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Ayumis Vater betritt das Krankenzimmer. "Ayumi, pack sofort deine Sachen und komm mit nach Hause. Ich und deine Mutter müssen ein Wörtchen mit dir reden. Du hast wohl hinter unser Rücken geraucht? Das geschieht dir jetzt ganz recht. Das ist die Strafe der Götter, von der wir immer sprechen, wenn du sündigst", sagt er. Ich bin fassungslos. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich kann es nicht glauben. "Wie können Sie nur so mit ihrer Tochter reden. Wo doch so eine schlimme Krankheit bei ihr festgestellt wurde.", sage ich wütend ohne nachzudenken. Er sieht mich böse an. "Wer bist du?", fragt er. "Ich heiße Moira. Ich bin eine Klassenkameradin von Ayumi.", antworte ich und sehe ihm bestimmt in die Augen. "Hör zu, Moira. Es hat dich nicht zu interessieren, wie ich mit meiner Tochter rede. Ach ja und Ayumi braucht keine Freunde. Wir als ihre Eltern wissen, dass es das beste für sie ist, wenn sie nur sich selbst und ihrer Familie vertraut. So Ayumi und jetzt mach dich fertig. Ich warte im Wagen." Er verlässt den Raum.
Ayumi packt ihre Sachen zusammen. "Was, du willst wirklich gehen? Wäre es nicht besser, erstmal hier zu bleiben und auf das zu hören, was die Ärzte sagen?", frage ich. Ich möchte sie überreden, im Krankenhaus zu bleiben. Hier geht es ihr besser. Und hier kümmern sich Ärzte um sie. "Du hast gehört, was mein Vater gesagt hat.", sagt sie und schließt den Reißverschluss ihres Rucksacks. Sie verlässt fluchtartig das Krankenzimmer.
Ich habe so ein schlechtes Gewissen. Ich fühle mich verantwortlich für alles, was gerade passiert. Natürlich, schließlich habe ich es geschrieben. Ich bin Schuld am Schicksalsschlag, den sie erleidet. Es gehört aber zu meiner Aufgabe, Menschen auch Schicksalsschläge zuzuweisen. Trotzdem muss es wieder rückgängig machen. Als ich es geschrieben habe, wusste ich nicht, wer sie ist. Ich kann diese Schuldgefühle nicht ertragen. Ich werde ein Wunder geschehen lassen und sie so von ihrer Krankheit befreien!
Ich habe vorhin erwähnt, dass es beim Schicksalschreiben einige Regeln gibt. Die strengsten Regeln beziehen sich auf das Wunder. Denn Wunder bestimmen maßgeblich die Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Religion. Das heißt, sie bestimmen auch die Beziehung zwischen den Menschen und dem Herren. Denn je mehr Wunder an einem Ort geschehen, desto religiöser sind die Menschen dort. Ich brauche die Erlaubnis des Herren, ein Wunder in Revise City geschehen zu lassen. Denn Ayumi ohne Weiteres von ihrer Krankheit zu befreien, würde einem Wunder gleichkommen.
Bunte Farben fusionieren sich und bilden vor meinen Augen langsam eine große, schöne Welt. Es ist die Traumwelt. Hier ist es uns Engel möglich, den Herren zu treffen, wenn wir nicht im Himmel sind. Ein grelles Licht erscheint. Es ist viel zu hell, um es ansehen zu können. Ich knie mich nieder und sehe runter. "Oh Herr, ich habe eine Bitte. Lass' mich in Revise City ein Wunder geschehen lassen.", frage ich unterwürfig. "Du darfst kein Wunder geschehen lassen, Moira.", höre ich. Das Licht ist verschwunden. Wie soll ich bloß damit umgehen? Oder besser noch: Was soll ich jetzt tun? Mir sind die Hände gebunden.

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Verbotenes Wunder
FantasyMoira, ein Schicksalsengel, bekommt vom Herren einen Auftrag. Sie soll das Schicksal der Bürger einer Kleinstadt namens Revise City schreiben. Menschen sind langweilig. Ihre Handlungen sind vorhersehbar. Sie denken, sie seien frei, dabei folgen sie...