Asphalt Kids

Kapitel 3

Pf. Jetzt merke ich erst was meine ältere Cousine damit meint, wenn sie sagt, dass ich leicht zu beeinflussen bin. Aber ich kann es halt nicht ertragen andere unglücklich zu sehen. Genauso wie Kathie, als sie mich nach der Schule, bis zu meiner Bushaltestelle verfolgt hat, um mich (wie meine Golden Retriever Hündin Bea) mit ihren größten Hundeaugen zu durchbohren. Ich muss sagen, dass Kathie sehr schöne, rehbraune Augen besitzt. Wie Bea. Nur der Unterschied zwischen den Beiden ist, dass mein riesiges flauschiges Wollknäuel auf dem rechten Auge blind ist. Nur um das klar zu stellen, mit dem Wollknäuel meine ich Bea. Auf jeden Fall, als Kathie mich dann vorhin so etwa zwanzig Minuten lang angebettelt hat, mit ihr auf die Party zu gehen, fragte ich sie was denn passieren würde, wenn ich nicht mit käme. Da vollbrachte sie eine ihrer leichtesten Schauspiel Übungen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, drehte mir den Rücken zu und teilte mir in ihrem schärfsten Ton mit, dass sie dann nicht mehr mit mir befreundet wäre. Ich verdrehte meine Augen, doch bevor ich etwas erwidern konnte, drehte sie sich blitzartig um, fiel mir an die Beine und meinte dass die Party eine solche Erleichterung für ihr Ego wäre und dass ich ihr diese Wohltat, als ihre beste Freundin doch nicht verwären könnte.

Und jetzt liege ich hier und weiß immer noch nicht, wie sie es geschafft hatte, dass ich dem zustimme. Ich werde auf die wohl angesagteste Party des Jahres gehen. Es würden mich wahrscheinlich hunderte Mädchen darum beneiden. Und trotzdem hab ich immer noch, nicht schlecht Lust, diesem Kotzbrocken auf seine verkotzten Schuhe zu kotzen. Ok, ich weiß das waren viele 'kotzen' in einem Satz, aber nun gut. Doch wie ich grade in den übel riechesten Gedanken bin, weckt mich meine Mutter aus meiner Trance. ,,Hannah!", ruft es von unten. ,,Kommst du mal bitte?", ruft erneut eine Stimme aus dem Erdgeschoss. ,,Bin ja schon da." - ,,Schätzchen?", oh-oh, dieser Ton hört sich schonmal gar nicht gut an, ,,Würdest du so lieb sein und noch etwas Milch holen? Ich muss den Kuchen für meine Arbeit heute noch fertig kriegen. Das wäre ganz toll von dir!", umschleimt sie mich wie eine fette Nacktschnecke. Hab ich überhaupt ne Wahl? Wohl eher nicht. Also gebe ich mich dem hin und sage: ,,Meinetwegen."

Jetzt sitze ich auf meinem Rad und überlege warum ich nochmal zugesagt habe, dass ich Milch hole. Jetzt erstmal zur Lagebeschreibung des einzigen Ladens weit und breit. Wir wohnen in einer Berglandschaft. Jetzt nicht so übertrieben wie Schottland oder so, aber halt nicht ganz ohne. Und wir leben dann doch schon eher in der Umgebung, in der die größten Hügel stehen. Ja, und der kleine Laden liegt auf dem "Gipfel" des "Berges". Und wir wohnen in einem Tal. Meint: Ich muss fast den ganzen Hinweg lang, bergauf. Und bei dieser Steigung bin ich zu Fuß schneller als mit dem Rad. Momentan habe ich aber schon die Hälfte geschafft. Die letzten 700 Meter gleich, kann ich dann noch mit dem Rad fahren, da die Steigung dort recht gering ist. Das Problem bei meinem Fahrrad ist nur, dass es drei Gänge hat. Das hört sich jetzt unlogisch an, aber ich erklärs mal: Da gibt es den ersten Gang: Ich muss in die Pedale treten wie beim dritten Gang. Dann gibt es da noch den zweiten Gang: Ich muss in die Pedale treten wie beim dritten Gang. Und zu guter letzt, ist da noch der dritte Gang: Der einzigste, der erfüllt was dransteht. Ein hoch modernes Rad hab ich da, nicht? Als ich oben angelangt bin, steige ich auf den Sattel und fahre die restlichen 700 Meter. Auf einer zwischendurch graden Strecke, schließe ich die Augen, und genieße für einen Moment den Wind in meinen Haaren. Doch das soll mir anscheinend nicht vergönnt bleiben. Auf einmal höre ich ein Scheppern und mein Rad kommt urplötzlich zum stehen. Ich öffne meine Augen, doch hätte sie lieber geschlossen lassen sollen. Vor mir steht mein Biolehrer mit einem zerdeppertem Scheinwerfer und zinnoberrotem Gesicht. Scheiße. Bei meinem Biolehrer, Herrn Deppscher, braucht man keine Angst davor haben, dass er anfängt zu schreien, eher, dass er ganz ruhig wird. Und genau das ist er jetzt. ,,Eh...e...e...es tut mir leid! Geht es ihnen gut?", bringe ich hervor. ,,Mir schon", antwortet er zwischen zusammen gebissenen Zähnen, ,,Meinem Scheinwerfer dafür umso schlechter!" Ups. ,,Kann ich ihnen den vielleicht ersetzten, äh, erstatten?" - ,,Wenn nicht hättest du jetzt ein Problem, junge Dame.", teilt er mir mit immer noch ungesund aussehenden Gesicht mit. Er setzt sich wieder auf sein Rad, doch nicht ohne mir hinterher zu rufen: ,,Wenn das Referat über Bandwürmer morgen nicht da ist, gibts eine Sechs!" Er verschwindet um die Ecke und ich atme auf. Ich habe das Referat zwar fertig, aber ich bezweifle, dass meine Biologie Note hier runter nicht leidet. Kacke. Ich fahre die restlichen 100 Meter zum Laden und stelle mein Fahrrad dort ab. Als ich durch die automatische Tür ins innere gelange, meine ich draußen noch ein Schatten durchs Gebüsch huschen zu sehen. Ich befasse mich nicht weiter damit, sondern mache mich gleich auf den Weg zur Milchtheke.

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14 Leser schon *-* find ich echt toll weiter soo