Kapitel 5

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Das kann nicht sein. Ich schaue in eisblaue Augen. Doch mein Gewissen sagt mir, dass es nicht ER sein kann. Einfach schon aus Prinzip. Man kann von keinem Puma dieser Welt verlangen, dass er ein Häschen rettet, anstatt es zu verspeisen. Vorallem wenn dieses Häschen dem Puma vorher deutlich klargemacht hat, dass dieser der Allerletzte sei, von dem es gerettet werden wollen würde. Lieber würde es sterben.

Langsam blitzt auch in seinen Augen ein Schimmer von Verwirrung auf. Er räuspert sich. Und noch bevor ich mich aus seinen Armen befreien kann, fragt er mit seiner rauen Raucherstimme: ,,Gehts dir gut?". Ich würde jetzt gern antworten, dass ich ebend fast vergewaltigt worden wäre und wie ich denn aussehen würde.  Doch ich bin noch zu verdattert. Als er merkt, dass ich langsam wieder auf meinen eigenen Beinen stehen kann, lockert sich sein Griff um meinen Körper, doch er hält mich noch immer. ,,Hannah?", fragt Loui. Loui. Warum ausgerechnet er?! ,,J...j...j...ja?", stelle ich die Gegenfrage. Warum in aller Welt er?!?! ,,Alles Ok?", wiederholt er seine Frage, mit fürsorglichem Blick. Diese Augen... Halt. Hab ich grad wirklich darüber nachgedacht, dass erst schöne Augen hat?! Ich wurde zwar grade fast vergewaltigt und meine beste Freundin ist in ihn verknallt. Außerdem ist er neben Rosenkohl das Ekelhafteste was es auf der Welt gibt. Aber egal... *Ironie*

,,Öhm... Denke schon...(?)", antworte ich. Er lässt mich los und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Was?! Der selbstbewussteste Typ der Schule ist schüchtern? ,,Ähh... Super", sagt er, noch immer verlegen. Hm. ,,Was machen wir jetzt? Die Polizei rufen? Willst du ihn anzeigen? ", fragt er jetzt schon ein wenig selbstsicherer. Dabei zeigt er auf den bewusstlosen Kevin, auf dem Boden. ,,Hm... Nein, denke nicht." Aber ihn hier liegen lassen? Obwohl, verdient wäre es schon. Außerdem besteht auf dem Fußweg für ihn keine Gefahr, vom Auto überrollt zu werden. ,,Okay, aber ruf mich dass nächste mal an, bevor du wieder alleine zum einkaufen losziehst.", lächelt er mich an. ,,Öh... Mal sehen. Da...danke nochmal", lächel ich zurück. Aus reiner Höflichkeit, versteht sich ja. ,,Klar. Bis dann.", lacht er und geht. Lässt mich einfach da stehen. Auch wenn es mich in den Fingern juckt ihn zurückzuhalten und zu bitten mich bis nach hause zu begleiten. Aber da ich mir so schon viel zu erniedrigt vorkomme, rücke ich noch mein Oberteil zurecht, schwinge mich aufs Rad und mache mich auf den Rückweg. Diesmal hoffentlich ohne Unterbrechung.

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