Getroffen haben wir uns am Donnerstag, heute ist Freitag, der überhaupt letzte Schultag. Es steht nur eine Infoveranstaltung auf dem Plan. Wir erfahren, wann wir wo sein müssen, damit unserem Zeugnis Nichts mehr im Weg steht. Relativ langweilig, aber unheimlich wichtig. Das war es also mit diesem Abschnitt meines Lebens. Schon krass irgendwie, nur noch die Prüfungen und wir sind raus aus der Schule. Nach der Veranstaltung werden noch Klassenfotos gemacht, obwohl jeder endlich nach Hause will. Es ist im Grunde nur Warten, bis die Anderen fertig sind. Wahllos blicke ich durch die wartende Menge, um jemanden zu finden, mit dem ich reden kann. Als erstes sehe ich Tessa und Sarah. „Hey.", ich stelle mich zu ihnen. „Du kommst doch morgen mit, oder?", fragt Tessa. „Morgen? Ist da was Wichtiges?" „Wir gehen alle in die Disco, ein Teil der Einnahmen geht nämlich in unsere Abikasse.", erklärt mir Sarah. Disco klingt gut und so ein Abend mit allen wird lustig. „Klar, ich bin dabei." Die beiden unterhalten sich weiter, mit wem sie wann dort hingehen, aber ich werde abgelenkt durch rote Haare. Julia setzt sich eine Ecke des Foyers.Sollte ich sie ansprechen? Komm schon du Feigling, das ist vielleicht deine letzte Chance. Noch beim Versuch mich selbst zu überwinden, kommt Schiller auf mich zu: „Wie kommst du morgen zur Disco?" „Was, du bist auch dabei? Ich wollte den Zug nehmen.", ich bin überrascht, Schiller ist kein Discogänger. „Natürlich, es gehen verdammt viele hin." „Cool, das wird bestimmt geil.", meine Begeisterung ist deutlich zu hören. Mein Blick wandert abermals zu Julia, während Schiller in das Gespräch von Tessa und Sarah einsteigt. Komm schon, sprich sie an! Daraus wird leider Nichts, weil meine Klasse aufgerufen wird. Nach dem Foto bete ich, dass sie noch immer am selben Platz sitzt. Das tut sie auch, trotzdem spreche ich sie nicht an, weil sie jetzt mit ihrer Klasse dran ist. Ich warte und lausche nur mit halbem Ohr den Anderen, wie sie den morgigen Abend planen.Vielleicht kommt Julia auch, dann könnten wir tanzen oder noch besser in einer dunklen Ecke rumknutschen. Bevor ich diesen Gedanken weiter ausbauen kann, tritt sie wieder ins Foyer.Na endlich. Jetzt , bevor sie geht. Entschlossenen Schrittes gehe ich auf sie zu.Warum bist du so scheiße nervös. Ihr hattet gestern Sex und heute zitterst du schon, weil du sie was fragen willst. Reiß dich mal am Riemen. „Hey, kommst du morgen mit in die Disco?", beginne ich holprig das Gespräch und hocke mich vor sie. „Was ist da?", wie ich, scheint sie nicht Bescheid zu wissen. „Irgendwie trifft sich der halbe Jahrgang da." „Tut mir leid, ich kann nicht. Ich muss arbeiten.", verneint sie meine Frage. Obwohl ich keine andere Antwort erwartet habe, bin ich doch ein Wenig enttäuscht: „Schade."Bitte lass sie jetzt nicht denken, dass es mich verletzt. Gott stellst du dich wieder dumm an. „Aber auf dem Abiball bist du?", versuche ich schnell vom Thema wegzukommen. „Ja.", sie lächelt dieses unheimlich süße Lächeln. „Cool.", ich erwidere es. „Vielleicht sieht man sich mal bei den Prüfungen.", bemerkt sie schmunzelnd. „Stimmt, da sieht man sich mal.", murmle ich und blicke ihr tief in die Augen.Sag irgendwas Tolles. Bedank dich für gestern oder mach was. Nutz deine Chance. Frag wenigstens, wann ihr euch wieder seht! Gerade als ich eine dieser Ideen umsetzen will, höre ich meinen Namen. „Moritz!", es ist Schiller. Das kann doch nicht wahr sein.„Ich habe noch ein Komiteetreffen, da muss ich jetzt hin.", antworte ich auf ihren fragenden Blick. Schiller ist bei uns angelangt und hockt sich zu uns: „Kommst du?" Mist, er hat unsere Zweisamkeit zerstört. So ein Dreck. Jetzt kann ich nichts mehr über gestern sagen. Julia grinst mich an: „Na dann geh mal besser." „Siehst du, sie erkennt die Wichtigkeit des Termins.", scherzt Schiller und legt dabei eine Hand auf ihr Knie.Wie kann er das so einfach? Ich hätte ewig gebraucht, um solche körperliche Nähe zu erreichen. Mein Blick trifft ihren und sie kann wahrscheinlich sehen, wie viel ungesagt bleibt, dennoch bedeutet mir ihr Blick: „Geh, es ist in Ordnung." Mit einem letzten Lächeln verabschiede ich mich und mache mich gemeinsam mit Schiller auf zum Treffen. Es gilt dem Abistreich und wir bequatschen alle Einzelheiten. Als wir fertig sind, ist Julia logischerweise bereits gegangen. Schiller konnte nicht bis zum Schluss bleiben, Tessa und Sarah fahren mit Auto, also bin ich allein. Deshalb latsche ich allein, in Gedanken versunken, zum Bahnhof und damit ist die Schulzeit vorbei.
Man man man, das war es also. Julia siehst du jetzt höchstens noch zu den Prüfungen und dann wahrscheinlich nie wieder. Alles nur, weil ihr es nicht geschafft habt, eure dämlichen Handynummern auszutauschen. Selbst Schuld Vollidiot.
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Schwarze Strumpfhosen
Short StoryEine etwas ungewöhnliche Geschichte zwischen zwei Menschen, die verpassen sich kennen zu lernen und trotzdem sich immer wieder intim über den Weg laufen.