,, Fünf neunundneunzig! " sagt die Verkäuferin und reicht mir den Bon. Ich gebe ihr einen Zehner und denke darüber nach warum ich den ganzen Spaß auch noch bezahlen muss. Ach stimmt ja: ich bin leicht zu beeinflussen. Das macht mir aber nichts aus. Ich weiß, genauso gut wie Kathie, dass dies nicht immer zutrifft. Hätte man mich in einen Raum gesteckt, alleine mit einem CD Player, der meinen Lieblingssong spielt, könnte man mich kaum wiedererkennen. Aber auch nur wenn ich hundertprozentig sichergehen konnte, dass wirklich nirgends Kameras aufgestellt waren.
Die Kassiererin gibt mir das Rückgeld, während ich den Einkauf in die Tüte überlade. Der Beutel aus Plastik ist nicht umbedingt leicht, aber da ich als kleines Mädchen immer Gewichtheberin gespielt habe, komme ich damit zurecht. Auch wenn ich kaum glaube, dass die Kuscheltiere die ich an beide Enden eines abgebrochenen Besenstiels gekettet hattte (um sie dann unter ächzen auf und ab zu heben) viel dazu beigetragen haben. Aber da ich auch nicht aussehe wie Blondie, habe ich zwar ein wenig Speck, der dann aber wiederrum durch eine nicht so geringe Masse Muskeln ausgeglichen wird. Ach ja, Blondie ist eine 1,50m "große" abgemagerte möchte gern Tusse, die nur einen BH trägt, weil das in diesem Alter mal ganz angemessen wäre, keineswegs weil sie ihn braucht. Dazu kommt noch ihre unausstehliche Stimme und wie sie sich an jedes sich bewegende, männliche Wesen kettet, um wie es scheint, ihnen dann mit ihren 1,65m langen Haaren den Arsch abzuwischen. Und ihnen sämtliches Leben aus den Adern zu ziehen. Pech gehabt. Und zwar in dem Sinne, dass keiner sie mag oder je mögen würde. Das klingt jetzt voll fies, aber um die Bosheit in diesen Wörtern zu verstehen, muss man es erstmal hautnah erlebt haben. Ohne mit diesen Gedanken weiter meine Zeit zu verschwenden, lege ich die Tasche behutsam in meinen Fahrradkorb und schwöre mir, dass ich dieses mal vorsichtiger fahren würde. Ich wollte ja nicht das Risiko eingehen, möglicher Weise noch mit meiner Sexualkunde Lehrerin aus der sechsten Klasse zusammen zu stoßen, und ihr später noch die Speichen ersetzen zu müssen. Ich steige aufs Rad und fahre los. Meine Augen scheinen mich heute täuschen zu wollen, denn ich sehe wieder einen Schatten. Er hatte die Größe eines durchschnittlichen Jungen aus meiner Klasse. Ich wollte nicht weiter drüber nachdenken. Seit wir das Buch über diese phsychisch gestörte in Deutsch gelesen hatten, war mir nichtmehr ganz wohl zumute, alleine in weniger bewohnten Gegenden herum zu fahren. Doch der Schatten zieht meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, denn mit meiner ansteigen Geschwindigkeit, scheint auch der Schatten sein Tempo zu erhöhen. Mir ist nicht mehr ganz wohl zu mute, also bremse ich ab und auch der Schatten wird langsamer, bis er schließlich ganz zum stehen kommt. Für einen Moment kann ich einen Blick auf den Jungen erhaschen, bis es wieder kurz raschelt und der Körper im Schutz der Blätter steht. Meine Neugier ist geweckt, also stelle ich mein Fahrrad ab und begebe mich auf die andere, durch die Büsche geschützte Straßenseite. Ich teile die Blätter mit meinen Händen, doch kann nichts erblicken. Auch wenn ich für Aussenstehende grade wahrscheinlich richtig gestört aussehe, rufe ich zur Vergewisserung noch einmal: ,,Ist da jemand?" Als mir keiner antwortet drehe ich mich um. Grade als ich den ersten Schritt zurück auf mein Fahrrad machen will, legen sich zwei starke Hände über meinen Mund und ziehen mich an einen muskulösen Körper, unter das geschützte Blätterdach, wo mich und mein "Entführer" scheinbar niemand mehr sehen kann. Ich reagiere sofort, trete dem Jungen, der grade dabei ist, mich umzudrehen, gegens Schienbein. Dieser lässt mich für einen kurzen Moment los, den ich sofort ausnutze um ein Hilferuf an die Außenwelt zu senden. Und um den Unverschämten einmal genauer zu mustern. Das kann doch nicht sein! Das ist Kevin!!! WIRKLICH ein Junge aus meiner Klasse!!! Auch er reagiert schnell auf meinen Tritt und boxt mir als Antwort in den Bauch. Und zwar so fest, dass ich auf die Knie sinke und mir die Tränen in die Augen steigen. Sofort legen sich seine Hände wieder um meinen Mund. Diesmal hat erst auch meinen restlichen Körper besser im Griff. Er kommt mir so nah, dass sich mein ganzer Körper sträubt. Er flüstert mir mit seinem widerlichen Atem ins Ohr: ,,Wenn du dich nicht bewegst, passiert dir nichts schlimmeres." Er dreht mich und zieht an mir bis ich letztendlich mit meinem Rücken auf dem Boden liege. Er sitzt auf mir, allerdings die ganze Zeit darauf bedacht seine eine Hand auf meinem Mund ruhen zu lassen. Er will nicht das Risiko eingehen, dass ihn möglicherweise noch jemand hört. Mit der anderen Hand nestelt er jetzt an dem Reißverschluss seiner Hose. Langsam bekomm ich eine Ahnung von dem was erst vor hat. Er bekommt seine Hose nicht auf. Das macht ihn anscheinend unvorsichtig, sodass er die Hand von meinem Mund nimmt, um beide Hände zur Öffnung seiner Hose bereit zu haben. Dass nutze ich wieder aus um nach Hilfe zu rufen. Diesmal so laut und durchdringend, dass mich anscheinend jemand gehört hat. Das Blätterdach über unsern Köpfen spaltet sich und in Sekundenschnelle spüre ich wie das Gewicht über meinem Körper verschwindet. Ich bin zu geblendet als das ich etwas sehen kann, höre allerdings die Geräusche von Schlägen. Dann ist es still. Als nächstes umschließen mich zwei warme Arme, doch diesmal wollen sie helfen. Die Arme ziehen mich auf meine Beine. Sie sind nicht so drängend wie eben. Ich stehe zwar sehr wacklig, drehe mich aber um. Ich will jetzt endlich erfahren, wer mein Retter ist. Doch genau in dem Moment in dem ich mich umdrehe, wünsche ich mir zugleich ich hätte es nicht getan. Das kann nicht sein, es ist...

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Asphalt Kids
RomanceGibt es einen wirklichen Durchschnitts Wert für Teenager? Hier steht er vor euch: Hannah Gabriel. Sie ist 16 Jahre alt, hat mittellange, dunkelblonde Haare und trägt gelegentlich eine Brille. Ihre beste Freundin liebt einen Jungen, für den sie nach...