„So, die Pancakes sind fertig. Hier, lass es dir schmecken.", sagt sie und bricht die aufgekommene Stille, während sie die Pancakes serviert.
„Moment, noch nicht essen. Da kommt noch ganz viel Ahornsirup drauf. So, jetzt darfst du essen. Lass es dir schmecken!"
Ich probiere ein Stück, während Ayumi gespannt auf meine Reaktion wartet. Das macht mich irgendwie nervös. Aber sie hat recht, die Pancakes sind wirklich sehr lecker.
„Zugegeben, du hast nicht zu viel versprochen. Was ist dein Geheimnis?"
„Es wurde mit sehr viel Liebe zubereitet.", sagt sie zufrieden und da fällt mir wieder ein, wie naiv sie doch eigentlich ist. Aber das mag ich am meisten an ihr. Tatsache ist, dass ich so etwas wie die Pancakes gebraucht habe, um auf andere, angenehmere Gedanken zu kommen. Denn seit einer Weile mache ich mir viele Gedanken, wie es mit uns weiter gehen soll. Ich habe Angst, dass uns etwas trennt. Wie zum Beispiel der Tod.
„Du, Ayumi? Glaubst du, es kann für immer so bleiben, wie es jetzt ist? Oder denkst du, dass eines Tages der Tag kommen wird, an dem wir getrennt werden?", frage ich schließlich. Die Sache liegt mir sehr auf dem Herzen.
Bevor sie dazu kommt zu antworten, läutet lautstark die Kirchenglocke in unserem Viertel.
„Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist.
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort.
Gegrüßet seist du, Maria ...
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.Gegrüßet seist du, Maria ...
Bitte für uns, heilige Gottesmutter heilige Gottesgebärerin, auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.Lasset uns beten. Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen."
...
„Was sollte das denn eben?", frage ich irritiert.
„Der Engel des Herrn. So heißt das Gebet, dass man nach jedem Läuten beten soll. Hmm.. Und das soll jetzt auch gleichzeitig das Tischgebet gewesen sein.", antwortet sie und möchte anfangen zu essen.
„Glaubst du an Gott?"
„Ich weiß nicht... Ich habe es immer gemacht, weil meine Eltern sagten, ich soll es tun. Da fällt mir ein, ist heute nicht Montag? Es müsste jetzt gegen acht Uhr sein, wir müssen schnell zur Schule gehen!"
Wir stopfen schnell die Pancakes in uns hinein, ziehen uns um und flitzen zur Schule.
Glücklicherweise ist unser Zuspätkommen nicht aufgefallen, da unsere Lehrerin selbst noch nicht da war. Ich sitze wieder hinten auf mein Platz und Ayumi weiter vorne. Die Schülerinnen sind alle sehr laut. Die Mädchen auf dieser alten Schule stammen meistens von reichen Eltern ab und halten sich deshalb für was Besseres. Auch wenn es eine Mädchenschule ist, reden sie ständig über Jungs.
Nun betritt die Lehrerin in Eile den Raum. „Guten Morgen. Begrüßt bitte ganz höflich die neue Schülerin, die ab heute unserer Klasse angehören wird.", sagt sie noch beim Reinkommen und wendet sich zur Schülerin. Das Mädchen läuft ihr hinterher.
Wieso starrt das Mädchen mich an?
„Möchtest du dich vorstellen?", fragt sie die neue Schülerin leise. Das Mädchen wendet ihren Blick von mir ab und nickt etwas schüchtern. „Hallo, mein Name ist Parcae. Ich bin 17 Jahre alt und freue mich euch kennenzulernen."
"Freut uns ebenso. Such dir einen Platz aus, der dir gefällt.", sagt die Lehrerin freundlich.
Die Schülerin läuft auf einen Platz zu.
Nein.. sie läuft auf mich zu? Die gesamte Klasse ist ruhig. Und auch die Lehrerin. Man hört nur ihre Schritte. Tatsächlich. Sie kommt mir mit jeden Schritt näher."Hallo, Moira."
...
Die Lehrerin und die Schüler schauen alle irritiert zu uns. Das ist eine schwierige Situation. Mein Herz rast. Wer ist sie?
"Kennen wir uns?", frage ich aufgeregt. Plötzlich zückt sie eine Klinge. Sofort stehen einige Schülerinnen auf und treten erschrocken ein paar Schritte zurück. Ohne zu zögern steckt sie die Klinge in meine Brust. Nun gerät die Klasse in Panik. Alle rennen stürmisch aus dem Klassenzimmer. Ayumi schaut mich schockiert an. Die Lehrerin nimmt ihre Hand und rennt schnell mit ihr raus.
Nur noch ich und das Mädchen befinden uns im Zimmer. Es ist still geworden. Das Blut tropft von ihrer Klinge auf die Blutlache. Extrem viel Blut fließt auf dem Boden und breitet sich aus. Es ist mein Blut. Was passiert hier..?
Mein Blick wird langsam dunkler und dunkler. Ich kann kaum noch auf den Beinen stehen. Ist alles nun vorbei?
Ohne Vorwarnung zieht sie mit einer eleganten Bewegung die Klinge aus meinem Körper. Ich kann das Loch in meiner Brust spüren. So viel Blut.
Ich sacke langsam zusammen. Schwach sehe ich noch ein letztes mal zu ihr hoch. Das Mädchen sieht mich mit kaltem Blick an. Ich verliere langsam das Bewusstsein und schließe die Augen.
"Das ist deine gerechte Strafe, Moira."

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Verbotenes Wunder
FantasyMoira, ein Schicksalsengel, bekommt vom Herren einen Auftrag. Sie soll das Schicksal der Bürger einer Kleinstadt namens Revise City schreiben. Menschen sind langweilig. Ihre Handlungen sind vorhersehbar. Sie denken, sie seien frei, dabei folgen sie...