich darauf, alle erotischen Gedanken an Julia in eine Geschichte zu packen. Dann hätte ich sie niedergeschrieben und hätte sie eventuell aus meinem Kopf. Bis jetzt konnte ich mich noch davon abhalten, aber ich weiß nicht, wie lange das noch möglich ist, denn es wird schwerer diese Gedanken auszuhalten und vor allem sie zu ignorieren.

Schwarze StrumpfhosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt